Zwischen den Zahlen:Jumbo im Angebot

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Socken, Spielzeug, Handyhüllen: Online lässt sich fast alles ersteigern - im Moment sogar eine Boeing 747. Zwei Maschinen des Typs sind schon per Auktion im Internet versteigert worden. Die dritte ist noch zu haben. Einen Haken hat die Maschine allerdings.

Von Jan Schmidbauer

Auf den Auktionsplattformen dieser Welt tauchen regelmäßig Dinge auf, die von ihren Anbietern als "einmalige Gelegenheiten" angepriesen werden. Doch Vorsicht: Genau wie im echten Leben entpuppt sich auch hier die einmalige Gelegenheit oft als einmaliger Reinfall. Vom historischen "Schneemann aus dem Jahre 1756", den ein Ebay-Händler vor zwei Jahren versteigerte, war bei genauem Hinsehen nur noch ein Schluck Wasser übrig. Und die Dönertasche (Prädikat: "sehr lecker!!!"), die ein Nutzer im Jahr 2011 loswerden wollte, dürfte kalt beim Käufer eingetroffen sein - trotz 49, 90 Euro Versandkosten.

Wie gut, dass es nun endlich eine ernstzunehmende Referenzgröße für einmalige Gelegenheiten gibt: Auf der Plattform Taobao, dem chinesischen Pendant zu Ebay, konnte man in dieser Woche gleich drei Flugzeuge vom Typ Boeing- 747 ersteigern. Eine Auktion, die es in dieser Form noch nicht gegeben hatte. Die Art des Verfahrens muss man auf den ersten Blick natürlich geißeln. Die stolze 747, die "Königin der Lüfte", soll mithilfe von ein paar Mausklicks verschachert werden? Wie unwürdig für dieses Wunderwerk der Technik, das einst mehr als 200 Millionen Dollar kostete.

Andererseits hat wohl erst die Online-Auktion die Jets vor dem Flugzeug-Friedhof bewahrt. Das Gericht, das sich für die Gläubiger der insolventen Airline um den Verkauf der Jets kümmert, soll sechsmal versucht haben, sie offline zu versteigern. Ohne Erfolg. Erst die Online-Auktion brachte nun den Durchbruch. Mehr als 800 000 Mal wurde die Anzeige aufgerufen, knapp 30 Gebote gingen ein. Den Zuschlag erhielt am Ende die chinesische "SF Airlines".

Allerdings nur für zwei von drei Jets, die sie für umgerechnet 48 Millionen Dollar erwarb. Für die dritte Maschine sollen nach Angaben der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua zu wenige Gebote eingegangen sein. Wer schon immer mal einen Jumbo-Jet sein Eigen nennen wollte, könnte also doch noch seine Chance bekommen. Die schlechte Nachricht: Genau wie bei den anderen beiden Flugzeugen, handelt es sich bei der übrig gebliebenen Maschine um eine Frachtversion der 747. Die kann sich beim nächsten Umzug bestimmt als nützlich erweisen. Für ein neues Leben als Jetsetter ist sie dagegen gänzlich ungeeignet.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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