Zahlen aus Nürnberg:Arbeitslosigkeit nur minimal gesunken

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Wegen der Wirtschaftskrise ist die sonst übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ausgeblieben: Im April waren 3,59 Millionen Menschen ohne Job.

Die übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt gibt es im April wegen der Rezession nicht. Die Zahl der Menschen ohne Job ging im Vergleich zum Vormonat minimal um 1000 auf 3,59 Millionen zurück, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) bekanntgab. Die Arbeitslosenquote verharrte bei 8,6 Prozent. Verglichen mit dem Vorjahresmonat ergab sich ein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit um 171.000.

Die Wirtschaftskrise schlägt schon voll auf den Arbeitsmarkt durch, die übliche Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt ist ausgeblieben. (Foto: Foto: ddp)

"Die Rezession der deutschen Wirtschaft wirkt sich zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus", sagte der Vorstandsvorsitzende der BA, Frank-Jürgen Weise. Die Arbeitslosigkeit sei für einen April ungewöhnlich schwach zurückgegangen. "Allerdings hat vor allem die starke Nutzung der Kurzarbeit die Beschäftigung und damit den Arbeitsmarkt insgesamt stabilisiert und Schlimmeres verhindert", betonte er. Ohne Kurzarbeit läge die Arbeitslosenzahl bereits jetzt wieder über der Marke von vier Millionen. Schätzungen der BA zufolge hätten im April 1,3 bis 1,5 Millionen Beschäftigte kurzgearbeitet, sagte Vorstandsmitglied Raimund Becker. Dies entspreche bei einem Arbeitszeitausfall von einem Drittel rund 450.000 Vollzeitarbeitskräften.

"Scheitelpunkt im nächsten Jahr"

Das volle Ausmaß der Wirtschaftskrise sei auf dem Arbeitsmarkt noch nicht zu spüren, sagte ein Sprecher der BA. Die Arbeitsagentur erwarte, dass sich diese erst im zweiten Halbjahr richtig bemerkbar mache. "Dann werden wir die Anstiege der Arbeitslosigkeit haben, die wirklich bemerkenswert sind", sagte er. "Der Scheitelpunkt der Welle in Sachen Arbeitslosigkeit wird erst im nächsten Jahr kommen."

Auch die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute prophezeien einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit noch im laufenden Jahr. Demnach wird die Zahl auf 3,7 Millionen wachsen - bis Ende 2010 sollen es sogar knapp fünf Millionen werden. Damit würde die Arbeitslosigkeit wieder den Stand vor den schmerzhaften Arbeitsmarktreformen der rot-grünen Koalition erreichen. Die Bundesregierung geht nur von geringfügig besseren Zahlen aus.

Vor allem die Sozialversicherungssysteme, auch die Arbeitslosenversicherung, werden unter der Flaute auf dem Jobmarkt leiden, da sie sich aus den Löhnen und Gehältern der Arbeitnehmer speisen. Die BA musste bereits im ersten Quartal eine Finanzierungslücke mit eigenem Geld schließen.

Bereits im kommenden Jahr wird im BA-Etat deshalb ein Milliarden-Defizit entstehen. Dann muss der Bund mit einem Darlehen einspringen, was neue Lücken in den Haushalt von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) reißt.

© sueddeutsche.de/AP/Reuters/tob/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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