Siemens:Herr Schelsky, bitte zahlen

Tag der Abrechnung: Der ehemalige Siemens- Arbeitnehmervertreter Wilhelm Schelsky wird zur Kasse gebeten. Der Mann, der eine Gegenstimme zur IG Metall aufbaute und dabei Geld in die eigene Tasche steckte, soll mehrere Millionen Euro berappen

Martin Hesse

Siemens verlangt von seinem früheren Mitarbeiter Wilhelm Schelsky 3,2 Millionen Euro Schadenersatz, wie ein Sprecher des Münchner Konzerns bestätigte. Am Mittwoch beginnt vor dem Landgericht Nürnberg Fürth ein entsprechendes Zivilverfahren.

Wilhelm Schelsky erhielt von Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer Geld, um eine Gegenstimme zur mächtigen IG Metall aufzubauen - und er wirtschaftete in die eigene Tasche. Der Sohn des berühmten Soziologen Helmut Schelsky soll nun 3,2 Millionen Euro an Siemens zahlen. (Foto: ag.rtr)

Schelsky sollte nach einem 2001 mit dem Siemens-Vorstand Johannes Feldmayer geschlossenen Vertrag die Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsräte (AUB) als Gegengewicht zur IG Metall aufbauen. Hierfür erhielt er 30 Millionen Euro. Mehrere Millionen zweigte Schelsky jedoch für private Zwecke und die Unterstützung von Sportvereinen ab.

Urteil noch nicht rechtskräftig

Wegen besonders schweren Betrugs, Beihilfe zur Untreue und Steuerhinterziehung wurde er vom Landgericht im November 2008 zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil ist aber immer noch nicht rechtskräftig.

Schelsky ist inzwischen wieder auf freiem Fuß, weil der Bundesgerichtshof bislang nicht über die Revision entschieden hat. Feldmayer war zu zwei Jahren Bewährungsstrafe und 229.000 Euro Geldbuße verurteilt worden. Ein Sprecher des Gerichts sagte, in einer Widerklage fordere Schelsky von Siemens inzwischen die Nachzahlung offener Vergütungen.

Die Forderung an Schelsky zählt zu den höchsten Beträgen, die Siemens von früheren Mitarbeitern eingefordert hat. Anfang des Jahres hatte der Konzern sich mit neun Ex-Vorständen und Ex-Aufsichtsräten auf Schadenersatzzahlungen von insgesamt 19,5 Millionen Euro geeinigt. Den Gesamtschaden, der Siemens durch die Schmiergeldaffäre entstanden ist, beziffert das Unternehmen auf 2,5 Milliarden Euro.

© SZ vom 08.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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