Panama Papers:Auf freiem Fuß

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Die beiden Gründer der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca sind gegen Kaution aus der Haft entlassen worden. Die Ermittlungen wegen Geldwäsche laufen indes weiter; in der Zwischenzeit dürfen die Männer Panama nicht verlassen.

Von Frederik Obermaier, München

Die beiden Gründer der durch die Panama Papers bekannt gewordenen Anwaltskanzlei Mossack Fonseca wurden gegen Kaution freigelassen. Das zuständige Gericht in Panama-Stadt entließ den Deutschen Jürgen Mossack und seinen panamaischen Kompagnon Ramón Fonseca am Freitag gegen Zahlung von je einer halben Million Dollar aus der Haft. Die Ermittlungen wegen Geldwäsche laufen indes weiter; in der Zwischenzeit dürfen die Männer Panama nicht verlassen.

Die Süddeutsche Zeitung hatte vor einem Jahr zusammen mit der Journalistenvereinigung International Consortium of Investigative Journalists enthüllt, wie die Kanzlei Mossack Fonseca nicht nur etlichen Staats- und Regierungschefs geholfen hatte, Gelder zu verstecken, sondern auch Mafiosi, Waffendealern und Regimen wie Nordkorea oder Iran. Festgenommen wurden die Kanzleieigentümer Mossack und Fonseca im Februar dieses Jahres jedoch nicht in erster Linie wegen der Panama Papers, sondern wegen mutmaßlicher Verwicklungen in einen monströsen lateinamerikanischen Korruptionsskandal: den Lava-Jato-Skandal. Dabei geht es um systematische Schmiergeldzahlungen in Milliardenhöhe und um ein komplexes Netzwerk aus Betrug und Bestechung.

Weltweit laufen indes etwa in 80 Ländern Ermittlungen im Zusammenhang mit den Panama Papers gegen die Kanzlei oder ihre Kunden. In den USA gehen Ermittler laut Medienberichten offenbar schon länger dem Verdacht nach, dass Mossfon-Mitarbeiter ihren Kunden bei Straftaten behilflich waren. US-Ermittler haben nach Informationen der SZ bereits gezielt ehemalige und aktuelle Mitarbeiter von Mossack Fonseca angesprochen, um mögliche Zeugen für eine Anklage zu finden. Für die massiv angeschlagene Kanzlei würde eine solche Anklage vermutlich das Ende bedeuten. Mehrere Filialen mussten schon schließen, Hunderte Mitarbeiter wurden entlassen.

Für die US-Behörden könnte auch das Thema Sanktionen interessant sein

Amerikanische Ermittler flogen Anfang April nach Den Haag, um die für die Mossack-Fonseca-Untersuchungen zuständige Generalstaatsanwältin aus Panama zu treffen, dazu Fahnder aus mehreren europäischen Ländern. Es ging darum, sich über den Stand der Ermittlungen auszutauschen und eine mögliche Zusammenarbeit abzustimmen. Während die EU-Justizbehörde Eurojust sowie die panamaischen Behörden nach dem Treffen groß tönten, blieben die Amerikaner im Hintergrund. Sie bestanden offenbar darauf, dass ihre Teilnahme geheim bleibt. Es ist der American Way derartiger Ermittlungen: Absolutes Stillschweigen, bis alle Beweise gesammelt sind und die Anklage fertig ist. Für die US-Behörden könnte auch das Thema Sanktionen interessant sein. Denn in der Kundenliste von Mossack Fonseca fanden sich sanktionierte Mitglieder von Drogenkartellen aus Mexiko und Guatemala, mutmaßliche Finanziers von Terrororganisationen wie Hisbollah und al-Qaida sowie Firmen, die wegen ihrer Unterstützung für das iranische und nordkoreanische Atomwaffenprogramm sanktioniert wurden. Und dann wäre da auch noch: Rami Makhlouf.

Er ist der Cousin von Syriens Herrscher Baschar al-Assad und ein bekannter Finanzier des Regimes. 2008 wurde er deswegen von den USA sanktioniert. Mossack Fonseca verwaltete dennoch laut den Panama Papers jahrelang ein Geflecht von Firmen, das dem Regime des Machthabers Syriens zuzuordnen ist. Jürgen Mossack und Ramón Fonseca waren sogar persönlich in die Entscheidungen eingebunden, Makhlouf zunächst als Kunden zu behalten, obwohl er sanktioniert war - und es bis heute ist.

© SZ vom 24.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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