Schmiergeld-Prozess gegen Formel-1-Chef:Ecclestone bietet Gericht 100 Millionen Dollar

Schmiergeld-Prozess gegen Formel-1-Chef: Gegen die Zahlung von 100 Millionen Dollar soll in der nächsten Woche der in München laufende Schmiergeldprozess gegen Bernie Ecclestone eingestellt werden

Gegen die Zahlung von 100 Millionen Dollar soll in der nächsten Woche der in München laufende Schmiergeldprozess gegen Bernie Ecclestone eingestellt werden

(Foto: AFP)

Bernie Ecclestone will sich im Schmiergeld-Prozess freikaufen. Laut SZ-Informationen ist der Formel-1-Chef bereit, eine Rekordsumme für die Einstellung des Verfahrens zu zahlen. Die Zustimmung der Münchner Richter gilt als wahrscheinlich.

Von Klaus Ott

Formel-1-Chef Bernie Ecclestone will sich mit 100 Millionen Dollar bei der deutschen Justiz freikaufen. Gegen diese Zahlung soll in der nächsten Woche der in München laufende Schmiergeldprozess gegen den britischen Renn-Boss eingestellt werden. Das hat nach Informationen der Süddeutschen Zeitung Ecclestone am Freitag in München persönlich mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt, im Beisein seiner beiden Anwälte. Die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft wollten sich dazu auf Anfrage nicht äußern. Es sei Stillschweigen vereinbart worden.

Die Ankläger hatten zuerst 100 Millionen Euro von Ecclestone gefordert, was diesem aber zu viel war. Der Kompromiss bestand darin, aus Euro dann Dollar zu machen, so dass der Renn-Boss etwas billiger wegkommt, es aber ein dreistelliger Millionenbetrag bleibt. Das war der Staatsanwaltschaft aus optischen Gründen wichtig.

Der Deal würde dazu führen, dass der Brite nicht verurteilt wird und somit höchstwahrscheinlich Formel-1-Chef bleiben kann. Diese Einschätzung war für den Fall eines Deals schon vor Tagen aus dem Umfeld der Motorsport-Gesellschaft zu hören.

Einen derart hohen Betrag hat noch kein Manager in Deutschland gezahlt, um einer Verurteilung zu entgehen. Dieser enorme Betrag dürfte große Diskussionen auslösen, ob solche Deals noch gerecht sind, oder ob auf diese Weise vermögende Angeklagte sich einen ungerechtfertigten Vorteil gegenüber Normalverdienern verschaffen. Das letzte Wort im Fall Ecclestone hat die fünfte Strafkammer des Landgerichts München I unter Vorsitz von Richter Peter Noll. Die Zustimmung des Gerichts gilt als wahrscheinlich.

Verkündung wohl schon am kommenden Dienstag

Ein Indiz dafür ist, dass die Kammer am Freitag kurz nach der Einigung zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung die für die nächste Verhandlung am kommenden Dienstag vorgesehenen Zeugen wieder ausgeladen hat. Offenbar soll dann bereits der Deal verkündet und der Prozess nach Paragraf 153a Strafprozessordnung beendet werden. Dieser Paragraf macht eine Verfahrenseinstellung gegen Auflagen möglich, die "geeignet sind, das öffentliche Interesse an der Strafverfolgung zu beseitigen". Vorausgesetzt, die "Schwere der Schuld" steht dem nicht entgegen.

Ecclestone hat im vergangenen Jahrzehnt dem deutschen Banker Gerhard Gribkowsky, Vorstandsmitglied der BayernLB, heimlich 44 Millionen Dollar mittels Scheinrechnungen und über Briefkastenfirmen im Indischen Ozean und in der Karibik zukommen lassen. Die BayernLB war damals Hauptaktionär der Formel 1 und gefährdete mit Gerichtsprozessen in London Ecclestones Macht. Der Brite soll daraufhin, um seinen Einfluss zu sichern, Gribkowsky bestochen haben.

So steht es in der Anklage wegen Bestechung in einem besonders schweren Fall, die zu dem Verfahren in München führte, das im April begonnen hatte. Bei den bisherigen Zeugenvernehmungen waren Zweifel aufgekommen, ob dieser Vorwurf so haltbar ist. Das hatte zu Gesprächen zwischen Staatsanwaltschaft und Verteidigung über einen Deal geführt.

Die Anklage enthält allerdings auch noch den Vorwurf der Anstiftung zur Untreue in einem besonders schweren Fall. Hier bestünde für Ecclestone ohne Deal weiterhin das Risiko einer Verurteilung. Der Brite hatte 2005/2006, als die BayernLB ihre Formel-1-Aktien veräußerte, den Käufer vermittelt und dafür mehr als 40 Millionen Dollar Provision erhalten. Diese Zahlung, für die der damalige Bankvorstand Gribkowsky sorgte, sei nicht nötig gewesen, glaubt die Staatsanwaltschaft. Der Verkauf der Formel-1-Anteile der BayernLB hätte auch so geklappt.

Der Renn-Boss hat der BayernLB diese Woche eine Ausgleichszahlung von 25 Millionen Euro angeboten, was weniger wäre als die von ihm von der Bank kassierten mehr als 40 Millionen Dollar. Diese Ausgleichszahlung käme zu der Zahlung über 100 Millionen Dollar an die Staatskasse für die Einstellung des Prozesses noch hinzu. Die Bayerische Landesbank fordert bereits seit fast zwei Jahren 400 Millionen Dollar Schadensersatz von Ecclestone.

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