Wirtschaft kompakt:Sun putzt sich für Oracle heraus

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Der US-Softwarekonzern Sun streicht jeden neunten Job. Außerdem: Hapag-Lloyd-Mitarbeiter verzichten auf Lohn - und der Flughafen London-Gatwick wird verkauft.

Der vor der Übernahme durch den US-Konzern Oracle stehende Computerspezialist Sun Microsystems streicht 3000 Stellen.

Damit fallen weltweit etwa neun Prozent der zuletzt nach Sun-Angaben knapp 33.000 Arbeitsplätze weg. Die Kürzungen sollen im Lauf der nächsten zwölf Monate erfolgen.

Der Software- und Server-Konzern schrieb zuletzt tiefrote Zahlen. Die hohen Verluste hatten Sun zur Suche nach einem Käufer bewogen. Im April schlug überraschend Oracle, größter Konkurrent des deutschen SAP-Konzerns, für 7,4 Milliarden Dollar samt Schulden zu. Zuvor war eine Übernahme durch den IT-Giganten IBM unter anderem am Streit um den Preis gescheitert.

Für den Jobabbau rechnet Sun über die nächsten Quartalen hinweg mit Einmalkosten zwischen 75 und 125 Millionen Dollar (bis zu 84 Millonen Euro). Wie viele Stellen unter anderem in Europa wegfallen, gab der Konzern zunächst nicht bekannt.

Sun ist auf Server-Rechner etwa für Firmennetze und den Internet-Datenverkehr sowie auf Software wie Java spezialisiert. Der Konzern bekam die Wirtschaftskrise stark zu spüren, auch weil viele seiner Kunden aus der Finanzbranche kommen.

Transnet fürchtet Mega-Jobabbau bei der Bahn

Bei der Deutschen Bahn stehen nach Informationen der Gewerkschaft Transnet in den kommenden Jahren bis zu 13.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Diese Zahl nannte der Transnet-Vorsitzende Alexander Kirchner in Berlin. Er bezog sich dabei auf die Mittelfristplanung des Konzerns bis zum Jahr 2015. Beschlüsse dazu würden bei einer Aufsichtsratssitzung im Dezember erwartet. Hintergrund ist der Rückgang des Umsatzes im Schienengüterverkehr um rund ein Viertel als Folge der Wirtschaftskrise.

"Ich kann die genannte Zahl nicht bestätigen", sagte ein Unternehmenssprecher. Er verwies auf die vereinbarte Beschäftigungssicherung und betonte: "Kein Eisenbahner wird arbeitslos."

Für die Konzernbeschäftigten gilt bis Ende 2010 ein tarifvertraglich garantierter Schutz vor Entlassungen. Mitarbeiter, deren Arbeitsplätze wegfallen, werden - sofern möglich - über einen internen Arbeitsmarkt auf andere Stellen vermittelt. Im kommenden Jahr wollen Bahn und Gewerkschaften über neue Möglichkeiten der Beschäftigungssicherung nach 2010 verhandeln.

Kirchner bezeichnete es als richtig und notwendig, wegen der Krise im Güterverkehr gegenzusteuern. Der Bahn-Vorstand scheine aber jetzt überzureagieren. Der Gewerkschaftschef warnte davor, sich beim Gütertransport in der Fläche zurückzuziehen. Bei einem neuen Aufschwung würde es der Bahn dann an Kapazitäten fehlen.

Bahn-Logistikvorstand Karl-Friedrich Rausch hatte zuletzt den Abbau von nahezu 4000 Arbeitsplätzen als notwendig bezeichnet. Wegen der Konjunkturflaute werde für rund 2400 Beschäftigte dauerhaft keine Arbeit da sein. "Dazu kommt ein struktureller Anpassungseffekt von weiteren 1500 Arbeitsplätzen", sagte er. Außerdem gebe es bei der Tochter DB Schenker Rail ein zusätzliches Risiko für Stellen "wegen des derzeitigen dramatischen Preiskampfs" mit den Lastwagen-Speditionen.

Hapag-Lloyd-Mitarbeiter verzichten auf Lohn

Die Mitarbeiter der angeschlagenen Reederei Hapag-Lloyd haben deutlichen Gehaltskürzungen zugestimmt. Das Unternehmen bestätigte Informationen des Hamburger Abendblatts, wonach die rund 1100 Beschäftigten in Deutschland auf fünf bis 20 Prozent ihres Einkommens verzichten. Zudem sollen 120 Stellen abgebaut und die Kurzarbeit verlängert werden.

Anfang Oktober hatte der Haushaltsausschuss des Bundestags eine Garantie für Kredite an Hapag-Lloyd im Volumen von 1,2 Milliarden Euro gebilligt. Mit dem Geld will sich die Reederei über die verlustträchtigen Jahre 2009 und 2010 retten. Außerdem hatten die Eigentümer, der Reisekonzern TUI und die Investorengruppe Albert Ballin, das Eigenkapital gestärkt.

Hapag-Lloyd war im Zuge der weltweiten Rezession in die Miesen gerutscht. Für dieses Jahr erwartet der Konzern einen Verlust von 900 Millionen Euro. 2010 soll das Minus bei 500 Millionen Euro liegen. Das Unternehmen will bis 2011 etwa 630 Millionen Euro sparen, davon 360 Millionen Euro im laufenden Jahr.

Die Reederei gehört zu 43 Prozent dem TUI-Konzern, den Rest teilt sich die Investorengruppe Albert Ballin, zu der Transportunternehmer Kühne, die Stadt Hamburg, die Privatbank M.M. Warburg, die Hanse Merkur, die Signal Iduna und die HSH Nordbank zählen.

Flughafen London-Gatwick bekommt neuen Eigentümer

Nach monatelangem Gerangel ist der Flughafen Gatwick in London verkauft. Großbritanniens zweitgrößter Flughafen gehe für 1,5 Milliarden Pfund (1,64 Mrd Euro) an den US-Investor Global Infrastructure Partners, teilte der bisherige Betreiber BAA mit. Damit sollten hauptsächlich die eigenen Schulden abgebaut werden. Dem Investorenkonsortium gehört bereits der Londoner City Airport. BAA, das zum spanischen Konzern Ferrovial gehört, hatte Gatwick vor einem Jahr auf Druck der Wettbewerbsbehörden zum Verkauf gestellt. Vorübergehend war auch der deutsche Baukonzern Hochtief an dem Rennen um Gatwick beteiligt. Der Frankfurter Flughafenbetreiber Fraport wollte einen Einstieg in London prüfen.

BAA - das auch Großbritanniens größten Flughafen in London-Heathrow betreibt - soll insgesamt drei Flughäfen verkaufen, neben Gatwick auch Stansted in London und einen seiner schottischen Airports in Edinburgh oder Glasgow. Das Unternehmen hat dagegen allerdings Berufung angekündigt. Der Verkauf von Gatwick soll im Dezember abgeschlossen sein und muss noch von der EU abgesegnet werden. Der Flughafen hatte in diesem Jahr bis Ende September 32,2 Millionen Passagiere. Die neuen Besitzer versprachen, Gatwick kundenfreundlicher zu machen.

BAA saß Ende Juni auf einem Schuldenberg von 9,6 Milliarden Pfund. London hat fünf Flughäfen: Heathrow gefolgt von Gatwick, Stansted, Luton und dem Flughafen hauptsächlich für Geschäftsleute, dem City Airport in den Docklands. Global Infrastructure Partners ist ein Konsortium, dem die Bank Credit Suisse und der US-Konzern General Electric angehören.

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