Quartalszahlen:Mini-Kratzer am Supertanker Apple

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Dank iPhones weiterhin die am besten geölte Gewinnmaschine der Welt. (Foto: Bloomberg)
  • Mehr als 10 Milliarden Dollar Gewinn in einem Quartal: Apple legt weiterhin außergewöhnliche Zahlen vor.
  • Die Firma hat jetzt Finanzreserven von mehr als 200 Milliarden Dollar.
  • Die Aktie fällt dennoch - ein echtes Warnsignal scheint das jedoch nicht zu sein.
  • Unklar ist, ob die Apple Watch als Erfolg bezeichnet werden kann.

Von Johannes Kuhn, San Francisco

Beginnen wir mit einem Bar-Witz: Zwei Börsianer sehen dort ein überschäumendes Glas Bier auf der Theke. Fragt der eine den anderen: "Was meinst Du, halb voll oder halb leer?"

Womit wir bei Apple wären: Der Konzern aus Cupertino verkündete am Dienstag wieder einmal - Verzeihung - überschäumende Quartalszahlen. 49,6 Milliarden Dollar Umsatz, ein Drittel mehr als noch vor einem Jahr. Ein Gewinn von 10,7 Milliarden US-Dollar, das ist eine Steigerung von 39 Prozent. Und, wenn wir schon dabei sind: Aktuell 202 Milliarden Dollar in der Portokasse, das ist mehr Geld als je ein anderes börsendotiertes Unternehmen zur Verfügung hatte.

47,5 Millionen iPhones verkaufte Apple in den vergangenen drei Monaten, das sind zwölf Millionen mehr als vor einem Jahr, als das iPhone 6 noch nicht im Handel war.

All das genügte nicht, einige Analysten hatten mit 49 Millionen iPhones gerechnet, zudem prognostizierte Apple für das derzeitige Quartal einen Umsatz, der unter den von Analysten anvisierten 51 Milliarden Dollar liegen könnte.

Hohe Erwartungen

Innerhalb weniger Minuten fiel die Apple-Aktie deshalb nachbörslich um acht Prozent oder 62 Milliarden Dollar (sic.!). "Egal von welcher Seite man es betrachtet, wir waren außergewöhnlich gut", gab sich Apple-Chef Tim Cook später in einer Telefonkonferenz gelassen.

Gut, aber offensichtlich nicht gut genug - das schäumende Bier ist in den Augen einiger Börsianer halb leer, auch wenn der Kurs einzig auf das Niveau von vor 14 Tagen fiel.

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Die hohen Erwartungen hängen mit den vergangenen Quartalen zusammen, in denen Apple mit wuchtigen iPhone-Verkaufszahlen stets alle Prognosen übertroffen hatte. Nicht nur ist das iPhone 6 ein Verkaufshit, es macht inzwischen auch zwei Drittel des Gesamtumsatzes aus.

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Das bedeutet aber auch im Umkehrschluss: Der zu erwartende Sättigungseffekt wird Apple stärker als in den vergangenen Jahren treffen, für Herbst wird traditionell ein kaum verändertes Nachfolge-iPhone erwartet, das weniger Kunden zum Umstieg verleiten wird. 2016 wird deshalb gemessen am zu erwartenden Rekordjahr 2015 wahrscheinlich Umsatz- und Profit-Rückgänge bereithalten.

Keine Zahlen zur Apple Watch

Die Apple Watch wird diese noch nicht ausgleichen können, allerdings sind die Anleger hier auf Schätzungen angewiesen. "Wir werden zur Apple Watch keine Zahlen veröffentlichen, weil wir Mitbewerbern keine Einblicke erlauben wollen", betonte Apple-Finanzchef Luca Maestri in einer Telefonkonferenz.

Das erste Quartal der Armband-Computer ist deshalb schwer zu bewerten, die Umsätze verstecken sich in jenem Sonstiges-Posten, in dem sich auch Zubehör oder iPods verbergen. Ersten Berechnungen von Analysten zufolge dürfte Apple deutlich weniger als die in Prognosen erwarteten drei Millionen Exemplare verkauft haben.

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Tim Cook betonte jedoch, dass die Nachfrage entgegen Medienberichten nicht nachgelassen habe, sondern im Juni am stärksten gewesen sei. Das ist logisch, ergänzte der Konzern doch erst Mitte Juni den Online- um den Ladenverkauf.

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Ob die Apple Watch den Giga-Maßstäben des Herstellers aus Cupertino halbwegs gerecht wird, lässt sich also derzeit noch nicht feststellen. Und selbst, wenn es nicht so wäre: Dass die Anleger Apple verlassen, ist nicht zu erwarten. Solange die iPhone-Linie funktioniert, ist der Konzern weiterhin die am besten geölte Gewinnmaschine der Welt.

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