Deutsche Bank:Ackermann kürzt die Dividende

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Die Deutsche Bank schreibt schwarze Zahlen - trotz der Finanzkrise. Doch Josef Ackermann gibt den Pessimisten - und streicht die Dividende zusammen.

In dem von der Finanzkrise besonders geprägten dritten Quartal lag der Gewinn vor Steuern bei 93 Millionen Euro, wie die von Josef Ackermann geführte Deutsche Bank mitteilte. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatte das Institut vor Steuern noch 1,449 Milliarden Euro verdient. Unter dem Strich lag der Gewinn wegen einer zusätzlichen Steuergutschrift zwischen Juli und September bei 414 Millionen (Vorjahr: 1,631 Milliarden) Euro.

Wenn die Dividende etwas geringer ausfällt: Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann spricht offen aus, was Aktionäre am meisten fürchten. (Foto: Foto: ddp)

Die nach dem Kollaps von Lehman Brothers verschärfte Finanzkrise führte zu weiteren Abschreibungen von 1,2 Milliarden Euro und einem Verlust im Investmentbanking - dem Kerngeschäft - von 789 Millionen Euro. Allerdings blieben dem Branchenprimus weitere 845 Millionen Euro an Wertberichtigungen durch die Anwendung der von der EU-Kommission jüngst gelockerten Bilanzierungsregeln erspart.

Vorstandschef Josef Ackermann, der die Krise vor einem Jahr bereits zu den Akten legen wollte, spricht nun von anhaltend schwierigen Geschäftsaussichten. Zur Stärkung der Kapitalbasis signalisierte der Schweizer erstmals eine Kürzung der Dividende.

"Extrem schwierige" Verhältnisse

"Das dritte Quartal 2008 war geprägt von einer eklatanten Verschärfung der Finanzmarktkrise im September", erklärte Ackermann im Zwischenbericht. Die Verhältnisse an den Aktien- und Kreditmärkten seien auch zu Beginn des letzten Vierteljahres "extrem schwierig". Die Konsequenz: Die Dividende wird für 2008 wohl geringer ausfallen. "Schließlich werden wir auch bei unserem Dividendenvorschlag die notwendige Bewahrung unserer Kapitalstärke in diesen schwierigen Zeiten angemessen berücksichtigen", erklärte Ackermann.

Bis zum Halbjahr hatte die Deutsche Bank noch 50 Prozent der Vorjahresdividende von 4,50 Euro als Ausschüttung eingeplant. Nach dem dritten Quartal wurde eine solche Dividendenabgrenzung, die mit dem Eigenkapital verechnet wird, nun aber nicht mehr vorgenommen.

Anpassung an US-Standards

Als eine der ersten europäischen Großbanken machte die Deutsche Bank von der neuen Möglichkeit Gebrauch, bestimmte Wertpapiere und Kredite nicht mehr mit dem Marktpreis zu bewerten. Diese Papiere müssen nun nur dann wertberichtigt werden, wenn sich ein dauerhafter Ausfall abzeichnet. Damit sind die Regeln der Praxis in den USA angepasst worden. Die Finanzaufsicht Bafin erwartet hierdurch Entlastungen in den Bankbilanzen in Milliardenhöhe.

Die Deutsche Bank buchte vor allem große Kredite für Übernahmen aus dem Handelsbestand heraus und entzog sie damit einer Marktpreisbewertung. Für die milliardenschweren Finanzierungen etwa von Private-Equity-Transaktionen finden sich seit Beginn der Krise vor mehr als einem Jahr kaum noch Käufer. Dies führte regelmäßig zu massiven Abschreibungen. Bis zum dritten Quartal belaufen sich die Gesamtbelastungen mittlerweile auf 8,5 Milliarden Euro.

Aber nur im ersten Quartal musste die Bank einen Verlust verschmerzen. Das kann sich im Branchenvergleich durchaus sehen lassen: Europäische Rivalen wie UBS oder Credit Suisse haben teils mit deutlich stärkeren Einbußen zu kämpfen.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was Bank-Chef Ackermann zum Abbau der Verschuldung seines Insitituts sagt - und wie seine neueste Stellungnahme zum Banken-Rettungspaket lautet.

Doch auch die Deutsche Bank bekommt im Investmentbanking die Krise mit voller Wucht zu spüren. Der einstige Wachstumsmotor Nummer eins stottert: Im dritten Quartal fielen auch wegen massiver Einbußen im Eigenhandel im Investmentbanking Verluste von 789 Millionen Euro an. Das Kapitalmarktgeschäft erwirtschaftet mittlerweile weniger als ein Viertel der gesamten Quartals-Einnahmen von 4,4 Milliarden Euro - zu Boomzeiten waren es mehr als 60 Prozent.

Mehrere Milliarden frisches Kapital besorgt

Angesichts der Marktturbulenzen ist das relativ stabile und weiterhin rentable Privatkundengeschäft für die Bank wieder in den Fokus gerückt. Anfang nächsten Jahres ist der Einstieg bei der Postbank geplant, mit dem sich Ackermann Zugriff auf die rund 15 Millionen Kunden der größten deutschen Filialbank sichern will.

Zur Finanzierung der Postbank-Transaktion hatte sich die Deutsche Bank 2,2 Milliarden Euro frisches Kapital beschafft. Dadurch kletterte die Kernkapitalquote Ende September auf 10,3 Prozent von 9,3 Prozent Ende Juni. Die Kapitalausstattung gilt als komfortabel, ist aber niedriger als die von Investmentbanken wie Goldman Sachs.

Viele Experten fordern zudem eine Bilanzverkürzung und damit einen Abbau der Verschuldung bei der Deutschen Bank. "Wir geben dem hohe Priorität, und ich bin zuversichtlich, dass wir hier schon bis Ende dieses Jahres erkennbare Fortschritte sehen werden", sagte Ackermann.

Auch beim Dividendenvorschlag werde die Wahrung der Kapitalstärke angemessen berücksichtigt. In der Krise schrauben die Investoren ihre Eigenkapitalanforderungen an die Banken nach oben. Sie sehen darin einen Puffer zur Abfederung weiterer Verluste.

Zudem hat Ackermann der Bundesregierung noch einmal seine Unterstützung für das Banken-Rettungspaket zugesichert. Sein Institut habe die weltweit koordinierten Hilfspakete von Anfang begrüßt. "Wir werden sie weiter unterstützen."

Ackermann war zuletzt von der Bundesregierung massiv kritisiert worden. Grund waren in einem Magazinbericht zitierte Äußerungen des Vorstandschefs, wonach er sich bei einer Nutzung des Hilfspakets angeblich schämen würde. Mittlerweile sieht es so aus, als ob die Deutsche Bank gemeinsam mit anderen Instituten zumindest die angebotenen staatlichen Garantien in Anspruch nehmen könnte.

© sueddeutsche.de/Reuters/dpa/mel/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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