Studie:Geduld statt schnelles Geld

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Forscher haben untersucht, wie sich Zuwanderer ihre berufliche Zukunft vorstellen. Viele wollen lieber schnell Geld verdienen, anstatt eine längere Ausbildung zu machen. Doch genau das wäre der falsche Weg.

Von Sophie Burfeind, Berlin

Viele Flüchtlinge in Deutschland wollen arbeiten, aber einen Job zu finden, ist alles andere als einfach. Die wenigsten können die Sprache, kaum einer hat eine Schule besucht. Das Berlin-Institut für Bevölkerung hat nun untersucht, welchen Nutzen lokale Initiativen bei der Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt haben. Das Ergebnis: einen großen. Und nicht nur das - aus deren Arbeit können Unternehmen und Behörden auch lernen, worauf es bei der Integration ankommt.

Es gebe viele junge, männliche Flüchtlinge und viele freie Stellen im Handwerk, sagt Reiner Klingholz, Direktor des Instituts, aber auch ein Problem: Die meisten wollten möglichst schnell Geld verdienen. Etwa, um die Familie in der Heimat zu unterstützen. Daher interessierten sie sich eher für niedrigschwellige Hilfsarbeiten als für eine mehrjährige Ausbildung. Eine solche Qualifikation aber sei nötig, um die Menschen langfristig in den Arbeitsmarkt und in die Gesellschaft zu integrieren. "Wir wollen ja keine Subkultur für einfache Jobs schaffen", sagt Klingholz.

Aus diesem Grund sei es nötig, einerseits die Motivation der Flüchtlinge, Geld zu verdienen, zu bewahren, sie anderseits aber auch von den Vorteilen einer mehrjährigen Ausbildung zu überzeugen. Stephan Sievert, Autor der Studie, erklärt, dass dabei parallele und miteinander verzahnte Angebote, wie sie viele Initiativen anbieten, hilfreich seien: "In Sprachkursen können beispielsweise schon Bewerbungsgespräche trainiert werden, in Teilzeitpraktika können die gelernten Vokabeln eingesetzt werden." Sinnvoll seien auch Hilfstätigkeiten, die nach einiger Zeit in eine Ausbildung münden könnten.

Das Wichtigste aber sei es, von Anfang an einen persönlichen Kontakt zu den Flüchtlingen herzustellen - um Interessen und Kompetenzen herauszuarbeiten, um den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu erklären und um sie bei Ausbildungsmaßnahmen zu unterstützen. Deshalb müsse es noch mehr Initiativen geben, fordert das Institut, und diese müssten langfristig professionell arbeiten können, nicht nur ehrenamtlich. Doch dazu fehle oft die finanzielle Unterstützung.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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