Verkauf an Sony:Bertelsmann steigt aus Musikgeschäft aus

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Die Musik ist aus: Das Gütersloher Medienunternehmen Bertelsmann verkauft seinen 50-Prozent-Anteil am Giganten Sony BMG an den japanischen Sony-Konzern.

Der Verlags- und Medienkonzern Bertelsmann steigt vollständig aus dem Musikgeschäft aus. Bertelsmann verkauft seine 50-prozentige Beteiligung am zweitgrößten Musikkonzern der Welt, Sony BMG. Das 2004 gegründete Gemeinschaftsunternehmen wird künftig allein im Besitz des japanischen Sony-Konzerns sein.

Bertelsmann verabschiedet sich vom glamourösen Musikgeschäft: Sony-BMG-Star Alicia Keys. (Foto: Foto: ddp)

Rückzug aus dem kriselnden Musikgeschäft

Unternehmenskreise bezifferten am Dienstag den Wert der Transaktion auf rund 1,5 Milliarden Dollar (eine Milliarde Euro). Der Medienkonzern zieht damit die Konsequenzen aus den dramatisch einbrechenden Verkaufszahlen im Musikgeschäft.

Sony BMG werde zu einer 100-prozentigen Tochter der Sony Corporation of America und künftig unter dem Namen Sony Music Entertainment firmieren. Sony und Bertelsmann hatten das Gemeinschaftsunternehmen im August 2004 gegründet.

"Nicht einfach, das zu Geld zu machen"

Bereits vor zwei Jahren hatte Bertelsmann mit seinem Rückzug aus dem kriselnden Musikgeschäft begonnen. Damals hatte das Gütersloher Unternehmen seinen Musikverlag BMG Music Publishing abgestoßen. Der neue Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende Hartmut Ostrowski hatte den Musikbereich bei seinem Amtsantritt im Dezember vergangenen Jahres als wachstumsschwach definiert und ihn zunächst einer Überprüfung unterzogen. Diese mündete nun in den Verkauf der Anteile an Sony BMG.

Der New York Times gegenüber hatte sich Ostrowski vor kurzem über das Musikgeschäft geäußert: "Das Gute ist, es hören mehr Menschen Musik als jemals zuvor", zitierte die Zeitung Ostrowski. "Das Schlechte ist, es ist nicht einfach, das zu Geld zu machen."

Dagegen passe die Musik ins Portfolio des japanischen Unterhaltungsriesen. "Wir können den Verbrauchern so ein umfassendes Unterhaltungsangebot unterbreiten", sagte Sony-Chef Howard Stringer am Dienstag.

Massive Absatzeinbrüche bei CDs

Die Musikbranche unterliegt seit langer Zeit einem Strukturwandel. Der Verkauf von CDs und DVDs verliert stetig massiv an Marktanteilen. Die Einbußen werden durch den zunehmenden Verkauf von Musik über das Internet sowie durch alternative Geschäftsmodelle nur zum Teil aufgefangen.

Bertelsmann-Chef Ostrowski betonte: "Die Entscheidung folgt unserer neuen Wachstumsstrategie. Sie wird uns die Konzentration auf definierte Wachstumsfelder ermöglichen." Der Konzern plant unter anderem massive Investitionen im Bildungsbereich.

Sony und Bertelsmann hatten das Joint Venture Sony BMG im August 2004 gegründet. Doch angesichts der massiven Absatzeinbrüche im Geschäft mit CDs war seit geraumer Zeit über ein Trennung der Partner spekuliert worden. "Nach sorgfältiger und gründlicher Abwägung haben wir die strategische Entscheidung getroffen, unsere Beteiligung an dem Gemeinschaftsunternehmen an Sony zu verkaufen. Wir sind überzeugt, dass dieser Schritt zum Wohle beider Transaktionspartner ist", erklärte Ostrowski. "Wir sind überzeugt, dass Sony Music Entertainment unter der Führung von Sony vor einer großen Zukunft steht."

Sony-Chef Howard Stringer betonte: "Musik ist seit mehr als 20 Jahren ein vitaler und dynamischer Teil der Sony-Kultur." Die Akquisition werde dem Unternehmen eine bessere Integration des Musikgeschäfts und anderer Aktivitäten ermöglichen.

Weltstars von Alicia Keys bis Celine Dion

"In den vergangenen vier Jahren hat Sony BMG eine sehr erfolgreiche Restrukturierung unternommen, Prozesse und Strukturen verschlankt und innovative digitale Partnerschaften etabliert, um sicherzustellen, dass das Unternehmen auch weiterhin weltweit eine Spitzenposition bei der Schaffung und Distribution von Musik einnimmt", lobte Stringer.

Nach Abschluss der Transaktion wird Sony Music Entertainment Inc. zahlreiche Weltstars wie Celine Dion, Alicia Keys, Yo-Yo Ma, Bruce Springsteen, Justin Timberlake, Usher und Jay Chou unter seinem Dach vereinen.

Im Rahmen der Transaktion vereinbarten die Unternehmen außerdem umfangreiche Produktions- und Distributionsaufträge für den Bertelsmann-Mediendienstleister Arvato. Entsprechende Verträge seien um bis zu sechs Jahre verlängert worden, berichtete Bertelsmann.

Der Vollzug der Übernahme muss allerdings noch von den Kartellbehörden mehrerer Länder genehmigt werden.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/AP/jkr/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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