Siemens-Affäre:Ein teurer Skandal

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Milliardendebakel in München: Die Aufarbeitung der Korruptionsaffäre kostet Siemens mittlerweile richtig viel Geld.

Markus Balser

Seit Beginn des Skandals hat der Technologiekonzern insgesamt etwa 2,5 Milliarden Euro für Ermittlungen, Straf- und Steuernachzahlungen und den Aufbau einer funktionsfähigen Antikorruptionseinheit ausgegeben.

Korruptionsaffäre kostet mittlerweile 2,5 Millarden Euro (Foto: Foto: dpa)

Das teilte der Konzern am Mittwoch in München mit. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung nähert sich die Aufarbeitung nun dem Ende. Bereits in drei Wochen wollen die vom Aufsichtsrat ins Unternehmen geholten US-Ermittler ihren Abschlussbericht präsentieren, verlautete aus Konzernkreisen.

620 Mitarbeiter eingesetzt

Im vergangenen Quartal gab Siemens zur Aufbau seiner Antikorruptionsorganisation und für externe Berater wie die US-Kanzlei Debevoise & Plimpton 89 Millionen aus. Vor einem halben Jahr lag die Summe noch bei 175 Millionen Euro.

Die Kosten würden in den kommenden Quartalen weiter sinken, hieß es. Der Konzern plane, die Aufgaben ins Unternehmen zu verlagern. Inzwischen kümmern sich im Konzern 620 Mitarbeiter ausschließlich um Korruptions- und Kartellbekämpfung. Auch im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden neue Verdachtsfälle bekannt. Der Konzern habe insgesamt 540 Hinweise auf mögliche Vergehen von Mitarbeitern erhalten. In 330 Fällen habe sich daraus ein Anfangsverdacht ergeben, teilte das Unternehmen mit.

Eine Zeitenwende leitete der Konzern am Mittwoch im Management ein. Mit der Schweizerin Barbara Kux holt sich Siemens erstmals eine Frau in die Führungsspitze. Sie wird das neugeschaffene Einkaufsressort leiten.

Neben der Verantwortung für ein weltweites Einkaufsvolumen von 42 Milliarden Euro übernimmt die 54-Jährige federführend das Marketing der Umweltaktivitäten im Konzern. Die Managerin war zuvor beim niederländischen Elektrokonzern Philips Chefeinkäuferin. Siemens ist damit erst der zweite unter den 30 Dax-Konzernen in Deutschland mit einem weiblichen Vorstandsmitglied.

Siemens legt an diesem Donnerstag seine Jahresbilanz vor. Analysten erwarten für das Schlussquartal des Geschäftsjahres einen Verlust in Milliardenhöhe. Zwar laufen die Geschäfte gut, doch lasten die Kosten der Korruptionsaffäre, Strafen und Rückstellungen schwer auf dem Ergebnis.

Es wäre der erste Quartalsverlust des Technologiekonzerns, seit Siemens im Jahr 2000 die Veröffentlichung von Quartalsberichten eingeführt hat. Im Gesamtjahr liege der Konzern wegen gewinnbringender Unternehmensverkäufe aber nach wie vor deutlich im Plus, verlautete am Mittwoch aus dem Aufsichtsrat des Konzerns.

© SZ vom 13.11.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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