Ringen um Opel:Der Bund und sein Magna

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Wer bekommt Opel? Drei Konzepte liegen vor - und mittlerweile kristallisiert sich ein klarer Favorit heraus: der kanadisch-österreiche Magna-Konzern mit russischem Anhang.

Der Bund hat zwar bei Opel nichts zu entscheiden - aber offenbar eine klare Präferenz: Von den drei vorliegenden Konzepten für die Rettung des Autoherstellers favorisiert Berlin offenbar das Angebot des kanadisch-österreichen Magna-Konzerns.

Präferenz des Bundes: Magna. (Foto: Foto: AP)

"In der Bundesregierung zeichnet sich inzwischen eine recht klare Präferenz für das Angebot von Magna ab", sagte eine mit den Beratungen vertraute Person unmittelbar vor einem Treffen der zuständigen Minister bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Neben Magna haben auch der italienische Autohersteller Fiat und der US-Finanzinvestor Ripplewood für Opel geboten.

Nach dem Treffen soll mit den Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opelwerken gesprochen werden.

Am 28. Mai wird voraussichtlich in den Vereinigten Staaten eine Entscheidung über die Frage fallen, ob der Mutterkonzern General Motors in die Insolvenz geht.

Der Magna-Plan zur Rettung von Opel sieht die Erhaltung aller deutschen Opel-Standorte vor. Auch die Zentrale in Rüsselsheim und die dortige Entwicklungsabteilung sollen erhalten bleiben, betonte ein Magna-Sprecher.

Witzani bestätigte, dass der dem Bundeswirtschaftsministerium vorgelegte Plan eine Magna-Beteiligung von jeweils 35 Prozent für General Motors und die russischen Magna-Partner sowie eine 20-prozentige Beteiligung von Magna vorsehe. Zehn Prozent würde die Opel-Belegschaft halten.

Fiat-Angebot hat "manche enttäuscht"

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte, dass das Angebot von Magna "sicherlich am nächsten an den Hoffnungen und Wünschen vieler in der deutschen Politik, aber auch bei den Arbeitnehmern" sei. Es gebe eine "deutliche" Reihenfolge bei den drei vorgelegten Geboten, so Koch weiter.

Auch die Offerte des US-Finanzinvestors Ripplewood sei "interessant". Dagegen habe das Angebot des italienischen Autobauers Fiat "manche enttäuscht". Dieses sei "sehr weit von dem entfernt, was man sich vielleicht erhofft hat an mancher Stelle", sagte Koch.

Die Chancen für eine Opel-Rettung insgesamt seien deutlich gestiegen, fügte Koch hinzu. Er sei optimistisch, dass eine Vereinbarung mit den USA über eine Brückenfinanzierung für Opel erreicht werden könne.

Die russische Sberbank erwägt Kreisen zufolge die Bereitstellung von Finanzgarantien bei einem Einstieg von Magna bei Opel. Bisher werde nicht über Geld oder Kredite, sondern über Garantien gesprochen, sagte eine mit der Angelegenheit vertraute Person am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters.

Eine andere Person bestätigte die Überlegungen des Geldhauses. Bei der Sberbank wollte sich zunächst niemand dazu äußern. Vor einer Woche hatte der Chef der Bank, German Gref, eine Beteiligung an einem Gebot für die deutsche GM-Tochter nicht ausgeschlossen.

Das Interesse an einem Opel-Geschäft sei größtenteils von staatlichen Interessen geleitet, erklärte er.

Neben der Sberbank wurde auch der russische Autobauer Gaz als Partner von Magna für einen Einstieg bei dem Rüsselsheimer Konzern genannt.

Fiat schließt Pakt mit chinesischem Wettbewerber

Fiat hat sich unterdessen mitten im Ringen um die Übernahme von Opel mit einem weiteren chinesischen Wettbewerber verbündet. Das Unternehmen aus Turin sei eine Produktionspartnerschaft mit Guangzhou Automobile eingegangen, sagte Guangzhou-Generaldirektor Zeng Qinghong der Zeitung Shanghai Securities News. Wie viele und welche Fahrzeuge hergestellt werden sollen, ließ er offen.

Die Verhandlungen liefen bereits seit mindestens einem dreiviertel Jahr. Unter Berufung auf ein Regierungsdokument schrieb die Zeitung, dass umgerechnet rund 450 Millionen Euro in das Gemeinschaftsunternehmen investiert werden sollen.

Wie sich die Summe auf die Partner aufteilt, wurde nicht genannt. Für den Einstieg bei der General-Motors-Tochter Opel will Fiat keinerlei Bargeld aufwenden, sondern verlangt im Gegenteil staatliche Hilfen.

Das Ziel von Fiat-Chef Sergio Marchionne ist es, den zweitgrößten Autohersteller der Welt nach Toyota zu schmieden, um über große Stückzahlen die Kosten zu senken. Dazu will er nicht nur bei Opel und dessen britischer Schwester Vauxhall einsteigen, sondern auch beim insolventen US-Wettbewerber Chrysler. In China ist Fiat bereits zuvor zwei Partnerschaften eingegangen: mit Chery und Zotye.

© sueddeutsche.de/AFP/AP/Reuters/hgn/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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