Olympische Spiele:Goldgrube China

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Kurz vor Beginn der Spiele präsentiert sich Adidas in guter Form: Allen Klagen über Pressezensur und Unterdrückung zum Trotz verbindet der Konzern mit den sportlichen Wettkämpfen große Hoffnungen.

U. Ritzer

Normalerweise ist es Vorstandschef Herbert Hainer selbst, der bei Telefonkonferenzen alle drei Monate die aktuellen Zahlen von Adidas verkündet. Am Dienstag allerdings überließ er Finanzvorstand Robin Stalker den Vortritt. Hainer war bereits unterwegs nach Peking zu den Olympischen Spielen. Denn allen Klagen über Pressezensur und Unterdrückung zum Trotz verbindet Adidas mit den Spielen große Hoffnungen. Sie sollen dem Konzern aus dem fränkischen Herzogenaurach einen gewaltigen Schub auf dem chinesischen und dem fernöstlichen Markt geben.

Adidas ist Europas größter Sportartikelhersteller - und möchte schon bald den Weltmarktführer Nike überholen. (Foto: Foto: dpa)

Experten halten es sogar für möglich, dass sich in Asien langfristig der Kampf um die Vorherrschaft in der Sportartikelindustrie zwischen dem amerikanischen Marktführer Nike und der europäischen Nummer eins Adidas entscheiden wird. Dementsprechend rüsten beide Firmen auf. Adidas will spätestens 2010 eine Milliarde Euro Umsatz in China erwirtschaften und die Zahl der eigenen Läden von 2300 auf über 6000 erhöhen. Die starke Präsenz bei Olympia vor allem als Ausrüster der einheimischen Athleten soll helfen, Nike möglichst bald abzuhängen.

Mit Wachstumsraten von jährlich bis zu 50 Prozent könnte China, bislang in der Sportartikelindustrie hauptsächlich als Produktionsstandort gefragt, bald der wichtigste Ländermarkt für die Franken werden. Bereits in den vergangenen Monaten legten die Adidas-Geschäfte dort gehörig zu. In Fernost insgesamt stieg der Umsatz um 25 Prozent. Das ist ein Grund für die unerwartet gute Halbjahresbilanz, die der Konzern am Dienstag vorstellte. Demnach stieg der Konzernumsatz währungsbereinigt um 14 Prozent auf 2,52 Milliarden Euro. Der Nettogewinn verbesserte sich gegenüber demselben Vorjahreszeitraum ebenfalls um Währungsschwankungen bereinigt um zwölf Prozent auf 116 Millionen Euro.

Run auf Nationaltrikot

Neben dem flotten Asiengeschäft war vor allem die Fußball-Europameisterschaft ein enormer Wachstumstreiber. Mit Spanien und Deutschland rüstete Adidas die beiden Endspiel-Teams aus. Über eine Million Fußballfans kauften das deutsche Nationaltrikot. Robin Stalker sagte, Adidas werde in diesem Jahr allein mit Fußballprodukten 1,3 Milliarden Euro erwirtschaften - 100 Millionen mehr als geplant und entsprechend mehr als im WM-Jahr 2006. Europaweit legten die Umsätze der Adidas AG um 16 Prozent zu.

Doch selbst solche Erfolgszahlen können nicht über die Schwächen hinwegtäuschen, mit denen die Franken kämpfen. Da ist vor allem der amerikanische Markt. Dort hinkt Adidas nach wie vor nicht nur deutlich hinter Platzhirsch Nike her; auch die Umsätze schrumpfen. Währungsbereinigt sackten sie um sechs Prozent ab. Finanzchef Stalker warnte, man werde auch in nächster Zukunft dort mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben. Diese haben viel mit der Handelskette Foot-Locker zu tun, die in Schwierigkeiten steckt und deshalb Filialen sowie Kapazitäten abbaut. Adidas hatte zeitweise die Belieferung eingestellt und Foot-Locker vorgeworfen, Sportschuhe zu verramschen.

Auch die vor fast drei Jahren hinzugekaufte Marke Reebok trübt die Halbjahresbilanz. Konzernweit lagen ihre Auftragsbestände am Ende des zweiten Quartals um währungsbereinigte 13 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Es wird wohl noch lange dauern, bis Reebok mit der Schwestermarke Adidas mithalten kann, deren Auftragsbestand um ein Prozent kletterte. Stalker bekräftigte, auch Reebok werde aufs gesamte Jahr gesehen währungsbereinigt beim Umsatz zwischen fünf und zehn Prozent zulegen: "Wir rechnen vor allem in Wachstumsregionen Asien und Russland mit einem verbesserten Geschäft".

© SZ vom 06.08.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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