Späte Ernte:Kartoffeln sind so teuer wie seit Jahrzehnten nicht

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Schuld ist das kalte und nasse Frühjahr: Weil wegen des schlechten Wetters die Knollen sehr spät gesetzt wurden, verzögert sich jetzt die Kartoffelernte. Das treibt die Preise dramatisch nach oben - und manche Experten fürchten sogar eine Kartoffelknappheit.

Christoph Hambloch wählt Worte, die dramatisch klingen: "Die Preise sind so hoch wie seit Jahrzehnten nicht", sagt der Analyst von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn in der Mitteldeutschen Zeitung. Es geht um den Kartoffelmarkt. Die Erzeugerpreise - das sind die Preise, die die Bauern für die Ware bekommen - für Frühkartoffeln lägen bei 65 Euro pro 100 Kilogramm. Vor einem Jahr lagen sie zu dieser Zeit bei 25 Euro.

Das wirke sich auch auf die Kunden in den Supermärkten aus, sie müssten entsprechend mehr zahlen. Nach AMI-Erhebungen kostete ein Kilogramm festkochende Kartoffeln Ende Juni im Schnitt 1,42 Euro - 50 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Schuld an den teuren Kartoffeln ist das Wetter. Wegen des kalten und nassen Frühjahrs wurden die Knollen erst Anfang April gepflanzt. 90 bis 100 Tage dauert es, bis sie reif sind. Die ersten Frühkartoffeln werden daher erst jetzt geerntet - Wochen später als sonst üblich.

Agrarexperte Hambloch rechnet zwar damit, dass in den kommenden Wochen mehr Kartoffeln auf den Markt kommen werden. Ein schneller Preisverfall sei jedoch nicht gewiss. Denn nicht nur die verspätete Ernte wirkt sich negativ aus, auch die Kartoffelvorräte der großen Händler gehen zur Neige. Ihre Lager sind weitgehend leer.

Magere Kartoffelernte im vergangenen Jahr

Hintergrund sind die mäßigen Ernteerträge im vergangenen Jahr. In der EU wurden 2012 statt 61 Millionen Tonnen wie im Jahr zuvor nämlich nur 56 Millionen Tonnen geerntet. Kartoffeln aus Deutschland und Frankreich wurden über den Winter aufgebraucht. Die großen Einzelhandelsketten bestellten danach - dies ist üblich - größere Mengen aus Israel und Ägypten.

Als diese Bestände dann im Mai immer kleiner wurden, wirkte sich das deutlich auf das Preisniveau aus. "Damals gab es sogar Knappheit auf dem Markt", sagt Hambloch. Er rechnet für dieses Jahr wieder mit einer durchschnittlich guten Ernte. Anders als der Bundesverband der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie (BOGK). Dort geht man von deutlichen Ernteeinbußen und einer "knappen Versorgung" aus.

Die Bauern können jetzt nur hoffen, dass die Kartoffelpflanzen auf den Feldern ordentlich wachsen. "Bisher sieht es ganz gut aus", sagt Fritz Schumann, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes in Sachsen-Anhalt. Immerhin: Von dem Hochwasser der vergangenen Wochen sei die Kartoffelproduktion in Sachsen-Anhalt verhältnismäßig wenig betroffen gewesen. In anderen Teilen Deutschlands wie zum Beispiel Bayern wurde dagegen zumindest ein Teil der Felder geschädigt.

© Süddeutsche.de/dpa/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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