Apple Music:Für Dich

Apples neuer Music-Dienst setzt auf Menschen und Empfehlungen. Trotzdem ist der Zweck mancher Funktionen noch unklar.

Von hakan tanriverdi

Der neue Dienst von Apple funktioniert noch nicht, wie er soll. Zwar klappt die Installation auf Apple-Geräten ohne Probleme, doch dann passiert erst einmal gar nichts. Die Nutzer sind in den ersten Sekunden auf sich selbst gestellt. Umständlich und unnötig fühlt sich das an. Doch ist die App auf Laptop oder Smartphone erst einmal geöffnet, Apple Music abonniert, dann ist es funktionsfähig. Da sieht die Sache gleich anders aus. Dann wird aus der App sofort der Konkurrent für Spotify, dem aktuell größten Musik-Streamingdienst mit 75 Millionen Nutzern.

Zunächst fragt das Programm den Geschmack des Nutzers ab. Verschiedene Musikstile werden einem vorgestellt - von Klassik über Jazz bis Rap sind alle Genres abgedeckt. Anschließend kann man Künstler der Genres auswählen. Miles Davis und Kenny Dorham für Jazz, Big Daddy Kane und Kendrick Lamar für Rap etwa.

Bereits hier fällt auf, wie sehr Apple auf Empfehlungen von Menschen setzt. Die Tipps werden nicht von einem Computer ausgewertet, sondern eben von Menschen. Das heißt: Die Zusammenstellung fühlt sich nicht willkürlich an, sondern wie ein Mixtape, geschenkt von einem Freund, der den eigenen Musikgeschmack kennt.

Apple ist nun eine der besten Quellen, Künstler zu entdecken

30 Millionen Songs listet der Katalog von Apple. Das ist vergleichbar mit dem von Spotify, doch die Zahl sagt gar nichts aus. Bei Spotify wurden mehr als zehn Prozent aller Songs noch nicht ein einziges Mal angehört. Doch grundsätzlich lassen sich keine großen Unterschiede erkennen. Pop-Star Taylor Swift ist auf Apple Music zu finden, auf Spotify nicht. Der Grund: Spotify gibt es in der Kostenlos-Version, Apple Music kostet nach einer Testphase von drei Monaten zehn Euro im Monat.

Die App hat am unteren Ende des Smartphones eine Leiste mit fünf Knöpfen. Hier finden sich die zentralen Funktionen, von hier aus klicken sich Nutzer durch den Dienst - das heißt, sie entdecken dort neue Musik, steuern die eigene Sammlung an und entscheiden sich, ob sie lieber Radio hören wollen. Im Gegensatz zu Spotify lassen sich diese Bedienelemente nicht aus dem Bildschirm schieben, sie sind immer zu sehen. Dadurch lässt sich die App angenehmer bedienen.

Einer der Knöpfe lautet "Für Dich" - es ist der Ort, an dem man zuerst landet, wenn man angegeben hat, welche Genre und Künstler einem gefallen. Im Gegensatz zu Spotify werden die Songs und Alben sehr opulent präsentiert. Hört man sich die Songs an, kann man sie mit einem Herz markieren. Apple merkt sich das - und baut den personalisierten Bereich aus. Über die Zeit hinweg entsteht so eine eigene Sammlung. Eine Funktion, die der Konkurrenten nicht hat. Die Radio-Funktion (siehe Bericht rechts) ist eine, die es in dieser Form in Deutschland noch nicht gibt. Dadurch, dass Apple Music auf Menschen setzt, die aufwendige Listen zusammengestellt haben und in diesem Radio abspielen, ist Apple auf einen Schlag eine der besten Quellen, um Künstler zu entdecken.

Doch nicht alles hat Apple gut hinbekommen: Der Zweck einzelner Funktionen bleibt unklar. Dazu kommt, dass zentrale Musikdienste nur dann zu nutzen sind, wenn man über eine Verbindung in ein Wlan verfügt. Das heißt: Unterwegs sind die Songs nicht zu hören. Dazu muss man sie erst vergleichsweise aufwendig in einzelne Wiedergabelisten auslagern - oder die Songs gleich herunterladen. Die Konkurrenz bietet hier deutlich mehr Optionen an.

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