Technologiekonzern legt Zahlen vor:Siemens verdient mehr Geld - und streicht Stellen

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Eigentlich ein Grund zur Freude: Der Gewinn von Siemens springt um mehr als 50 Prozent in die Höhe. Dafür kranken die Geschäfte mit der Solarenergie und der Netzwerktechnik - und bei der Medizintechnik will das Unternehmen sogar Arbeitsplätze streichen.

Gemischte Gefühle bei Peter Löscher: Der Chef von Siemens präsentiert wieder einmal gute Zahlen - doch es gibt genug Baustellen im Münchner Technologiekonzern.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2010/11 legte der Nettogewinn um mehr als die Hälfte auf 6,3 Milliarden Euro zu. Trotz dieses kräftigen Anstiegs bleibt Löscher vorsichtig für die absehbare Zukunft: "Moderat" werde der Umsatz wachsen. Er kletterte um sieben Prozent auf 73,5 Milliarden Euro. Löscher bekräftigte allerdings sein mittelfristiges Ziel: Er will einen Jahresumsatz von mehr als 100 Milliarden Euro erzielen.

Betrachtet man nur das vierte Quartal des Geschäftsjahres, erreichte der Gewinn mehr als 1,2 Milliarden Euro - im Vorjahr hatte das Unternehmen in diesem letzten Jahresquartal noch Verlust gemacht. Damit blieb Siemens aber immer noch unter den Analystenerwartungen. Der Umsatz kletterte um fünf Prozent auf 20,35 Milliarden Euro. Der Auftragseingang ging hingegen um zwei Prozent zurück, die Konjunkturflaute hat auch das deutsche Vorzeigeunternehmen erreicht.

Nicht in allen Sparten läuft es gleich gut: Der Konzern schreibt in seiner Mitteilung zu den Quartalszahlen von seinen Prestigeprojekten im Energiesektor: dem ersten kommerziellen Offshore-Windpark in Deutschland, einem Windkraft-Auftrag in China und einem Milliarden Euro teuren Kraftwerk in Saudi-Arabien. Das Solargeschäft läuft nicht gut: Siemens schrieb darauf mehr als 200 Millionen Euro ab. Außerdem zahlte das Unternehmen im vergangenen Jahr fast eine halbe Milliarde Euro für den Ausstieg aus dem Joint-Venture mit Areva. Der französische Kraftwerksbauer hatte Siemens auf Vertragsbruch verklagt.

Obwohl der Konzern sein operatives Ergebnis in diesem Bereich verdoppelt hat, muss Siemens bei der Sparte Medizintechnik zu Euphemismen greifen: Dort ergebe sich ein "gemischtes Bild". Für die Praxis heißt das: Stellenstreichungen. In der erfolglosen Strahlentherapie sollen mehrere hundert Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Dem Konzern zufolge erhalten sie Arbeit in anderen Unternehmensbereichen. Es sei "klares Ziel", ohne betriebsbedingte Kündigungen auszukommen, sagte Löscher. Auf das Ergebnis drückt neben den Maschinen für Diagnose und Therapie auch die unselige Netzwerktechnik-Allianz Nokia Siemens Networks mit dem einstigen Handy-Marktführer aus Finnland.

Immerhin dürfen sich die Aktionäre freuen, dass sie etwas mehr Dividende erhalten als im vergangenen Jahr: Für 2010 will Siemens drei Euro statt 2,70 Euro wie zuvor auszahlen. Manche Aktionäre dürften allerdings auf mehr gehofft haben: Das Unternehmen sitzt auf 15 Milliarden Euro in Bar. Doch die hat Löscher wohl für die vielen Baustellen in seinem Konzern vorgesehen.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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