Explosive Insekten:Termiten als Rucksackbomber

Manche alten Termiten die sowieso bald sterben, ziehen in eine letzte, selbstmörderische Schlacht: Sie entwickeln eine Art Rucksackbombe, mit der sie gegnerische Termiten umbringen. Wissenschaftler haben nun herausgefunden, wie die Waffe funktioniert.

Thomas Wagner-Nagy

Alternde Arbeiter der Termitenart Neocapritermes taracua blicken keinem entspannten Lebensabend entgegen. Im Verteidigungsfall sind sie es, die in den Krieg ziehen müssen, um ihre Kolonie zu verteidigen.

Dabei werden sie zu regelrechten Selbstmordattentätern, wie ein internationales Forscherteam um Jan Šobotník von der Tschechischen Akademie der Wissenschaften in Science (Bd. 337, 2012) berichtet.

Die untersuchte südamerikanische Termitenart bewohnt und frisst morsches Holz. Wie das Team feststellte, nutzt sich der Unterkiefer der Insekten im Alter ab und wird anders als der Rest des Körpers auch bei Häutungen nicht erneuert.

Sobald die Arbeiter deshalb Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme bekommen, ist das der Startschuss für ihre letzte, selbstmörderische Mission: Auf dem Verbindungsstück zwischen Brustkorb und Abdomen wächst ihnen ein blauer oder weißer Punkt. Was wie ein Rucksack aussieht, ist in Wahrheit eine Waffe.

Bei aggressiven Auseinandersetzungen mit fremden Termiten beißen die Arbeiter zuerst zu. Wenn das nicht hilft, platzen sie auf und sondern die Flüssigkeit aus ihrem Rucksack ab, die sich binnen Sekunden in eine klebrige Masse verwandelt.

Dabei handelt es sich um ein kristallförmiges Kupferprotein, das über eine neu entdeckte Drüse abgegeben wird, schreiben die Wissenschaftler. Die klebrige Masse entsteht durch Kontakt mit der Speicheldrüse. Für andere Termiten ist das Gemisch giftig. Die Forscher konnten messen, dass die Insekten umso mehr Protein produzierten, je mehr sich ihr Unterkiefer abnutzte.

© SZ vom 24.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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