Toyota: Pannenserie:Freispruch zweiter Klasse

Es klingt nach Exkulpation, doch es ist keine: Die US-Verkehrssicherheitsbehörde entlastet Toyota zwar. Dennoch hat sich der Konzern seine Imageprobleme selber eingebrockt.

Karl-Heinz Büschemann

Jetzt ist es amtlich. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde NTHSA hat festgestellt, dass die amerikanische Pannenserie von Toyota-Autos, die angeblich von selbst beschleunigten und nicht mehr zu bremsen waren, nicht so schlimm war wie dargestellt.

Verunglücktes Toyota-Fahrzeug auf einer amerikanischen Polizeistation: Der japanische Konzern wusste intern schon lange von Problemen mit der Qualität. (Foto: dpa)

Die Behörde hat 58 Unfälle untersucht und erkannt, dass in 35 Fällen die Fahrer gar nicht oder nur schwach gebremst hätten. Das könnte man lesen wie eine Exkulpation des japanischen Konzerns, der durch die Schlagzeilen in massive Schwierigkeiten geraten ist und der nach dem Rückruf von weltweit fast zehn Millionen Autos einen riesigen Imageschaden erlitten hat.

Doch die Untersuchung ist kein Freispruch. Sie ergibt implizit, dass es sehr wohl Fälle gab, in denen das Auto schuld war an Unfällen. Auch der japanische Konzern, der für die Zuverlässigkeit seiner Autos berühmt war, wusste intern schon lange von Problemen mit der Qualität. So erklärt sich auch, dass die Toyota-Manager sofort einknickten und reumütig erklärten, sie würden für ihre Fehler einstehen und die Probleme abstellen.

Die Toyota-Manager haben Fehler gemacht im Umgang mit der Pannenserie. Auf Medienberichte über vermeintlich mangelhafte Produkte muss ein Konzern besonnen reagieren, nicht nervös.

Im Jahr 1993 hatte ein Mann angeblich eine Injektionsnadel in einer Pepsi-Dose entdeckt. Kaum stand die Sache in der Zeitung, tauchten neue Berichte über Nadeln in Cola-Büchsen auf. Einer wollte sogar eine rostige Schraube in dem Getränk gefunden haben. Die Pepsi-Manager reagierten gelassen: Sie bemühten Wissenschaftler und Experten. Nach ein paar Tagen war die Sache aus der Welt. Toyota dagegen wird unter der Pannenserie noch lange leiden.

© SZ vom 12.08.2010/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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