Uber:Nächster Versuch

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Per Klick zum Wagen: Vor einigen Jahren begann Uber in den USA mit privaten Fahrern und einer einfach bedienbaren Handy-Software eine Alternative zu Taxi-Unternehmen aufzubauen. Doch das selbstbewusst beworbene Konzept stößt gerade im stark regulierten Europa an Grenzen. (Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg)

Der tödliche Unfall mit einem Robotertaxi war trauriger Höhepunkt einer Negativserie: Für den Fahrdienstleister Uber läuft es derzeit gar nicht gut. In Deutschland will man nun mit E-Autos Kunden locken.

Von Thomas Fromm, München

Eigentlich wollten sie mit ihren Elektroautos schon früher in München starten, aber dann kam der Unfall in Arizona dazwischen. Ein autonomer Testwagen des Fahrdienstvermittlers Uber tötete eine Radfahrerin, die gerade zu Fuß die Straße überquerte, und damit war die Frage nach nachhaltigem Verkehr in deutschen Großstädten erst einmal wieder passé.

An diesem Dienstag nun wollen die Amerikaner ihre erste E-Auto-Flotte auf dem deutschen Markt starten - nach London, Paris, Lissabon und Zürich ist nun München an der Reihe. Starten will Uber zunächst mit 30 Fahrzeugen, die meisten davon Modelle des elektrisch betriebenen Renault Zoe. "Unser Ziel ist es, in München in den kommenden drei Monaten 15 000 Fahrgäste zu bedienen", sagte Uber-Deutschlandchef Christoph Weigler der Süddeutschen Zeitung. Danach gehe es darum, "immer mehr Elektroautos auf unsere Plattform zu bekommen". Das Geschäft soll mit festen Geschäftspartnern und Mietwagenfirmen abgewickelt werden. "Grundlage von UberGreen ist das Konzept UberX, bei dem Fahrgäste an Mietwagen mit Fahrer vermittelt werden", sagt Weigler. Die Strategen des Unternehmens, das heute viele Milliarden Dollar wert sein soll und im vergangenen Jahr zugleich einen Milliarden-Verlust einfuhr, haben die Lücke erkannt: Spätestens wenn Dieselfahrverbote in Großstädten umgesetzt werden, dürfte die Nachfrage nach Elektroautos steigen - auch im Mietwagenbereich. Weigler sagt es so: "Die Partner wollen sich angesichts der Dieseldebatte völlig neu orientieren. Wir als Uber können dazu einen Beitrag leisten."

Unternehmensgründer haben meistens Visionen, und die der Gründer des Fahrdienstvermittlers Uber klang vor fast zehn Jahren so: Alle Menschen sollten die Möglichkeit haben, billige Fahrten über ihr Handy zu buchen, um von A nach B zu kommen oder ihre Städte zu erkunden. Und die Fahrer, die keine gelernten Taxifahrer im eigentlichen Sinne waren, sondern Klempner oder Lehrer im Feierabend, sollten die Freiheit haben, sich etwas dazuzuverdienen - ohne dass der Auftraggeber, nämlich Uber, eine Verantwortung für diese Fahrer übernehmen musste. Das klang innovativ, war aber problematisch. Später dann kam die Sache mit der modernen Mobilität mit dazu: Elektrisch und nachhaltig sollten die Autos irgendwann sein, und autonom fahren sollten sie auch können. Der Vorteil für Uber: Wenn Autos ganz von allein fahren, braucht man keine Fahrer mehr - es ist ein interessantes Sparmodell für einen Fahrtenvermittler, auf Robotertaxis zu setzen.

Die Ideen der Firma sind groß. Doch oft spielen die Behörden nicht mit

In der Praxis wurde das Ursprungsmodell außerhalb der USA ein Flop. Behörden spielten das Uber-Spiel nicht mit, traditionelle Taxler gingen auf die Barrikaden. Firmen-Gründer Travis Kalanick konterte, indem er von einem "Taxi namens Arschloch" sprach. Als Berichte über sexuelle Belästigungen und Diskriminierung aus dem Unternehmen drangen, schien der Fall Uber erledigt zu sein: Viele Ideen, aber eben auch viele Skandale. Als dann vor einigen Tagen auch noch ein autonomes Test-Vehikel von Uber in einen tödlichen Unfall verwickelt wurde, war das der vorläufig größte Tiefschlag. Für den neuen Uber-Chef Dara Khosrowshahi, seit vergangenem Jahr im Amt, hatte das Fahren ohne Fahrer seit Monaten höchste Priorität. Der Neue war angetreten, um ein neues Unternehmen zu bauen. Und nun das! Das Experimentieren mit autonomen Fahrzeugen wurde bis auf Weiteres gestoppt, der Fall muss nun erst einmal aufgearbeitet werden. "Wir arbeiten vollumfänglich mit den Behörden zusammen, um diesen Fall aufzuklären", sagt Weigler. "Der Betrieb der Fahrzeuge bleibt weiterhin eingestellt."

Bis es so weit ist, soll Uber also erst einmal grüner werden. Eines der Elektroautos, die Uber gerade in München auf die Straße schickt, ist mit Moos und anderem Grünzeug überzogen - auch wenn man das Unternehmen bisher eher mit anderen Dingen als mit Ökologie in Verbindung gebracht hatte. Weigler hat nun große Pläne für Deutschland. München soll nur der Anfang sein. Weil die Stadt mehr Autos pro Einwohner hat als zum Beispiel Berlin "und damit einhergehend auch eine besonders hohe Umweltbelastung", sagt Weigler. Aber es soll danach weitergehen. "Wir prüfen für unseren Ausbau in Deutschland auch noch andere Städte und Ballungsräume, zum Beispiel im Raum Rhein/Ruhr", so der Uber-Manager.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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