Studie:Öl im Getriebe

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Wie lange bleibt der Treibstoff noch so billig? Die Grünen warnen vor Übermut - mit einer neuen Studie zum Ölpreis.

Von Michael Bauchmüller

Fürs Spritsparen finden die Grünen immer einen Grund. Bei hohen Ölpreisen sowieso, sie galten lange als Menetekel eines zur Neige gehenden Klimakillers. Bei niedrigen Preisen aber auch: Schließlich lasse sich der nächste rapide Preisanstieg schon absehen. Und dann stünden diejenigen am besten da, die weiter auf kleine Motoren und gut gedämmte Häuser setzen, trotz günstiger Kraft- und Heizstoffe. "Betriebswirtschaftlich gesehen besteht zurzeit kaum Anreiz, in Energiespartechnik und Gebäudesanierung zu investieren", sagt Grünen-Energiepolitikerin Julia Verlinden. "Aber sicher ist: Der nächste Ölpreisanstieg kommt bestimmt."

Und wie. Das zumindest legt eine Studie der Bundestagsfraktion nahe, die diesen Freitag veröffentlicht werden soll. Danach tragen die niedrigen Ölpreise der vergangenen Monate schon den nächsten Anstieg in sich, aus verschiedenen Gründen. So seien viele aufwendige Förderprojekte erst bei Preisen oberhalb von 60 Dollar rentabel, heißt es in der Studie der Hamburger Beratungsfirma Energy Comment. Dazu zähle die Förderung aus der tiefen See, aus kanadischen Teersanden oder eben auch von Schieferöl in den USA. Zudem seien Banken und Konzerne nun vorsichtiger. "Teure und kapitalintensive Vorhaben werden es in Zukunft schwer haben, grünes Licht zu bekommen", heißt es in der Studie. Je länger die Preise niedrig blieben, desto höher seien die Risiken. Ölprojekte mit einem Fördervolumen von 7,5 Millionen Barrel am Tag könnten so bis 2025 wegfallen - bei einem Ölverbrauch von weltweit derzeit 90 Millionen Barrel am Tag.

"Ein steiler Preisanstieg ist programmiert. Nur das Timing ist unklar."

Dummerweise allerdings animiert billiges Öl nicht gerade zu ökologisch korrektem Verhalten. So misst die OECD auch in einigen europäischen Staaten wieder eine leicht wachsende Ölnachfrage. Und in den USA werden mit dem Auto so viel Kilometer zurückgelegt wie lange nicht mehr. Der Grund ist klar: Der Energieverbrauch von Fahrzeugen oder Gebäuden verliert für Konsumenten an Bedeutung. "Klare politische Vorgaben für mehr Energieeffizienz und ausreichende Fördermittel sind jetzt um so wichtiger", sagt die Grüne Verlinden. Schließlich werde die Entwicklung irgendwann dazu führen, dass die Nachfrage das Angebot übertrifft. Dann steigt der Preis.

Wann es soweit ist, vermag auch die Studie nicht zu sagen. Viele Ölförder-Anlagen seien noch zu Zeiten hoher Ölpreise finanziert und würden nun bis zum letzten Tropfen ausgebeutet. Dadurch würden die Folgen der Preiskrise erst dann sichtbar, wenn diese längst Vergangenheit sei. "Ein steiler Ölpreisanstieg ist damit bereits programmiert", schreibt der Gutachter. "Nur das Timing ist unklar."

© SZ vom 17.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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