Eruptionen auf der Sonne:Was der Sonnensturm für die Erde bedeutet

Lesezeit: 3 min

Immer wieder schleudert die Sonne Gaswolken ins All - nach einem Ausbruch im Januar gibt es nun schon die nächste, deutlich stärkere Eruption. Doch wie kommt es überhaupt zu den Ausbrüchen? Und welche Gefahren gehen von den häufiger und stärker werdenden Sonnenstürmen aus?

auf die wichtigsten Fragen.

[] Was versteht man unter einem Sonnensturm?

Die Sonne schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren zwischen eher ruhigen und eher aktiven Phasen. Ist der Stern besonders aktiv, entstehen Sonnenflecken, Gasausbrüche und Strahlungsstürme. Grund für die Schwankungen ist der Rhythmus des Gastransports in den Außenschichten der Sonne.

Seit 2010 steigt die Aktivität der Sonne wieder an. Der Sonnenwind - ein Fluss geladener Sonnenteilchen, der die Erde beständig umströmt - wird zunehmend böig, Sonnenstürme werden häufiger und stärker.

Während einer aktiven Phase treten vermehrt Sonnenflecken auf. Die damit verbundenen starken Magnetfelder können große Gaswolken aus den Außenschichten der Sonne ins All schleudern. Diese sind elektrisch geladen und daher in der Lage, das Erdmagnetfeld zu stören.

Um die Hintergründe für die schwankende Sonnenaktivität zu klären, schickte die US-Raumfahrtbehörde Nasa Anfang 2010 einen Satelliten ins All, der im Rahmen der Mission "Solar Dynamics Observatory" (SDO) Aufschlüsse über das Geschehen auf der Sonne bringen soll.

[] Welche Gefahren können von Sonnenstürmen ausgehen?

Meist bleiben geomagnetische Stürme unbemerkt. Sind sie besonders stark, können sie jedoch zum Ausfall von Stromnetzen führen und die Satelliten in der Erdumlaufbahn beeinträchtigen.

"Es gibt zwei Probleme mit den Satelliten", sagte Paolo Ferri vom Raumflugkontrollzentrum Esoc. Zum einen haben manche Satelliten wie das Weltraumteleskop Integral sensible Geräte an Bord, die mit Hochspannung arbeiten, welche bei einem Sonnensturm "sofort und sehr dramatisch" reagieren. Die Geräte würden deshalb bei einer Sonnensturm-Warnung sofort abgeschaltet.

Zum anderen und laut Ferri weitaus schlimmer: Die Lage mancher Satelliten wird über spezielle Sternensensoren gesteuert. "Diese Sternensensoren werden praktisch blind, wenn dieser Sturm geladener Partikel kommt", sagte Ferri. Im Moment ist die Raumsonde Venus Express von der Blindheit betroffen. Sie fliegt um die Venus, wo die Intensität des Sonnensturms noch stärker ist. Ausweichend können nach Aussage Ferris Radiosignale zur Lagesteuerung genutzt werden - das sei aber sehr aufwendig und nicht so präzise.

Aufgrund der vom Sturm ausgehenden Strahlung, die Navigations- und Fluggeräte beeinflussen kann, können Flugzeuge wahrscheinlich nicht über die Polarregionen fliegen, wie die Wissenschaftler sagten. Fluggesellschaften haben nach Angaben der Nasa bereits reagiert und Flugrouten umgeleitet.

[] Wie gefährlich ist der gegenwärtige Ausbruch?

Eine Satellitenaufnahme zeigt einen Ausbruch auf der Sonne am Abend des 6. März 2012. (Foto: dpa)

Die Nasa spricht bezüglich des aktuellen Ausbruchs vom größten Sonnensturm seit fünf Jahren und warnt vor Stromausfällen und Störungen bei Navigationssystemen und im Funkverkehr. Der erste Ausbruch hatte sich bereits am Sonntag ereignet, dabei wurde Plasma ausgestoßen und mit einer Geschwindigkeit von 6,4 Millionen Kilometern pro Stunde ins Weltall geschleudert. Am Mittwoch kam es zu weiteren kleinen Eruptionen.

Die Folgen des Sonnensturms können den Angaben zufolge bereits ab diesem Donnerstag auf der Erde zu spüren sein und den ganzen Freitag über anhalten. Erste Teilchen sind nach Angaben des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung (MPS) bereits auf der Erde eingetroffen.

Die Nasa ordnete den aktuellen Sturm auf Stufe drei der insgesamt fünfstufigen Skala ein. Allein die Sonneneruptionen hätten auf der Erde zu kurzen Ausfällen im Hochfrequenzfunk geführt, teilte die US-Wetter- und Ozeanographiebehörde NOAA mit. Da die Sonnenaktivität anhält, könnten in den kommenden Tagen weitere Sonnenstürme die Erde treffen.

Neben möglichen Störungen von Satelliten und Funkverkehr auf der Erde warnte die Nasa auch vor Folgen für die Besatzung der internationalen Raumstation ISS. Zurzeit gebe es jedoch noch keinen Anlass zur Sorge um die Sicherheit der sechs Astronauten an Bord, sagte Nasa-Sprecher Mike Curie.

[] Ist der Sturm auch von der Erde aus sichtbar?

Wirklich sehen kann man den Sonnensturm auf der Erde nicht. Glaubt man Meteorologen, könnten jedoch am Donnerstagabend bunte Polarlichter über dem Norden Europas zu sehen sein. Dem Deutschen Wetterdienst zufolge stehen die Chancen dafür zumindest nördlich der Mittelgebirge "gar nicht schlecht".

[] Wird es in Zukunft noch häufiger zu Sonnenstürmen kommen?

Für Mitte 2013 rechnen Experten mit einem Maximum der Sonnenaktivität. Im Klartext bedeutet das, dass immer häufiger große Gaswolken aus den Außenschichten der Sonne ins All geschleudert werden. Die Aktivität schwankt in der Regel im Rhythmus von etwa elf Jahren - seit 2010 befindet sie sich wieder in einer zunehmenden Phase. In den nächsten eineinhalb Jahren wird es nach Angaben der Nasa wohl noch mehrere und stärker werdende Sonnenstürme geben. Wie viele es sein werden, könne nicht vorhergesagt werden.

Die Behörde befürchtet, dass es künftig verstärkt zu Störungen im Alltag kommen könne, da mittlerweile deutlich mehr Satelliten und Navigationssysteme verwendet werden als früher. Grundsätzlich wird die Erde aber durch ihr starkes Magnetfeld vor den Auswirkungen geschützt.

© Süddeutsche.de/dpa/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: