Beim Liebesakt erwischt:Tödlicher Sex

Es ist gar nicht so leicht für eine Fledermaus, Fliegen zu fangen. Anders sieht es natürlich aus, wenn die Insekten abgelenkt sind. Durch Sex zum Beispiel.

Thomas Wagner-Nagy

Eigentlich sind Fliegen stets wachsam und entkommen Verfolgern meist mühelos. Nur beim Liebesspiel geht die Konzentration flöten. Das hat oft fatale Folgen - besonders dann, wenn sich die Fliegen ihren Lebensraum mit Fledermäusen teilen.

Fransenfledermäuse (Myotis nattereri) in einem Stall. Die nachtaktiven Tiere jagen besonders erfolgreich Stubenfliegen, die sich gerade paaren. (Foto: dapd/Stefan Greif/MPI fuer Ornithologie)

Wie ein Forscherteam des Max-Planck-Instituts für Ornithologie um Stefan Greif beobachtet hat, warten Fransenfledermäuse geradezu darauf, die Insekten beim Liebesakt zu überfallen, um dann buchstäblich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen beziehungsweise zu fressen.

Für ihre Videobeobachtungen wählten die Wissenschaftler einen Kuhstall, in dem es vor Fliegen und Fledermäusen wimmelte. Anlass war die Frage, weshalb die nachtaktiven Fledermäuse so viele tagaktive Fliegen fangen können, obwohl diese sich nachts kaum bewegen und die Fledermäuse mit ihrer Echo-Ortung auf Bewegungen angewiesen sind. "Bei der Paarung geben die Fliegen Klicklaute von sich, die wahrscheinlich durch den Flügelschlag des Männchens entstehen," sagt Greif.

Über einen Zeitraum von vier Jahren filmte das Team 1100 Paarungsakte der Fliegen und stellte fest, dass die Fledermäuse dem Liebesspiel in fünf Prozent der Fälle ein jähes Ende bereiteten.

In 60 Prozent der Fälle, in denen die Fliegen in flagranti erwischt wurden, schnappten sich die Flugsäuger gleich beide Liebenden, schreiben die Forscher im Fachmagazin Current Biology (online). Die Kombination aus Unachtsamkeit und verräterischen Geräuschen der Fliegen führe das Team zum Schluss: Sex kann tödlich sein.

© SZ vom 24.07.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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