Der Klassiker ist natürlich auch dabei, wenn die neue Seite mit dem vertrauten Namen an diesem Mittwoch um 13 Uhr online geht: Die Privileg-Waschmaschine wird es wieder geben auf Quelle.de, neben etwa 250.000 anderen Produkten rund um Elektronik und Wohnen. Die Otto-Gruppe will unter dem Label Quelle im Netz neue Wege gehen. Sie hatte sich den Markennamen nach der Pleite 2009 gesichert.
Quelle.de ist im Gegensatz zur Seite des Mutterkonzerns kein Versandhandel, sondern ein Marktplatz - ähnlich wie Amazon. Der US-Konzern hat sich auch längst von einem Online-Shop zu einem Portal für Händler für alle denkbaren Sachen entwickelt.
Die Otto-Gruppe geht mit ihrem Marktplatz noch einen Schritt weiter: Lagerung und Lieferung übernimmt komplett jeder einzelne Verkäufer. Die Kommunikation, Bezahlung und Kundenbetreuung jedoch liegen bei Quelle.de. "Die Händler stehen zueinander in Konkurrenz, ohne dass wir wie im Versandhandel mit unseren eigenen Produkten Teil des Wettbewerbs sind", erläutert Quelle-Geschäftsführer Tim von Törne. Man vermeide beim Marktplatz-Modell ein Problem, das häufig bei Generalisten auftrete: Man ist zwar in allen Sparten dabei, aber schafft es in keinem Segment in die Spitzengruppe - vor allem was den Preis angeht.
Besonders viel liegt dem Geschäftsführer an den klassischen "Quelle-Werten": "Der Name Quelle steht für Solidität, Zuverlässigkeit und Heimat", beschreibt er diese. "Es soll für den Kunden klar sein: Wir kümmern uns um dich." Bei Problemen mit den Händlern wie etwa Lieferverzögerung wendet sich der Kunde direkt an Quelle.de. Hinter der Servicenummer steckt, so beteuert von Törne, kein anonymes Call-Center, sondern ein Quelle-Mitarbeiter. Fast wie früher. Mit einer Einschränkung: Kleider, wie im alten Quelle-Katalog, gibt es nicht. Man habe sich begrenzen müssen - und die Bereiche Elektronik und Wohnen für aussichtsreicher befunden.
Auch rein optisch setzt Quelle.de auf Nostalgie: Der vertraute, dunkelblaue Schriftzug ziert die Seite, die Navigation ist bewusst einfach gehalten. Das Quelle-Team hat potentielle Kunden mit wenig Interneterfahrung testen lassen, ob sie mit der Seite zurecht kommen. Hausfrauentests nennen Marktforscher dieses Verfahren. "Suchen, finden, vergleichen, kaufen - das muss alles in wenigen Schritten gehen", sagt Geschäftsführer Tim von Törne.
Verlässlich, einfach, persönlich also. Das ist in der Tat ansprechend für die klassischen Quelle-Zielgruppen: ältere Menschen und Hausfrauen. Auf jemanden, der mit dem Internet aufgewachsen ist, wirkt die simple Optik mit dem nostalgischen Schriftzug vielleicht zu hausbacken. Und: Der Markenname Quelle steht nicht gerade für erfolgreichen Handel im Internet. Früher bestellte zwar halb Deutschland seine Waren im Quelle-Katalog. Den Sprung ins Netz aber wagte der behäbige Konzern viel zu spät.
Als Quelle pleite ging, hatte man fast den Eindruck, dass da ein Stück des alten, biederen Deutschlands starb - ohne, dass es die jüngeren Kunden allzu sehr betrauerten. Tim von Törne denkt jedoch, dass man auch die Digital Natives mit den alten Quelle-Werten gewinnen kann: "Man kann natürlich sagen, Quelle ist altmodisch - man kann aber auch sagen: Quelle ist retro", sagt er und grinst.
Fest steht: Otto ist nicht der einzige Konzern, der sich im Internet ausdehnt. Amazon bietet längst alles von der Spülmaschine bis hin zur Gartenliege. Der Elektronik-Konzern Media-Saturn hat sich kürzlich die Mehrheit am Internet-Elektrohändler Redcoon gesichert. Da kann ein eigener Marktplatz der Otto-Gruppe nicht schaden - zudem einer mit berühmtem Namen.