Siemens: Gewinnzuwachs:Ein Konzern knausert sich zum Erfolg

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Die Auftragszahlen sind eingebrochen, der Umsatz geschrumpft und dennoch klettert der operative Gewinn um mehr als zehn Prozent. Die rigiden Sparbemühungen wirken.

Wenn sich die Siemens-Aktionäre am Vormittag zur Hauptversammlung in der Münchener Olympiahalle treffen, dann wird es viel zu besprechen geben. Da wären einerseits die Schadenersatzklagen des Konzerns gegen die ehemaligen Vorstände Heinz-Joachim Neubürger und Thomas Ganswindt - ein Relikt der Korruptionsaffäre, die das Unternehmen nun endgültig abschließen will. Debattiert wird auch über die Gehälter der Führungsriege, die Siemens erstmals zur Abstimmung stellt.

Wer spart, kann auch miese Auftragszahlen verkraften: Bei Siemens sprudeln die Gewinne trotz sinkender Umsätze. (Foto: Foto: ddp)

Da werden die jüngsten Zahlen wohl wie Baldrian wirken. Denn zwar hat Siemens in den vergangenen drei Monaten deutlich weniger Umsatz gemacht als im Vorjahreszeitraum und auch die Auftragszahlen gingen zurück. Und dennoch konnte das Technologieunternehmen den operativen Gewinn in den drei Sektoren Industrie, Energie und Gesundheit überraschend um elf Prozent auf 2,26 Milliarden Euro steigern. Damit übertraf Siemens die Erwartungen von Analysten, die im Schnitt mit einem Gewinnrückgang um gut ein Fünftel gerechnet hatten. Der Überschuss stieg sogar um knapp ein Viertel auf 1,53 Milliarden Euro.

Die Steigerung ging vor allem auf Kostensenkungen in Vertrieb und Verwaltung zurück. "Das Ergebnis des abgelaufenen Quartals ist eine erfreuliche Momentaufnahme", erklärte Siemens-Vorstandschef Peter Löscher. "Nur durch unser sehr frühzeitiges Handeln gelingt es uns heute, die anhaltenden Auswirkungen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise abzufedern."

Klage gegen Ex-Vorstände

Für das Gesamtjahr erwägt Siemens, seinen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr anzuheben. "Zum Halbjahr, also auf halber Wegstrecke, werden wir unsere Prognose überprüfen", sagte Löscher

Bei aller Freude über den unerwartet hohen Quartalsgewinn - die Krise macht Siemens noch immer zu schaffen. Deutlich bemerkbar machte sich dies beim Auftragseingang. Dieser brach um 15 Prozent auf 18,98 Milliarden Euro ein. Der Umsatz sank um zwölf Prozent auf 17,35 Milliarden Euro. Der Auftragsbestand lag Ende Dezember bei 83 Milliarden Euro.

Daher plant das Unternehmen neue Einschnitte, um die Folgen der Krise abzufangen. In einigen Geschäftsfeldern und an einzelnen Standorten seien "Anpassungsmaßnahmen unumgänglich", sagte Konzernchef Löscher. Am Donnerstag werde das Management die Arbeitnehmervertreter über Details informieren.

Bei der Hauptversammlung, die am Vormittag beginnt, will Siemens zudem einen Schlussstrich unter den Schmiergeldskandal ziehen. Die Aktionäre sollen die Vergleiche mit früheren Topmanagern über Schadenersatz absegnen. Zudem lässt Siemens die Anleger erstmals über die Vorstandsgehälter abstimmen. Aktionärsvertreter kündigten zwar kritische Fragen an, Vetos zeichnen sich bei den wichtigen Abstimmungen aber nicht ab.

Im Zuge der Schmiergeldaffäre sollen der frühere Siemenschef Heinrich von Pierer und acht weitere Ex-Topmanager dem Konzern insgesamt 19,5 Millionen Euro Schadenersatz zahlen. Diesen Vergleichen müssen die Aktionäre zustimmen. Den früheren Finanzvorstand Heinz-Joachim Neubürger sowie Ex-Vorstand Thomas Ganswindt hat der Konzern nach gescheiterten Vergleichsverhandlungen auf Schadenersatz in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro verklagt.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/dpa/Reuters/apn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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