Panasonic kappt Gewinnprognose:Herkules in Not

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Noch vor Tagen strotzte Panasonic vor Kraft. Jetzt senkt der Elektronikkonzern seine Gewinnprognose um 90 Prozent - und die Übernahme des Konkurrenten Sanyo steht auf der Kippe.

Noch vor wenigen Tagen war von Krise keine Rede. Vollmundig kündigte Panasonic an, künftig Kühlschränke und Waschmaschinen in Europa verkaufen zu wollen. Zehn Prozent Marktanteil wollte Matsushita mit seiner Marke Panasonic erreichen - sogar eine Fabrik für Haushaltsgeräte in Europa ist im Gespräch. Dazu wollte Matsushita seine Marktmacht durch die Übernahme des Elektronikkonzerns Sanyo stärken.

Panasonic-Niederlassung in Tokio: In der Konjunkturflaute ist die Nachfrage nach Elektroartikeln abrupt zusammengebrochen. (Foto: Foto: AP)

Die neuesten Nachrichten von Panasonic geben allerdings eher Anlass zur Sorge. Denn wegen des Konjunkturabschwungs muss der japanische Elektronikkonzern seine Gewinnprognose drastisch zusammenstreichen. Im bis Ende März 2009 laufenden Geschäftsjahr werde der Nettogewinn voraussichtlich mit umgerechnet rund 250 Millionen Euro 90 Prozent geringer ausfallen als bislang geplant, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Sanyo-Übernahme auf der Kippe

Der Konzern senkte sein operatives Gewinnziel um rund 40 Prozent. An der Börse in Tokio gingen die Aktien entgegen dem allgemeinen Trend mit einem Abschlag von 4,7 Prozent aus dem Handel.

Grund sei der schwache Absatz von Unterhaltungselektronik im Zuge der weltweiten Wirtschaftsflaute. Im vergangenen Monat hatte Panasonic noch ein Wachstum seines Betriebsgewinns um 7,8 Prozent auf 560 Milliarden Yen (4,5 Milliarden Euro) in Aussicht gestellt.

Außerdem droht die milliardenschwere Sanyo-Übernahme zu platzen. Die US-Bank Goldman Sachs brach am Mittwoch die Gespräche über den Verkauf ihrer Sanyo-Anteile wegen eines zu niedrigen Angebots vorerst ab. Es liege nun an Panasonic, eine bessere Offerte vorzulegen, erklärte Goldman Sachs.

Damit steht eine der größten Übernahmen in Japan auf der Kippe: Sollte sie gelingen, würde Panasonic gemessen am Umsatz an Branchenführer Hitachi vorbeiziehen und zum größten Elektronikkonzern der Technologie-Großmacht Japan aufsteigen.

Prall gefüllte Kriegskasse

Panasonic hat mit umgerechnet rund 7,7 Milliarden Euro an Barmitteln eine prall gefüllte Kriegskasse. Der Konzern führt seit mehreren Wochen Gespräche mit den drei wichtigsten Sanyo-Aktionären - Neben Goldman Sachs sind dies die japanischen Finanzhäuser Daiwa und Sumitomo Mitsui.

Unternehmens- und Finanzkreisen zufolge ist Panasonic bereit, rund 120 Yen je Sanyo-Aktie auf den Tisch zu legen. Damit würde Sanyo mit rund sechs Milliarden Euro bewertet. Einem Bericht der Zeitung Yomiuri Shimbun zufolge peilt Goldman für seine Anteile allerdings einen mehr als doppelt so hohen Verkaufspreis an.

© sueddeutsche.de/Reuters/tob/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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