Wirtschaft kompakt:Axel Springer leidet unter Werbeflaute

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Axel Springer und ProSiebenSat.1 verbuchen im ersten Halbjahr 2009 sinkende Umsätze und Gewinne, während Leica sogar defizitär arbeitet.

Der Medienkonzern Axel Springer leidet unter dem Einbruch der Werbemärkte. Im ersten Halbjahr 2009 ging der Umsatz um 6,6 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro zurück. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) schrumpfte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24,1 Prozent auf 162,3 Millionen Euro, wie Axel Springer mitteilte.

Axel Springer hält an seiner verhaltenen Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest. (Foto: Foto: ddp)

Der Konzern hält an seiner verhaltenen Prognose für das laufende Geschäftsjahr fest. Bei rückläufigen Umsätzen werde das Ergebnis deutlich schlechter ausfallen.

"Derzeit sehen wir noch keine Anzeichen für eine Erholung in unseren wichtigsten Märkten", erklärte der Vorstandsvorsitzende Mathias Döpfner.

Axel Springer habe sich dem Einbruch der Werbekonjunktur nicht entziehen können. Der Rückgang der Werbeerlöse um 13 Prozent auf 541,5 Millionen Euro habe der Verlag allerdings durch ein Einnahmeplus bei den digitalen Medien um 15,1 Prozent teilweise kompensieren können. Die Vertriebserlöse blieben mit einem Minus von 2,9 Prozent auf 580,4 Millionen Euro vergleichsweise stabil.

Döpfner sieht Europas größtes Zeitungshaus ( Bild, Die Welt) gut für die Krise gewappnet. So sei die Abhängigkeit von Auto-, Stellen- und Immobilienanzeigen, die in den letzten Jahren vor allem ins Internet abgewandert sind, mit sechs Prozent des Umsatzes eher ging.

Axel Springer will sich noch stärker als zuvor auf die starken Print- und Online-Titel konzentrieren. "Unsere Basis bleibt das Print-Geschäft", sagte Döpfner.

So leisten die nationalen Zeitungstitel weiterhin den höchsten Beitrag zum Konzernergebnis. Der Umsatz in diesem Segment lag mit 590,6 Millionen Euro 5,8 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Bild-Zeitung als stärkster Titel habe sich vergleichsweise gut behaupten können.

Türkei und Russland: Einigung auf Gas-Transit

Russland und die Türkei haben sich nach jahrelangen Verhandlungen auf den Bau einer russischen Gaspipeline durch das Schwarze Meer geeinigt und damit Alternativplänen der EU einen herben Dämpfer verpasst.

Die Türkei stimmte am Donnerstag der Nutzung ihrer Hoheitsgewässer für die geplante South-Stream-Leitung von Russland nach Bulgarien zu. Ein entsprechendes Abkommen sei von den Regierungschefs Recep Tayyip Erdogan und Wladimir Putin unterzeichnet worden, meldete die Agentur Interfax aus Ankara.

Erst vor kurzem hatte die EU in Ankara ihr ehrgeiziges Nabucco-Projekt vereinbart, mit dem sie unabhängiger von russischem Gas werden will.

ProSiebenSat.1 spart sich aus der Krise

Der hochverschuldete TV-Konzern ProSiebenSat.1 will nach einem Gewinn- und Umsatzminus im ersten Halbjahr seinen Sparkurs verschärfen.

In diesem Jahr soll die Sendergruppe mit bis 200 Millionen Euro doppelt so viel einsparen wie bislang geplant, sagte Konzernchef Thomas Ebeling in einer Telefonkonferenz.

Dafür sollten in erster Linie die Programmausgaben - mit Abstand der größte Kostenblock beim Fernsehen - weiter zurückgeschraubt werden. In der ersten Jahreshälfte wurden die Kosten unter anderem durch mehr Wiederholungen im Programm und den Umzug von Sat.1 von Berlin nach München um 144 Millionen Euro gedrückt.

Trotz des Sparkurses steigerten die Konzern-Sender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 ihren Zuschauer-Marktanteil auf 29,7 von 28,9 Prozent. Der Halbjahres-Überschuss sank um 15 Prozent auf 43,8 Millionen Euro, während der Umsatz um neun Prozent auf 1,32 Milliarden Euro fiel.

Leica wieder in den roten Zahlen

Alles sanieren hat nur zeitweise die Verluste abwenden können: Der Kamerahersteller Leica ist wieder in die roten Zahlen gerutscht. Im Geschäftsjahr 2008/2009 (31. März) stand unter dem Strich ein Verlust von 4,8 Millionen Euro, nach einem Gewinn von drei Millionen Euro im vorherigen Geschäftsjahr, wie die Leica Camera AG im mittelhessischen Solms mitteilte.

Der Umsatz schrumpfte um 14,1 Prozent auf 134,2 Millionen Euro. Als Grund für die Rückgänge nannte Vorstandschef Rudolf Spiller unter anderem die negative Konjunkturentwicklung in den internationalen Absatzmärkten. Der Leica-Konzern macht seinen Umsatz fast zu 90 Prozent im Ausland.

Auch im neuen Geschäftsjahr rechnet Leica nun mit einem geringen Verlust. Eine genaue Prognose sei wegen der momentanen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nur schwer möglich, erklärte Spiller.

Noch im Dezember 2008 hatte das Unternehmen ein "ausgeglichenes bis leicht positives Ergebnis" im Geschäftsjahr 2009/2010 für möglich gehalten. Als weitere Gründe für den Umsatz- und Ergebnisrückgang führte Spiller das Auslaufen von Produkten und die verzögerte Einführung neuer Produkte an. 2009 will das Unternehmen aber noch zahlreiche neue Produkte auf den Markt bringen.

Leica hatte nach einem harten Sanierungskurs gerade erst wieder den Sprung in die schwarzen Zahlen geschafft - im Geschäftsjahr 2007/2008 zum zweiten Mal in Folge. Weil das Unternehmen Ende der 1990er Jahre den Einstieg in die Digitalfotografie verpasste, war es in eine Existenzkrise geraten.

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