Patrizia:Egger schlägt wieder zu

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Der Chef des Augsburger Immobilienkonzerns Patrizia erwirbt in Deutschland und Schweden 14 000 Wohnungen. Der Preis dafür: 900 Millionen Euro, inklusive Schulden. Verkäufer ist ein skandinavischer Fonds.

Von Stefan Mayr, Augsburg

Wolfgang Egger tritt fast immer ohne Krawatte auf, nur auf Aktionärsversammlungen macht er (nach eigenen Angaben sehr widerwillig) eine Ausnahme. Weitere Markenzeichen sind der freche Pferdeschwanz, zu dem er seine schulterlangen Haare bindet - und sein ungebrochener Expansionswille. Am Montag gab der Augsburger Sunnyboy und Immobilien-Millionär einen weiteren spektakulären Deal bekannt: Eggers aufstrebendes Investmenthaus Patrizia Immobilien AG erwirbt für etwa 900 Millionen Euro inklusive Schulden mehr als 14 000 Wohnungen in Deutschland und Schweden, die bislang einem skandinavischen Immobilienfonds gehörten.

Der Fonds war in der Hand von etwa 8400 privaten Anteilseignern aus Norwegen und Schweden. Diese haben Eggers Übernahmeangebot mit großer Mehrheit angenommen. Dabei hat Patrizia einen Konkurrenten aus den USA nach einer wochenlangen Bieterschlacht bezwungen. "Diese Transaktion konnten wir nur deshalb erfolgreich abschließen, weil wir unsere Finanzkraft in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiter verbessert haben und heute mit einer weit überdurchschnittlichen Eigenkapitalbasis ausgestattet sind", sagte Egger nach vollbrachter Tat.

Bis zuletzt war auch ein Bieter aus den USA im Rennen

Egger ist ein klassischer Selfmade-Millionär: Anno 1984 kaufte er in Augsburg als 19-Jähriger ein Mehrfamilienhaus und verkaufte die einzelnen Wohnungen gewinnbringend. Heute, 31 Jahre später, hat sein Unternehmen 800 Mitarbeiter in zwölf europäischen Ländern. Es verwaltet ein Immobilien-Vermögen von 15,5 Milliarden Euro, Tendenz exorbitant steigend. Im Jahr 2013 rief Egger das Ziel aus, "Europas führendes Immobilien-Investmenthaus" zu werden. Seitdem steigerte sich die Mitarbeiterzahl von 600 um 30 Prozent auf 800. Das verwaltete Immobilienvermögen wuchs allein im Jahr 2014 um 24 Prozent an. Der Aktienkurs stieg in den vergangenen zwölf Monaten von 8,50 auf zwischenzeitlich 18,50 Euro an. Erst als Patrizia Anfang Mai sein Angebot für den schwedisch-norwegischen Fonds signifikant erhöhen musste, sanken die Papiere kurzfristig auf 15,31 Euro. Am Montag lag der Kurs bei 16,50 Euro.

Erst vor einer Woche hatte Patrizia im nordenglischen Manchester ein 80 000 Quadratmeter großes Areal erworben, auf dem 500 Wohnungen gebaut werden sollen. Auf dem Gelände sind bereits ein Hotel, ein Parkhaus, Gastronomie und Büros fertiggestellt. Damit vollzog Egger in Großbritannien den Einstieg in den Markt für Wohnimmobilien. Zuvor war die britische Tochter nur im Bereich der Gewerbeimmobilien aktiv gewesen. Nach dem Kauf in Manchester verwaltet Patrizia allein in Großbritannien Immobilien im Wert von mehr als einer Milliarde Pfund (rund 1,4 Milliarden Euro).

Sein ursprüngliches Erfolgsmodell - Immobilien kaufen, aufhübschen und wieder verkaufen - hat Egger längst weiterentwickelt: Inzwischen betreut Patrizia die Wohn- und Geschäftshäuser meist im Auftrag von Investoren wie Sparkassen, Versicherungen oder Pensionsfonds. Das Unternehmen tritt dabei sowohl als Co-Investor als auch als Dienstleister auf. Im Jahr 2013 machte das Unternehmen Schlagzeilen mit dem Kauf von 32 000 Wohnungen aus dem Bestand der Gemeinnützigen Bayerischen Wohnungsgesellschaft (GBW), einer Tochter der Bayerischen Landesbank. Im Geschäftsjahr 2014 wuchs der Umsatz der Patrizia AG um 34 Prozent auf 291 Millionen Euro, der Konzernüberschuss betrug 35 Millionen Euro. Wolfgang Egger ist Vorstandsvorsitzender und Mehrheitsaktionär. Und sein nächster Großeinkauf kommt bestimmt.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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