Gender-Forschung:Ein iPhone von Yvonne

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Ebay-Kunden zahlen Frauen weniger als Männern. Auch wenn die Verkäufer genau dieselben Dinge neu und originalverpackt anbieten.

Von Tina Baier

Frauen, die Produkte auf Ebay verkaufen, erzielen durchschnittlich 20 Prozent weniger Umsatz als Männer - auch wenn sie genau dieselben Dinge neuwertig und in Originalverpackung anbieten. Interessanterweise scheinen auch weibliche Kunden - wahrscheinlich unbewusst - diese Einschätzung zu teilen. Als Käuferinnen verhielten sie sich genau wie Männer und boten ihren Geschlechtsgenossinnen deutlich weniger. "Eine Erklärung könnte sein, dass Menschen Produkte von Frauen für minderwertiger halten", schreiben die israelischen Forscherinnen Tamar Kricheli-Katz und Tali Regev in der Fachzeitschrift Science Advances.

Geringer fielen die Geschlechtsunterschiede bei gebrauchten Waren aus: In dieser Kategorie bekamen Frauen auf Ebay nur drei Prozent weniger als männliche Verkäufer. Die Soziologin Kricheli-Katz und die Ökonomin Regev vermuten, dass die meisten Menschen Frauen zutrauen, den Zustand eines gebrauchten Gegenstands adäquat zu beschreiben. Das trage möglicherweise dazu bei, den Abstand zwischen den Geschlechtern zu verringern.

Als Grundlage für ihre Untersuchung zogen die Wissenschaftlerinnen mehr als eine Million Online-Verkäufe der 420 in den USA beliebtesten Produkte im Zeitraum zwischen 2009 und 2012 heran. Etwa ein Viertel der Verkäufer waren Frauen; im Schnitt hatten sie weniger Erfahrung auf Ebay, aber bessere Kundenbeurteilungen als die männliche Konkurrenz. Eine Besonderheit von Ebay ist zwar, dass Anbieter ihr Geschlecht nicht angeben müssen. In einem Zusatzexperiment fanden die israelischen Wissenschaftlerinnen aber heraus, dass die meisten Nutzer unter anderem aufgrund der Dinge, die jemand auf Ebay anbietet, schnell wissen, ob sie es mit einem Mann oder einer Frau zu tun haben. Bei immerhin 1127 von 2000 Ebay-Profilen gelang es Probanden, das Geschlecht richtig zuzuordnen; nur bei 170 lagen sie daneben, die übrigen konnten sie nicht identifizieren. "Wenn ich zusätzlich zu einem iPhone meine Schuhe und meinen Geldbeutel verkaufe, bin ich ziemlich leicht als Frau zu erkennen", sagt Kricheli-Katz.

In einem Folgeversuch boten die Forscherinnen online einen 100-Dollar-Gutschein für Amazon an. Hieß der fiktive Anbieter "Brad" waren die Käufer im Schnitt bereit, 87,42 Dollar zu bezahlen, bei "Alison" waren es nur 83,34 Dollar. Vorteile hatten die Frauen nur bei wenigen Produkten, darunter Spielsachen.

© SZ vom 23.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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