Wenn werdende Eltern wissen wollen, welches Geschlecht der Nachwuchs haben wird, greifen sie in aller Regel auf den Ultraschall in der Praxis des Gynäkologen zurück. Lemuren der Art Katta (Lemur catta), die ausschließlich in Madagaskar leben, verfügen über solche Geräte nicht. Dennoch lässt sich bereits vor der Geburt sagen, ob die zukünftige Mutter mit einem weiblichen oder männlichen Jungtier trächtig ist: Ihr Geruch verrät es.
Christina Drea vom Lehrstuhl für Evolutionäre Anthropologie an der Duke University und Jeremy Crawford von der Berkeley University berichten im Fachmagazin Biology Letters (online) von dieser Lemuren-Eigenart, die bislang bei keiner anderen Tierart nachgewiesen wurde. Die beiden Wissenschaftlerinnen führten den Beweis im Labor durch. Sie nahmen mit Wattestäbchen Geruchsproben aus der Genitalregion von zwölf Katta-Weibchen aus dem Duke Lemur Center in Durham, jeweils vor und während der Schwangerschaft. Bereits aus früheren Untersuchungen wusste man, dass dieser komplexe Geruchscocktail unter anderem Informationen über das Geschlecht des jeweiligen Tieres und über dessen Fruchtbarkeit liefert.
Mithilfe chemischer Analyseverfahren wie Gaschromatografie und Massenspektrometrie konnten Drea und Crawford nun nachweisen, dass sich mit der Trächtigkeit des Weibchens ebenfalls ganz bestimmte Änderungen ergeben: Ihr Geruch wird einfacher, enthält weniger Komponenten. Und: Deutlich stärker ist dieser Effekt, wenn das Tier ein männliches Junges erwartet. Dieser Geruchswandel wird von ebenfalls typischen und drastischen Änderungen der Hormonpegel im Lemuren-Blut begleitet.