Postbank:Ackermann muss nachlegen

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Seit dem Einstieg der Deutschen Bank bei der Postbank kannte der Aktienkurs der Postbank nur noch eine Richtung: abwärts.

Martin Hesse

So hatte sich Josef Ackermann den Einstieg bei der Postbank sicher nicht vorgestellt. Drei Tage vor dem Zusammenbruch der amerikanischen Investmentbank Lehman Brothers hatte der Chef der Deutschen Bank stolz angekündigt, sein Haus werde sich zunächst mit knapp 30 Prozent an der Postbank beteiligen.

Deutsche-Bank-Chef Ackermann hatte bei der Postbank keine glückliche Hand (Foto: Foto: AP)

Später habe die Deutsche Bank die Chance, diese Beteiligung auf eine Mehrheit auszudehnen.

Unglückliches Timing

Doch das Timing war unglücklich. 57,25 Euro je Postbank-Aktie hatte die Deutsche Bank geboten. Nach dem Kurssturz vom Montag kosteten die Papiere am Markt zeitweise nur noch knapp 15 Euro.

Auch deshalb geriet die Aktie der Deutschen Bank wegen der Hiobsbotschaften aus Bonn gleich mit unter die Räder, kostete zeitweise nur noch gut 25 Euro und war damit so billig wie seit 1992 nicht. Dennoch will Ackermann an der Beteiligung festhalten. "Die Transaktion bleibt unverändert bestehen", sagte ein Sprecher. Allerdings wird der Einstieg noch teurer als geplant.

Die Deutsche Bank ist zwar noch nicht Aktionär der Postbank, sie müsste sich also nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen. Sie will aber, wenn der Einstieg im ersten Quartal 2009 abgeschlossen ist, so viele Aktien nachkaufen, wie nötig sind, um den eigenen Anteil nicht zu verwässern. Diese zusätzlichen Aktien erhält die Deutsche Bank zum Bezugspreis der Kapitalerhöhung, also für 18,25 Euro. Damit wird die Postbankbeteiligung rund 300 Millionen Euro teurer.

Offen ist, inwieweit der Kurssturz der Postbank auch den zweiten Schritt der möglichen Übernahme beeinflusst. Die Deutsche Bank hat die Option, weitere 18 Prozent an der Postbank für 55 Euro je Aktie zu erwerben, aber frühestens zwölf Monate nach dem Kauf des ersten Teils.

Liegt der Kurs dann noch darnieder, dürfte die Deutsche Bank kaum zu diesem Preis zugreifen. Umgekehrt hat die Post, der 50 Prozent plus eine Aktie gehören, das Recht, frühestens 21 Monate nach dem Einstieg der Deutschen Bank auch den Rest ihrer Anteile an diese zu verkaufen - zu einem Preis von 42,80 Euro je Aktie. Aus heutiger Sicht wäre dies für die Post ein gutes Geschäft.

Deutsche Bank vor weiteren Abschreibungen

Die Aktien der Deutschen Bank wie auch der Commerzbank kamen am Montag noch aus anderen Gründen unter Druck. Die Verluste der Postbank warfen die Frage auf, ob auch die deutsche Nummer eins und zwei im dritten Quartal Verlust gemacht haben. Beide Institute wollten sich dazu nicht äußern.

Die Deutsche Bank legt am Donnerstag, die Commerzbank nächste Woche Zahlen vor. J. P. Morgan erwartet, dass die Deutsche Bank im zweiten Halbjahr weitere 4,5 Milliarden Euro abschreiben muss. Wie viel davon auf das dritte Quartal entfallen könnte, ist aber unklar.

Prognosen werden auch dadurch erschwert, dass die EU-Kommission mittlerweile eine Lockerung der Bilanzierungsregeln angekündigt hat. Die deutsche Finanzaufsicht hat erste Schritte bereits genehmigt, so dass die neuen Regeln schon für das dritte Quartal angewendet werden können.

Die Deutsche Bank will Zahlen nach den neuen und den alten Regeln vorlegen, um die Vergleichbarkeit zu erhöhen. Bereits zuvor hatte das Kreditinstitut angekündigt, zum Ende des dritten Quartals werde die Eigenkapitalquote bei etwa zehn Prozent liegen. Das ist deutlich mehr als etwa bei der Postbank, aber weniger als bei einigen der wichtigsten Konkurrenten der Deutschen Bank, etwa Goldman Sachs und Morgan Stanley.

Während die Deutsche Bank eine Inanspruchnahme des staatlichen Rettungsschirms vehement ablehnt, prüft die Commerzbank nach wie vor, ob sie Teile davon nutzt. Sie wollte sich nicht dazu äußern, wann diese Prüfung abgeschlossen ist. Beobachter rechnen nicht vor Bekanntgabe der Quartalszahlen damit.

© SZ vom 28.10.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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