Start-ups:Treue lohnt sich

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Das Berliner Start-up Fanmiles lockt Fans von Sportlern oder Schauspielern mit eigener Währung und Prämien. Es kooperiert mit Mario Götze und Marco Reus sowie mit Tatort-Kommissar Til Schweiger.

Von Felicitas Wilke, München

Neulich backte der Fußballer Mario Götze zum ersten Mal in seinem Leben einen Kuchen, Geschmacksrichtung Schoko-Banane. Götze wäre aber nicht Götze, hätte er nicht 250 000 Menschen auf Youtube daran teilhaben lassen. Wer seinen Idolen in Stadien oder Konzerten zujubelt, ihnen in sozialen Netzwerken folgt oder ihre Kuchenback-Versuche begutachtet, kann sich jetzt für die Zuneigung belohnen lassen. Seit kurzem bietet das Berliner Start-up Fanmiles die nach eigener Aussage erste Währung für treue Fans an.

Wer genug gekauft, geliked und geteilt hat, sammelt dadurch Meilen. Diese Fan-Währung lässt sich in Musik, Eintrittskarten oder Trikots eintauschen. Bisher kooperiert Fanmiles unter anderem mit Götze, Marco Reus und Til Schweiger - sie alle haben auf der Plattform ihr eigenes Profil, das dem Prinzip einer Facebook-Seite ähnelt. Schaut sich ein Fan das Video vom Kuchenbacken an, erhält er 100 Meilen. Das Start-up will mit Sponsoren und Partnern der Promis Geld verdienen, die auf den Profilseiten für ihre Angebote werben und "die Zielgruppe direkt ansprechen" können, sagt Fabian Schmidt, einer der Gründer. Ist es nicht vor allem Sinn des jungen Unternehmens, die Fans noch enger an Stars und dazugehörige Partner binden? "Das passiert dann indirekt", sagt er.

Vergleiche mit anderen Punkteprogrammen wie der Payback-Karte hört Schmidt nicht gern. Diese Anbieter zielten darauf ab, Kundentreue in Supermärkten oder an Tankstellen aufzubauen - also in Branchen, in denen sich Kunden eher weniger mit bestimmten Marken identifizierten. Im Fall von Fanmiles sei die Loyalität bereits vorhanden und die Belohnung stehe im Vordergrund, sagt der Gründer.

Viele Treueprogramme hätten den Haken, dass man hohe Zuzahlungen treffen müsse, um die Prämien tatsächlich zu erhalten, sagt Georg Tryba von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Das ist bei Fanmiles nicht der Fall. Trotzdem sollten sich Nutzer darüber bewusst sein, dass der Weg zum Ticket oder Trikot ein langer sei. "Wenn man für ein Trikot 85 000 Meilen braucht, kann man sich ausrechnen, was man bis dahin tun muss", gibt Tryba zu bedenken. Man hinterlasse "eine lange Datenspur" in verschiedenen Netzwerken und auf der Plattform selbst. Außerdem gebe es bislang statt zahlreicher Prämien vor allem viele Verlosungen unter den loyalen Fans - Trophäen wie den Originalschuh eines Fußballstars sind schließlich selten.

"Wir achten sehr auf die Zufriedenheit der Fans", versichert Gründer Schmidt. Sein Portal arbeite jeden Tag daran, das Angebot zu verbessern. Fanmiles hole das Fan-Dasein aus der Einbahnstraße, findet Schmidt. Doch bekommt man bislang als begeisterter Anhänger wirklich nichts für seine Treue zurück? So manche Fans würden da wohl widersprechen, wenn sie Mario Götze oder Marco Reus regelmäßig im Stadion beim Fußball spielen zuschauen - und nicht nur beim Kuchenbacken.

© SZ vom 15.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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