Negativzinsen:Im Keller

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Ihr Bargeld bei der EZB abzugeben, wird einigen Sparkassen zu teuer. Also wollen sie es lieber behalten.

Von Stephan Radomsky

Aufs eigene Guthaben noch Zinsen zahlen? Wäre ja noch schöner. Das denken sich offenbar gerade ein paar Sparkassen in Bayern. Da sie bei der Europäischen Zentralbank aber genau das tun müssen - 0,3 Prozent von ihrem Geld dafür bezahlen, dass sie es dort parken dürfen - erinnern sich die Institute eines lang vergessenen Raums: des Tresors. Der Gedanke dahinter ist so simpel wie bestechend: Wenn die EZB das Geld nicht will, behalten wir es eben.

Wie das zu bewerkstelligen sei, dazu habe es "vereinzelte Anfragen" gegeben, heißt es vom Bayerischen Sparkassenverband. Deshalb habe man die Infos zum entsprechenden Versicherungsschutz in einem internen Rundschreiben zusammengefasst. Die Barschaft selbst zu lagern und zu versichern, kann durchaus billiger sein, als diese der EZB zu geben. Man habe aber, darauf legt der Verband wert, nicht für solch eine Maßnahme geworben. Auch sei im Freistaat "von keiner Sparkasse bekannt, dass sie so etwas konkret plant", sagte eine Sprecherin.

Wäre auch nicht sinnvoll, heißt es vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband, der Dachorganisation der Sparkassen in Deutschland. Zwar sei es "grundsätzlich legitim und zu begrüßen", wenn über Möglichkeiten nachgedacht wird, Kosten zu senken. Allerdings wäre das Bare im Keller aus Sicht des Verbands eben nicht billiger als die EZB. Denn neben den Versicherungsbeiträgen, die sich nach der eingelagerten Summe richten, fallen noch andere Kosten an: Der Tresor muss gesichert werden, und mehr Bares bedeutet auch mehr Geldtransporte. Auch in der Schweiz, wo der Strafzins der Zentralbank mit 0,7 Prozent mehr als doppelt so hoch ist wie in der Euro-Zone, sei der Bargeldumlauf deshalb kaum gestiegen.

Trotzdem, ein ebenfalls fast vergessener Berufsstand dürfte sich schon auf die Renaissance im Gefolge des Tresors vorbereiten: die Panzerknacker. Die dürften zwar einigermaßen aus der Übung sein, zuletzt ging ja alles nur noch über den Computer. Aber gelernt ist gelernt. Wäre ja noch schöner.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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