Aminosäure in Kometenstaub:Lebensspuren aus dem All

Lesezeit: 1 min

Sind die Zutaten des Lebens im Weltraum entstanden? Zum ersten Mal haben Astronomen in einem Kometen den häufigsten Baustein von Proteinen gefunden.

Alexander Stirn

Die grundlegenden Bausteine des Lebens finden sich nicht nur auf der Erde, sondern auch im Weltall. Erstmals konnten Astronomen in einem Kometen die Aminosäure Glycin nachweisen - den häufigsten Baustoff irdischer Proteine.

Die Nasa-Kometensonde Stardust auf dem Weg zu dem Kometen Wild-2. (Foto: Foto: dpa)

"Unsere Entdeckung unterstützt somit die Theorie, dass die Zutaten des Lebens im Weltraum entstanden und vor langer Zeit durch Kometen oder Meteoriten auf die Erde gebracht worden sind", sagt Jamie Elsila, Astrochemikerin bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa.

Elsila und ihre Kollegen hatten Proben untersucht, die die Raumsonde Stardust vor einigen Jahren eingesammelt hatte. Im Januar 2004 flog die US-Sonde durch die dicke Staub- und Gaswolke, die den Kometen Wild-2 umgibt. Dabei fing Stardust einige Partikel in einer Probenkammer ein, die zwei Jahre später am Fallschirm zurück zur Erde schwebte. Seither sind die Wissenschaftler mit der Auswertung der Proben beschäftigt.

Unsicherheit über die Herkunft

Erste Hinweise, dass sich unter den mitgebrachten Stoffen auch die Aminosäure Glycin befindet, fanden sich bereits vergangenes Jahr. Über deren Herkunft herrschte zunächst allerdings Unsicherheit: "Es war möglich, dass das Glycin bereits beim Bau oder Transport der Sonde dorthin gekommen sein könnte", berichtet Elsila.

Um jegliche Form der Kontamination ausschließen zu können, mussten die Wissenschaftler den chemischen Fingerabdruck der Glycin-Moleküle analysieren: Verglichen mit irdischen Aminosäuren finden sich in den Varianten aus dem Weltraum etwas schwerere Kohlenstoff-Atome.

Genau diesen Unterschied konnten die Astrochemiker nachweisen - obwohl ihnen nicht einmal ein millionstel Gramm des Stoffes zur Verfügung stand. Bei weiteren Aminosäuren, die ebenfalls an Bord von Stardust entdeckt wurden, war die Menge noch geringer, so dass deren außerirdische Herkunft nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden konnte.

Unter Astronomen gelten Kometen wie Wild-2 als perfektes Archiv. In ihrem Innern sind höchstwahrscheinlich Stoffe konserviert, die noch aus den Kindertagen des Sonnensystems stammen - einer Zeit, in der die Erde einem regelrechten Bombardement durch Kometen ausgesetzt war. Genau diese Einschläge, so die Vermutung von Astronomen, könnten die Voraussetzungen für irdisches Leben geschaffen haben. "Die Entdeckung von Glycin in einem Kometen stärkt die Idee, dass die grundlegenden Bausteine des Lebens im Weltraum weit verbreitet sind", sagt Carl Pilcher, Chef des Astrobiologischen Instituts der Nasa. "Und sie ist ein weiteres Indiz, dass Leben im Universum nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist."

© SZ vom 20.08.2009/cf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: