Tarifstreit bei der Bahn:Hansen auf Schmusekurs

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Nach dem ersten Streiktag signalisiert die Bahn Gesprächsbereitschaft im Tarifstreit. Am Freitag will Personalvorstand Hansen ein Angebot vorlegen - und "weitreichende Zugeständnisse" machen.

Die Züge rollen wieder, das ist die gute Nachricht für alle Beteiligten. Die bessere Nachricht ist, dass die Züge auch am Freitag planmäßig fahren werden - denn erst einmal wollen die Angestellten der Bahn nicht wieder streiken. Sie hätten auch nicht wirklich einen Grund dafür, denn ihr Arbeitgeber will am Freitag bei den nächsten Verhandlungen ein neues Angebot mit "weitreichenden Zugeständnissen" machen. Vollmundig verspricht Bahn-Personalvorstand Norbert Hansen in der Zeitung Die Welt: Einen Teil werde die Bahn voll erfüllen, andere zum Teil. Der Zeitung zufolge wollen sich die Arbeitgeber sowohl beim Thema Arbeitszeit als auch bei den Lohnforderungen bewegen.

Am Freitag wird nicht gestreikt: Die Bahn wird im Tarifstreit ein neues Angebot vorlegen. (Foto: Foto: dpa)

Hansen, der früher als Transnet-Chef für die Gewerkschaften verhandelt hatte, sagte: "Wir können da noch etwas drauflegen, aber der Spielraum ist dabei nicht mehr sehr groß." Die Gewerkschaften müssten entscheiden, wie die Gewichtung zwischen Arbeitszeitverbesserungen und Lohnzuschlägen sein solle. "Die Arbeitsgruppen der Arbeitgeber- und -nehmer haben bereits in einigen Punkten Übereinstimmungen erreicht. Nach unserem neuen Angebot sehe ich keinen Anlass mehr für weitere Warnstreiks", sagte Hansen.

Zuvor hatten die Gewerkschaften klar und deutlich signalisiert, dass sie nach den ersten regionalen Warnstreiks mit Verspätungen und Zugausfällen auf eine Bewegung des Konzerns warten. Es sei zu hoffen, dass das Management die Signale verstanden habe, hatten die Vize-Vorsitzenden von Transnet und GDBA, Regina Rusch-Ziemba und Heinz Fuhrmann, am Donnerstag gesagt. An Arbeitsniederlegungen hatten sich am Morgen rund 400 Beschäftigte an sieben Bahn-Standorten beteiligt. Vor allem in Teilen Bayerns und Nordrhein-Westfalens gab es Störungen im Berufsverkehr.

Ein Schwerpunkt der mehrstündigen Warnstreiks war die Region um Nürnberg, wo Zugbegleiter und Mitarbeiter in Stellwerken in den Ausstand traten. Wie die Bahn mitteilte, fielen 36 Regionalzüge meist nach München sowie sieben Fernzüge aus. Im S-Bahn-Verkehr zwischen Köln und Düsseldorf kam es zu Verspätungen. Auch in Reisezentren in Hamburg, Magdeburg und Saalfeld in Thüringen legten Beschäftigte zwischenzeitlich die Arbeit nieder.

"Wir wollten Druck ausüben"

Am späten Vormittag habe sich der Betrieb im Regional- und Fernverkehr wieder weitgehend normalisiert. Der bundeseigene Konzern setzte in Bahnhöfen und Leitstellen einige hundert zusätzliche Kräfte ein. Bei der Kunden-Telefonnummer der Bahn meldeten sich bis zum Vormittag mehr als 30.000 Anrufer mit Fragen.

Transnet und GDBA zeigten sich zufrieden mit den Aktionen. "Wir wollten mit punktuellen Warnstreiks Druck ausüben, ohne den gesamten Zugverkehr lahmzulegen und die Reisenden in große Mitleidenschaft zu ziehen." Die Gewerkschaften fordern besser planbare Arbeitszeiten und zehn Prozent mehr Geld für rund 130.000 Beschäftigte. Der Konzern hat bisher jeweils ein Prozent höhere Einkommen für 2009 und 2010 sowie Einmalzahlungen angeboten.

Am Freitag kommt die Bahn auch mit der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) zu gesonderten Verhandlungen in Frankfurt zusammen. Die Gespräche könnten bis Samstag fortgesetzt werden, wie eine Sprecherin sagte. Die GDL fordert 6,5 Prozent mehr Geld für 12.000 tarifgebundene Kollegen und ebenfalls bessere Arbeitszeiten. Für sie läuft eine bestehende Friedenspflicht am Samstag aus.

© sueddeutsche.de/Reuters/AP/dpa/tob/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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