Zugeständnisse der IG Metall:"Merkel darf Opel nicht sterben lassen"

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Großer Bahnhof in Rüsselsheim: Vom Besuch der Kanzlerin erwartet die Opel-Belegschaft klare Aussagen zur Zukunft. Die IG Metall geht schon einmal in Vorleistung.

Die Erwartungen an die Kanzlerin sind groß. Wenn Angela Merkel am späten Vormittag zum Besuch bei der Opel-Zentrale in Rüsselsheim eintrifft, dann erwartet die Belegschaft vor allem eines: konkrete Aussagen zur Zukunft des bedrohten deutschen Traditionskonzerns.

Die Opel-Arbeiter erwarten klare Worte von Kanzlerin Merkel - und sind selbst offenbar zu Zugeständnissen bereit. (Foto: Foto: dpa)

Auch die Arbeitnehmer sind offenbar zu weiteren Zugeständnissen bereit. Der Frankfurter IG-Metall-Bezirksleiter Armin Schild sagte, selbst die Abweichung von Tarifverträgen sei denkbar. Voraussetzung sei aber, dass der Mutterkonzern General Motors Opel sehr viel mehr Eigenständigkeit zubillige, sagte Schild der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Außerdem müsse der Belegschaft und den Händlern ein Mitspracherecht bei der Strategie und Modellpolitik eingeräumt werden. Entlassungen sollten durch Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich vermieden werden, sagte Schild. "Es gibt zwei Möglichkeiten, die Arbeitszeit zu verkürzen. Man kann entlassen oder die Arbeitszeit auf mehr Leute verteilen. Vollen Lohnausgleich kann es zurzeit wohl nicht geben. Arbeitszeitverkürzung statt Entlassungen heißt unsere Strategie." Die Gewerkschaft sei "dafür auch bereit zu neuen Arbeitszeitregelungen bis hin zu Eingriffen in bestehende Tarifverträge. Das oberste Ziel muss sein: Keine Entlassungen bei Opel", so Schild.

Klares Bekenntnis gefordert

Merkel will am Dienstag das Stammwerk des kriselnden Autobauers besuchen. Nach einer Besichtigung der Produktion und einem Gespräch mit Geschäftsleitung und Betriebsrat wird sie vor rund 3000 Beschäftigten eine Ansprache halten. Dabei wird erwartet, dass die Kanzlerin auch Aussagen über die Zukunft des in seiner Existenz bedrohten Unternehmens trifft.

IG Metall und Opel-Betriebsrat forderten von Kanzlerin Merkel ein klares Bekenntnis zur Rettung des angeschlagenen Autobauers. "Angela Merkel darf Opel nicht sterben lassen", sagte IG-Metall-Vize Detlef Wetzel der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung. "Die Kanzlerin muss sich entscheiden, ob sie nur den Banken oder auch der Realwirtschaft helfen will. Dafür ist Opel das Symbol." Wenn ein Investor für Opel gefunden werde, müsse der Staat mit einer Bürgschaft helfen. Wetzel: "Wenn kein Investor gefunden wird, ist eine Staatsbeteiligung übergangsweise erforderlich."

Der Opel-Gesamtbetriebsratsvorsitzende Klaus Franz verlangte in der Zeitung, die Bundesregierung solle nicht länger auf Entscheidungen in den USA warten. "Die Bundeskanzlerin sollte von der US-Regierung fordern, dass sie die an sie verpfändeten europäischen Werke freigibt."

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