Versteigerungen:Exklusives auf Auktionen: Aus selten wird teuer

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Ganz schön teuer: Die Rostlaube der Marke Brough Superior wurde auf 470 000 Euro geschätzt. Auch die anderen Artikel erreichten astronomische Preise. (Foto: oh)

Ein Koffer, ein Kleid, verrostete Motorräder: Alltägliches wird immer wieder zu Höchstpreisen versteigert. Aber auch Edles ist gefragt. Hauptsache, es gibt nur wenig davon.

Von C. Dorner, L. Hampel, S. Radomsky und J. Schmieder

Glück ist immer dabei. Was wäre schon Omas Küchenvitrine noch auf Ebay wert, wenn nicht gerade stilbewusste Großstädter die wenigen übrig gebliebenen Möbel aus den 1950er-Jahren kaufen würden? Für Trends wie diese muss man aber auch Gespür haben - und das ist es dann wohl auch, was gemeinsam mit etwas Glück eine hübsche Versteigerung ermöglicht. Hinzu kommt noch, was vor allem bei edlen Häusern wie Christie's eine Rolle spielt: der Promi-Faktor, ein wenig oder auch ziemlich viel Glitzer also, wie folgende Geschichten zeigen.

Rote Lady

120 Euro, so viel kommt in der Regel für einen Koffer bei einer Flughafenversteigerung von Fundstücken zusammen. Von 327 500 Euro dagegen können die Versteigerer nur träumen. Dieser Betrag wechselte im Dezember für einen knallroten Koffer in London den Besitzer. Und zwar allein deshalb, weil er einst Margaret Thatcher gehörte. Er ist auf vielen Fotos mit ihr zu sehen, die Eiserne Lady trug darin jahrelang wichtige Dokumente mit sich. Seinen Wert hatte das Auktionshaus zunächst auf etwa 3000 Pfund geschätzt. Und sich damit grob verschätzt. Denn offenbar hält die Faszination für die umstrittene Politikerin auch 25 Jahre nachdem sie an der Staatsspitze abgelöst wurde an: Immerhin beteiligten sich Menschen aus 44 Ländern an der Auktion, die sowohl vor Ort in London als auch online stattfand. Am Ende kamen mehr als 4,5 Millionen Pfund zusammen, die unter anderem unter ihren Kindern und Enkelkindern aufgeteilt werden. Ärgern dagegen wird sich das Victoria-&-Albert-Museum. Ein Angebot, die Dinge auszustellen, hatte man dort auf die freundliche englische Art abgelehnt. Lea Hampel

Auktion
:Christie's versteigert Thatchers Nachlass

Sie wollen im nächsten Meeting die Vorstandsetage mit Handbagging beeindrucken? Dann ersteigern Sie eine von Margaret Thatchers gefürchteten Handtaschen.

Von Violetta Simon

Edles Hippie-Auto

Am Ende sollte es doch der Porsche sein. Zwar hatte sich Janis Joplin in ihrem weltberühmten Hit mit derartig intensivem, fast kreischend anmutendem Gesang einen Mercedes gewünscht. Aber die Freunde mit den Porsches, die sie ebenfalls besang, gewannen offenbar im Joplin'schen Coolness-Ranking. Jedenfalls erwarb sie im Jahr 1968 den 356 SC. Das schicke Cabrio hat sie nicht nur überlebt und stand vor der Tür, als sie 1970 tot in einem Motel gefunden wurde. Es hat vor allem fast ein genauso aufregendes Leben hinter sich wie seine einstige Besitzerin: geklaut, mehrfach überlackiert, verliehen und mit Sternzeichen verziert wurde das Auto, es wurde auf den Straßen Kaliforniens bewundert, um später 20 Jahre im Rock and Roll Hall of Fame and Museum in Cleveland in Ohio zu stehen. 1968 hatte Joplin 3500 Dollar bezahlt, die Bemalung des damals vier Jahre alten Autos war der Hippie-Ikone weitere 500 Dollar an ihren künstlerischen begabten Roadie wert. Als Joplins Geschwister Michael und Laura das berühmte Gefährt im Dezember in New York zur Versteigerung stellten, schätzte RM Sotheby's es dennoch nur auf 400 000 bis 600 000 Euro. Tatsächlich unter den Hammer ging es für umgerechnet 1,6 Millionen Euro. Lea Hampel

Auktion in New York
:Janis Joplins Cabrio für 1,8 Millionen Dollar versteigert

In ihren Liedern besang sie Mercedes-Benz, privat fuhr sie einen Porsche.

Von Harald Freiberger

Soße für 20 600 Dollar

Der Big-Mac-Index listet die Preise des bekannten Burgers in verschiedenen Währungen - und ist eine witzige Variante für Wirtschaftsprofessoren, die Kaufkraft eines Landes erklären; schließlich ist der große Burger von McDonald's überall auf der Welt gleich: Brötchen, Fleisch, Käse, Salat, Zwiebeln, Gewürzgurken und zehn Milliliter der speziellen Big-Mac-Soße. Die ist bei den Anhängern der Kette überaus beliebt, weil das Unternehmen mehr als 40 Jahre lang ein Geheimnis um die Zutaten und deren Zusammensetzung machte. Im Februar bot McDonald's in Australien 600 kleine Flaschen mit der Soße feil und versteigerte eine 500-Milliliter-Variante bei Ebay. Für am Ende 20 600 Dollar. Das kann man schon mal ausgeben für eine geheime Soße - wenn sie denn noch geheim wäre. McDonald's hat die Zutaten mittlerweile auf seiner Homepage veröffentlicht, dazu gibt es im Internet zahlreiche Anleitungen zur Herstellung, eine davon sogar von einem ehemaligen McDonald's-Koch. Geschätzte Kosten für 500 Milliliter Selfmade-Soße: drei Dollar. Jürgen Schmieder

Vollblütig

Am Ende kapitulierte sogar die Anzeigetafel vor "Rocky Lee" - einen siebenstelligen Auktionsbetrag konnte sie schlichtweg nicht darstellen. Als der edle Dressurhengst mit dem hohen Vollblutanteil bei der Hannoveraner Herbstkörung Ende Oktober zum Galopp ansetzte, war bereits ein Raunen durch die ausverkaufte Niedersachsenhalle in Verden gegangen - derart kraftvoll und taktsicher hatte sich das zweieinhalbjährige Nachwuchspferd eines Züchters aus Niedersachsen bewegt. Bei der Auktion überboten sich zwei dänische Bieter, bis eben die Anzeigetafel streikte. Für 1,2 Millionen Euro bekam letztlich der Stall des dänischen Dressurreiters Andreas Helgstrand den Zuschlag und machte "Rocky Lee" zum teuersten Zuchthengst aller Zeiten. Christoph Dorner

100-Millionen-Dollar-Klub

Mal eben die Preise für die zehn teuersten Kunstwerke in diesem Jahr aufaddiert: Neunhundertsechsundneunzig Millionen Dollar. Das ist gar nicht mehr weit weg von der Milliarde - und damit kommt der durchschnittliche Verkaufspreis der 100-Millionen-Dollar-Marke sehr nahe. Das gab es noch nie. Man kann das wahnsinnig finden oder zumindest völlig irrational. Man kann sich dem Phänomen aber auch mit Lehrbuch-Ökonomik nähern und vermuten: Da haben einfach ein paar Menschen eine unverschämt hohe Zahlungsbereitschaft für Kunstwerke. Es geht ja auch um etwas. Picasso. "Die Frauen von Algier", buntes, kubistisches Werk des Meisters, 179 365 000 Dollar. Modigliani, zweiter Platz: Nu Couché, 170 405 000 Dollar. Giacometti: "Der zeigende Mann", teuerste Skulptur der Geschichte, 141 285 000 Dollar. Das ist inzwischen schon sehr weit weg vom normalen Kunstmarkt. Aber ab wann ist es übertrieben? Jan Willmroth

Kunstauktion
:Picasso-Gemälde zu Rekordpreis versteigert

Zwölf Minuten lang dauert der Bieter-Wettstreit bei Christie's in New York, dann fällt der Hammer bei fast 180 Millionen Dollar: Picassos "Les femmes d'Alger" ist jetzt das teuerste je versteigerte Gemälde. Nicht der einzige Rekord bei der Auktion.

Rekord-Riesling

Es gibt diesen Bereich, in dem nicht mehr nachzuvollziehen ist, ob ein Wein tatsächlich sein Geld wert ist. Für viele Bordeaux-Rotweine aus namhaften Châteaus gilt das schon lange, Jahr für Jahr kaufen reiche Chinesen wie im Fieber die neuen Roten legendärer Weingüter wie Lafite auf. Bei einer Versteigerung in Hongkong stritten sich 2010 Bieter um drei Flaschen 1869er, am Schluss kostete eine davon fast 233 000 Dollar. Preise für Legenden. Als legendär gilt auch das Jahr 2003, in dem Europa einen rekordverdächtig heißen Sommer erlebte und die Weinernte mager ausfiel. Ein Winzer aus Wiltingen an der Saar hat mit einer Riesling-Trockenbeerenauslese aus diesem Jahr vor wenigen Monaten bei einer Auktion in Trier einen neuen Weltrekord geschafft: 12 000 Euro pro Flasche - für einen Wein, der erstmals auf den Markt kommt, wurde bisher noch nie mehr bezahlt. Einige Flaschen werde der Winzer selbst behalten, sagte er sodann. Klingt vernünftig. Jan Willmroth

Stoff für Reiche

Es gibt ein Land, ganz weit oben, hinter dem Regenbogen, da werden Sorgen nichtig und Träume wahr. Judy Garland hat 1939 im Film "Der Zauberer von Oz" über dieses Land gesungen und nur jene Menschen nicht zu Tränen gerührt, denen die Natur einen Eisblock statt eines Herzens gegeben hat. Das blauweiße Kleidchen und die weiße Bluse, die Garland dabei getragen hatte, wurden im November in New York für 1,56 Millionen Dollar versteigert. Ein stolzer Preis, die Boxhandschuhe aus "Rocky" brachten im Juni in Los Angeles gerade einmal 34 375 Dollar ein, das Motorrad von Marlon Brando immerhin 256 000 Dollar und das Kleid von Marilyn Monroe aus "Something's Got To Give" 358 000 Dollar. Schnäppchen waren dagegen das Original-Drehbuch von "Grease" (768 Dollar) und der Smoking von Marlene Dietrich (10 000 Dollar). All diese Auktionen verdeutlichen: Es gibt da offenbar ein Land, ganz weit oben, hinter dem Regenbogen, da leben Menschen, die ganz viel Geld für Film-Requisiten ausgeben. Jürgen Schmieder

Traum in Pink

16,08 Karat - das sind exakt 3,216 Gramm. Eigentlich nicht viel. Über den Wert sagt das aber nicht zwangsläufig etwas aus, gerade wenn es um einen besonders seltenen Edelstein geht, wie in diesem Fall: einen rosafarbenen Diamanten. Nur drei Stücke dieser Färbung, Qualität und Größe kamen in den letzten 250 Jahren überhaupt unter den Hammer, ließ das Auktionshaus wissen. Grund genug nicht kleinlich zu sein, dachte sich der anonyme Käufer da offensichtlich - und legte bei der Versteigerung in Genf zuletzt die Rekordsumme von umgerechnet 26,6 Millionen Euro für das Steinchen auf den Tisch. Damit schlug der Diamant sogar die optimistischsten Preiserwartungen Bei diesem Preis war dann aber auch der Ring, in den das rechteckig geschliffene Juwel gefasst ist, mit inbegriffen. Immerhin. Stephan Radomsky

Versteigerung in Genf
:Rosafarbener Diamant erzielt Rekordpreis

Es ist der größte Stein seiner Art, der jemals versteigert wurde.

Spekulationsobjekt Spieler

Besonders traurig klang Manager Stefan Reuter nicht, als er im August nach wochenlangem Ablösepoker verkünden musste, dass Abdul Rahman Baba vom Bundesligisten FC Augsburg nach England zum FC Chelsea wechselt. In Augsburg hatten sie den dynamischen 21-jährigen Linksverteidiger aus Ghana zwar lieb gewonnen, der erst ein Jahr vorher für 2,5 Millionen Euro aus Fürth gekommen war. Doch bei einer Ablösesumme, die sich noch ohne erfolgsabhängige Bonuszahlungen auf 26 Millionen belaufen haben soll, mussten die Schwaben nicht lange überlegen. Die Summe entspricht dem Spieleretat des FC Augsburg für die gesamte Saison. In London soll Baba, zumeist auf der Ersatzbank sitzend, angeblich fünf Millionen Euro pro Jahr verdienen. Christoph Dorner

Feinster Schrott

Altmetall, das sind die acht Motorräder wohl, aber sicherlich ganz besonderes: Gut fünf Jahrzehnte standen fünf komplette Maschinen der heute nur noch Liebhabern bekannten britischen Marke Brough Superior offensichtlich unberührt in einem feuchten Schuppen in Cornwall, drei weitere fanden sich in Einzelteile zerlegt unter den Bergen von Schrott und Schutt, die ein britischer Sammler dort über Jahre abgelegt hatte. Entsprechend sehen die Maschinen aus den Baujahren 1936 bis 1939 auch aus. Das Metall löchrig vor Rost und völlig morsch, die Reifen platt, die Scheinwerfer blind. Dabei galten die Motorräder aus der Werkstatt George Broughs in Nottingham doch einmal als die edelste und rasanteste Art, sich auf zwei Rädern fortzubewegen. Thomas Edward Lawrence, besser bekannt als "Lawrence von Arabien", beispielsweise trug mit einer solchen Maschine sein legendäres Rennen gegen ein Jagdflugzeug aus und raste 1935 auch auf einer Brough in den Tod. Dass die verschollenen und nun wiedergefunden Maschinen in einem jämmerlichen Zustand sind und so schnell nicht mehr gefahren werden, dürfte den Preis kaum drücken, im Gegenteil: So sind sie wenigstens noch im Originalzustand und nicht von Bastlern über die Jahrzehnte entstellt. Entsprechend optimistisch ist das Auktionshaus für die Versteigerung im April: Umgerechnet 470 000 Euro sollen die acht Broughs dann bringen - unrestauriert, versteht sich. Stephan Radomsky

© SZ vom 24.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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:Ramponiert, aber teuer

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