Probleme bei Boeing 787:Polnische Fluggesellschaft fordert Schadenersatz wegen Dreamliner-Pannen

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Aufsichtsbehörden und Fluglinien ziehen Konsequenzen aus der Pannenserie beim Dreamliner. Die amerikanische Luftfahrtbehörde FAA ordnet an, alle Maschinen des Typs Boeing 787 aus dem Verkehr zu ziehen. Europa, Indien und Japan folgen. Die polnische Fluggesellschaft LOT will sogar Schadenersatz von Boeing verlangen.

Es ist ein Desaster für den US-Flugzeughersteller: Der 787 Dreamliner - Boeings wichtigstes Modell, in dem jahrelange Entwicklungsarbeit steckt, muss am Boden bleiben. Nach einer Reihe von Pannen haben Aufsichtsbehörden und Fluggesellschaften auf der ganzen Welt die 787-Flotten vorerst aus dem Verkehr gezogen.

Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat eine entsprechende Anordnung am späten Mittwoch in Washington erlassen. Nach dieser Entscheidung nahm auch Air India seine sechs Dreamliner-Maschinen aus dem Flugplan. Der Chef der Fluggesellschaft, Rohit Nandan, sagte der Zeitung Times of India: Im Einklang mit der FAA-Anweisung habe man entschieden, die Maschinen vorerst für Überprüfungen aus dem Verkehr ziehen. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge schlossen sich auch Japan und Europa der FAA-Anordnung an.

Die polnische Fluggesellschaft LOT zieht erste Konsequenzen aus der Pannenserie beim Dreamliner von Boeing. LOT werde nach einer Kostenanalyse Schadenersatz von Boeing fordern, kündigte die Fluggesellschaft am Donnerstag an. "Wir analysieren den Vertrag mit Boeing mit Blick auf unsere Möglichkeiten, Kompensationen zu fordern", sagte LOT-Vize-Chef Tomasz Balcerzak.

Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) teilte mit, der von der US-Luftfahrtbehörde FAA angeordnete Flugstopp für die Flugzeuge gelte weltweit. Das sei eine "seltene Entscheidung", sagte ein EASA-Sprecher in Köln. Nur das Land, in dem ein Hersteller seinen Sitz habe, dürfe eine solche Entscheidung treffen.

Als Grund für die Anordnung nannte die FAA das Risiko eines Feuers durch die eingebauten Batterien. Vorausgegangen war die Notlandung eines Dreamliners in Japan, nachdem eine Batterie geschmort hatte. Die beiden japanischen Fluglinien All Nippon Airways (ANA) und Japan Airlines (JAL) hatten daraufhin für Mittwoch und Donnerstag alle Flüge mit dem Langstreckenjet gestrichen.

Bereits in der Woche zuvor hatte eine Batterie einer am Boden stehenden Boeing 787 in Boston gebrannt.

Die FAA will nun mit Boeing und den Fluggesellschaften zusammenarbeiten, um schnellstmöglich eine Lösung für das Batterieproblem zu finden. Das hochmoderne Flugzeug ist noch stärker als ältere Modelle auf Strom angewiesen. Viele hydraulische Systeme wurden durch Computersteuerungen ersetzt. Bei den Batterien handelt es sich nach FAA-Angaben um Lithium-Ionen-Akkus. Dieser Typ wird auch in Handys, Digitalkameras oder Notebooks eingesetzt, weil er auf kleinen Raum viel Strom speichern und lange halten kann. Jedoch gab es auch bei diesen Elektronikgeräten immer wieder Fälle brennender oder schmorender Batterien.

Notlandung bei All Nippon Airways: Nachdem sich in der Maschine Rauch gebildet hat, verlassen Crew und 137 Passagiere die Boeing über Notrutschen. (Foto: REUTERS)

Beim Dreamliner würde den Gründen für die Brandgefahr bei den Batterien gerade nachgegangen, erklärte die FAA. Sie hatte erst in der vergangenen Woche eine weitreichende Untersuchung vor allem der elektrischen und mechanischen Systeme gestartet, nachdem sich die Pannen gehäuft hatten. Die leichten Verbundwerkstoffe, aus denen die Boeing 787 gebaut wird, machen dagegen bislang keine Probleme. US-Experten sind zudem bereits unterwegs nach Japan, um den dortigen Pannenflieger zu inspizieren.

Bislang hat Boeing 50 Maschinen des Typs ausgeliefert, die Hälfte davon ging nach Japan. In den USA fliegt bislang nur United Airlines das Modell und ist entsprechend von der FAA-Anordnung betroffen. Die sechs Maschinen dürften erst dann wieder abheben, wenn die Fluggesellschaft gegenüber der Luftfahrtbehörde nachgewiesen habe, dass die Batterien sicher seien, erklärte die FAA.

In Deutschland betreibt bislang keine einzige Fluggesellschaft den Dreamliner. Air Berlin hat aber 15 Stück bestellt. Tui Travel will 13 Maschinen abnehmen. Die Boeing-Aktie fiel nachbörslich um weitere zwei Prozent.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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