Spanien:Der Aufschwung in Spanien ist in Gefahr

Noch vor kurzem schien das Land auf einem guten Weg, iberische Staatstitel waren gefragt. Nun hat Katalonien alles durcheinandergebracht.

Von Thomas Urban, Madrid

Noch vor zwei Wochen waren die Anleger optimistisch, sie setzten darauf, dass die spanische Regierung mit Rückendeckung der EU die Katalonien-Krise in den Griff bekommt. Spanische Bonds fanden noch Anfang des Monats reißenden Absatz, bei den Aktionen war die Nachfrage im Durchschnitt annähernd doppelt so groß wie das Angebot. Doch nun zieht sich die Krise hin, Pessimisten wollen einen Generalstreik in der wirtschaftsstarken Industrieregion nicht ausschließen. Der spanische Wirtschaftsminister Luis de Guindos korrigierte bereits die Wachstumsprognosen für 2017 von 3,2 auf 3,0 Prozent nach unten.

Vor einem halben Jahrzehnt schienen solche Zahlen irreal zu sein. Madrid musste für seine Bonds bis zu 7,0 Prozent Rendite garantieren. Nach dem Platzen einer gigantischen Immobilienblase drängten internationale Anleger ebenso wie die EU in Brüssel, dass Madrid - ähnlich wie Portugal, Irland und Griechenland - ein Hilfsprogramm akzeptiert. Der erst kurz zuvor ins Amt gekommene konservative Premier Mariano Rajoy lehnte jedoch ab, Spanien brauche nur Übergangskredite für den Bankensektor. Die Stabilisierung der Wirtschaft ist dem Kabinett Rajoy gelungen. Doch für den Katalonien-Konflikt hat es bislang kein Rezept gefunden, im Gegenteil: All seine Maßnahmen, die Autonomie zu verhindern, waren bislang kontraproduktiv, was sich nun in steigenden Renditen für spanische Bonds niederschlägt.

© SZ vom 26.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: