Studie:Mehr Regeln, mehr Verstöße

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Hohe Rechtskosten gehören inzwischen zum Banken-Alltag, stellt die Boston Consulting Group in einer Studie fest. Die Kreditinstitute zahlten von 2009 bis 2014 gut 170 Milliarden Euro für Bußgelder und Vergleiche.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Zu Beginn der Finanzkrise waren es zunächst Verluste in Milliardenhöhe, mit denen viele Banken weltweit zu kämpfen hatten. Es folgten Bankenrettungen, Übernahmen, so manches Institut verschwand vom Markt. Doch damit war die Krise noch längst nicht ausgestanden, denn danach kamen die Strafzahlungen für die Manipulation von Finanzprodukten oder den Betrug der Kunden. Wie die Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) jetzt errechnet hat, mussten die Banken weltweit von 2009 bis 2014 umgerechnet gut 170 Milliarden Euro für Bußgelder und Vergleichszahlungen aufbringen. Ein Ende ist nicht absehbar: Allein 2014 waren es 67 Milliarden Euro, so viel wie nie zuvor. "Es gibt viel mehr Vorschriften und daher viel mehr Möglichkeiten, dagegen zu verstoßen", sagt Gerold Grasshoff von BCG. Hohe Rechtskosten gehörten inzwischen zu den normalen Aufwendungen des Bankgeschäfts, das aber in Deutschland und Europa längst nicht mehr so profitabel ist wie vor der Krise.

Einen großen Anteil der Strafen zahlten die Banken auf Forderung der US-Regulierer. Mit 108 Milliarden Euro überwiesen die US-Institute zwar deutlich mehr als die europäischen Häuser, die nur 64 Milliarden Euro berappen mussten, allerdings ging die Hälfte der Zahlungen aus Europa auf Auseinandersetzungen mit US-Behörden zurück. Zuletzt hat dies vor allem die Deutsche Bank zu spüren bekommen, die 2,5 Milliarden Euro Strafe zahlen muss, weil Händler im großen Stil Zinssätze manipuliert hatten. Auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin kann Bußgelder verhängen, jedoch längst nicht in der Größenordnung wie die angelsächsischen Aufseher.

Auch für die Schweizer Großbank UBS könnte es noch einmal teuer werden. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg zählt die UBS zu fünf Instituten, für die das US-Justizministerium womöglich schon an diesem Dienstag einen Vergleich mit Schuldeingeständnis und hohen Strafen erzielen will. Konkret geht es um die Manipulation von Devisenkursen. Zuletzt waren Beobachter davon ausgegangen, dass die UBS um eine hohe Strafe herumkommt, weil sie frühzeitig mit den Behörden kooperiert hat und daher eine Art Kronzeugenstatus genieße. Neben der UBS verhandelt das US-Justizministerium auch mit den US-Banken Citigroup und JPMorgan sowie den britischen Instituten Barclays und der Royal Bank of Scotland.

© SZ vom 12.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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