Offene Immobilienfonds:Anleger in Sorge

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Fachleute rechnen damit, dass weitere Gesellschaften offene Immobilienfonds schließen. Der Bundesverband will Anlegern nun helfen.

S. Groeneweg und A. Hagelüken

Nach der Schließung von vier offenen Immobilienfonds für mindestens drei Monate rechnen Fachleute damit, dass weitere Fonds ausgesetzt werden. Anleger können ihre Anteile in dieser Zeit nicht an die Gesellschaft zurückgeben und ihr Geld wieder bekommen. In der Branche kursieren schon Namen möglicherweise betroffener Gesellschaften.

Häusersiedlung in Frankfurt: Weitere Immobilienfonds könnten ausgesetzt werden. (Foto: Foto: AP)

Mit Union Investment kündigte aber ein großer Anbieter an, er erwarte keine Schließungen seiner Immobilienfonds mit einem Vermögen von 14 Milliarden Euro.

Diese Woche haben die Gesellschaften Kanam, Axa und TMW Fonds mit einem Volumen von zehn Milliarden Euro geschlossen, fast zehn Prozent des Geldes, das die Deutschen in offene Immobilienfonds investiert haben.

Weil Vermögensverwalter und andere große Investoren ihre Anteile auf der Suche nach Gewinnen in der Finanzkrise verkauften, kamen die Gesellschaften unter Druck. Der Grund: Sie können Gebäude in den Fonds selten ohne große Verluste kurzfristig verkaufen und haben deshalb Probleme, große Geldsummen auszuzahlen.

Der Bundesverband Investmentfonds (BVI) rät zur Gelassenheit. Bei den Fonds, die in einer Krise der Branche vor zwei Jahren für eine gewisse Zeit schlossen, hätten die vorübergehend gefangenen Anleger insgesamt eine relativ hohe Rendite erzielt. Der Verband rechnet aber selbst damit, dass weitere Anleger ihr Geld abziehen.

Nichts gelernt

Wer dringend an das Ersparte muss, hat ein Problem, solange ein Fonds geschlossen ist. Er kann die Anteile nur über die Börse verkaufen, wo Kursabschläge drohen. Um Anlegern zu helfen, will sich BVI-Geschäftsführer Stefan Seip für eine Änderung des Gesetzes einsetzen. Fonds sollen die Möglichkeit erhalten, jedem Anleger beispielsweise Anteile im Wert von 20.000 Euro auszuzahlen, solange der Fonds geschlossen ist.

Schon nach der Krise 2006, als die Deutsche Bank Anleger durch die Schließung eines Fonds verunsicherte, wollte die Branche Änderungen erreichen. Manche Gesellschaften vereinbarten mit großen Investoren, dass diese ihre Anteile nicht sofort abziehen, um eine Schließung von Fonds zu vermeiden.

Offenbar war das aber bei vielen Fonds nicht der Fall. Der Analyst Stefan Loipfinger kritisiert die Branche: "Sie hat aus der Krise 2006 nichts gelernt. Versprochene Reformen wurden nicht umgesetzt." Loipfinger beklagt, die Probleme seien nicht angepackt worden. "Die Anbieter haben die Milliarden der institutionellen Anleger weiter gerne genommen. Nun ziehen diese das Investierte ab und schon wieder gibt es Ärger." Loipfinger hält es sogar für möglich, dass am Ende alle Fonds die Rücknahme der Anteile aussetzen müssen.

© SZ vom 31.10.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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