Sparkassen:Fusionspläne

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Der Dachverband der Sparkassen spielt die Neuausrichtung der Berlin Hyp durch. Das Institut könnte fusioniert werden mit der Deutschen Hypo, es entstünde der größte ewerbliche Immobilienfinanzierer im Land.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Wer denkt, die hiesigen Sparkassen lebten allein vom Geschäft mit Privatkunden, der irrt. Über ihre Landesbank-Berlin-Holding sind sie auch Eigentümer der Berlin Hyp, eines großen Finanzierers von Büroimmobilien und Wohnungsunternehmen. Die Berliner Immobilienbank fiel den Sparkassen vor zehn Jahren zu, als sie über ihren Dachverband DSGV die Landesbank Berlin samt Berliner Sparkasse und Berlin Hyp übernehmen mussten.

Die Sparkassen fremdelten jedoch immer mit der Immobilien-Bank. Das Institut mit seinen 580 Mitarbeitern gilt zwar als gut geführt, es entspricht jedoch nicht ganz dem Kerngeschäft der kommunalen Institute; Immobilienfinanzierer sind zumeist riskanter als Privatkundenhäuser.

Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) spielt daher nun eine Neuausrichtung der Berlin Hyp durch. Frankfurter Finanzkreisen zufolge sucht der DSGV dazu derzeit Rat bei Investmentbankern. Geprüft wird dem Vernehmen nach auch eine Fusion der Berlin Hyp mit der Deutschen Hypo in Hannover.

Das hätte es in sich: Zusammen hätten beide Banken eine Bilanzsumme von mehr als 50 Milliarden Euro. Damit wären sie der wohl größte gewerbliche Immobilienfinanzierer in Deutschland, sogar noch vor der börsennotierten Aareal Bank in Wiesbaden.

Und tatsächlich wäre die Gelegenheit günstig: Die Deutsche Hypo nämlich steht ihrerseits vor dem Verkauf. Die Nord-LB, die Hannoveraner Konzernmutter der Deutschen Hypo, ist von der Schiffskrise derart geschwächt, dass sie ebenfalls erwägt, ihre Tochter zu loszuschlagen. Die Nord-LB könnte somit ihre schwachen Kapitalrücklagen deutlich stärken, zumindest, wenn der Kaufpreis hoch genug ist.

Im Sparkassenlager reift daher die Idee, die beiden Institute zusammenzuführen. "Das würde durchaus Sinn ergeben", sagte ein Insider. "Darüber wird nachgedacht", sagte ein anderer. Ohnehin gibt es bei den Sparkassen viele, die auf weitere Fusionen unter den vielen Beteiligungsunternehmen der Institute drängen.

Ob Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon aber mit einem derartigen Plan durchkommt, ist völlig offen. Vor allem jene Sparkassen, deren regionale Landesbanken ebenfalls groß im Immobiliengeschäft engagiert sind, dürften die Konkurrenz eines neuen Immobilienriesen fürchten. "Wenn für so etwas frisches Kapital nötig ist, wird es schwierig werden, das einzusammeln", sagte ein weiterer hochrangiger Sparkässler. Problematisch seien vor allem die Klumpenrisiken einer derart großen Immobilienbank. Beide Banken finanzieren vor allem Häuser oder Unternehmen in Deutschland. Eine Immobilienkrise auf dem Heimatmarkt würde sie daher empfindlich treffen. Weder der DSGV in Berlin noch die Nord-LB in Hannover wollten sich dazu äußern.

© SZ vom 19.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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