Studie zu Bankern und Boni:Zum Betrügen verführt

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Zwei Drittel der Angestellten wissen nicht, wie sich die Boni berechnen. (Foto: Bloomberg)

Viel Geld, viel Verantwortung - viel Anreiz, die Regeln zu brechen. Angestellte im britischen Finanzsektor sind einer Studie zufolge der Meinung, dass das Bonus-System sie zum Gesetzesbruch verführt. Dabei wissen viele selbst nicht, wieso sie überhaupt so viel verdienen.

Geld verdienen und zwar möglichst viel. Das ist für den größten Teil der Angestellten bei Banken, Investmentfirmen und Versicherungen in Großbritannien der Hauptanreiz, um dort zu arbeiten. Es ist nicht verwunderlich, dass es mit dieser Einstellung zu Exzessen im Finanzsektor kommen musste und immer noch kommt. Der Reiz, Regeln zu brechen, ist hoch.

Ob sich die Einstellungen der Banker in der Finanzkrise verändert haben, hat nun das Chartered Institute of Personnel and Development untersucht ( PDF). 1000 Angestellte wurden dafür in Großbritannien um Antworten gebeten.

Drei Viertel der Befragten meinen, dass einige ihrer Kollegen übermäßig viel verdienen. Auch bei hochrangigen Managern sind es zwei Drittel der Befragten, die zur Ansicht kommen, in ihrem Unternehmen würden einige der Mitarbeiter mit zu viel Geld entlohnt.

Überraschend dabei: Viele wissen selbst nicht, warum sie überhaupt so viel bekommen. Einer deutlichen Mehrheit von fast 70 Prozent ist überhaupt nicht klar, wie sich die Boni berechnen. Was dabei noch schlimmer ist: Ebenso viele sind der Meinung, dass das gängige Belohnungssystem in Teilen dazu verführe, sich über die geltenden Regeln hinwegzusetzen.

Die Krise hat für 43 Prozent zwar dazu geführt, dass sich ihr Unternehmen im vergangenen Jahr stärker auf die Kunden konzentriert hat und nicht nur für Aktionäre und Renditen gearbeitet hat. Ebenso viele finden jedoch, hier hätte sich überhaupt nichts geändert. Zehn Prozent sind gar der Meinung, es sei noch schlimmer geworden.

Sollen also härtere Strafen die Exzesse eingrenzen, wie Politiker immer wieder fordern? Das denkt nur eine Minderheit der Befragten. Nur ein Drittel fordert, dass Führungskräfte ins Gefängnis gehen sollen, denen grobe Fahrlässigkeit oder Fehlverhalten bewiesen werden kann. Dass Betroffene nie wieder im Finanzsektor arbeiten dürfen, fordert ebenfalls nur eine Minderheit.

Gäbe es Regeln, die Einkommen beschränken, wäre für 32 Prozent die Folge klar: Sie würden kündigen und in einem anderen Bereich arbeiten.

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