Nahaufnahme:Spannungsexpertin

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"Das ist etwas, was der Markt einfach will. Das ist die große Chance für uns." Vanessa Green. (Foto: oh)

Vanessa Green träumt davon, Ladegeräte zu schrumpfen. Im Silicon Valley hat sie ihr Unternehmen gegründet und die Funkausstellung in Berlin soll nun den Durchbruch bringen.

Von Caspar Busse

Fünf Hunde gibt es hier, sie laufen zwischen den Schreibtischen hin und her oder liegen irgendwo in der Ecke und schlafen, dort, wo auch die Mountainbikes der Mitarbeiter an der Wand lehnen. Das kleine Unternehmen Finsix residiert in einer großen Halle in Menlo Park mitten im Silicon Valley. Die 30 Mitarbeiter sitzen an Rechnern oder forschen, nebenan, getrennt durch eine Glaswand, gibt es ein kleines Labor.

"Wir wollen die Industrie ändern", sagt Vanessa Green, 32, und lacht dabei. Die schlanke Frau mit den blonden Haaren, dem schwarzen Pulli und der silbernen Kette hat die Firma Finsix mitgegründet, inzwischen ist sie CEO und hat große Pläne. Finsix will die Ladegeräte für Laptops, die heute noch klobig, schwer und schwarz sind, klein und handlich machen. Stolz zeigt Vanessa Green die Prototypen: Sie sind grün, rot oder orange, nur doppelt so groß wie ein Einwegfeuerzeug und sechs Mal leichter als herkömmliche Ladegeräte. Die Dinger laden auch noch deutlich schneller und passen in die Hosentasche.

"Das ist etwas, was der Markt einfach will. Das ist die große Chance für uns", ist Vanessa Green überzeugt. Mehr als 20 Millionen Dollar hat sie bereits bei privaten Investoren eingesammelt, die Hälfte davon investierte sie in die Ausstattung der Firma, mit der anderen Hälfte hat sie neue Mitarbeiter angeheuert. Finsix gibt es seit vier Jahren, gegründet wurde das Unternehmen in Boston. Vanessa Green studierte damals Wirtschaft an der renommierten Universität MIT. Dort lernte sie Tony Sagnieri, 37, und zwei weitere Elektrotechnik-Studenten kennen. Die drei tüftelten bereits an neuen Techniken für das Laden von Computern, Green steuerte ihr betriebswirtschaftliches Wissen bei.

Gemeinsam nahmen sie an einem Businessplan-Wettbewerb am MIT teil, für den ersten Platz im Wettbewerb - es gab 100 000 Dollar zu gewinnen - reichte es zwar nicht. Die Studenten, ermuntert von einem MIT-Professor, beschlossen weiterzumachen. Sie entwickelten einen Prototypen und sammelten Geld ein.

So einfach die Idee ist, Ladegeräte zu verkleinern, so schwierig ist es, sie umzusetzen. Die Erfinder geraten an physikalische Grenzen, weil dabei unter anderem Hitze entsteht. Während die Rechner immer kleiner und leichter wurden, ist die Größe der Ladegeräte seit langem unverändert, was viele Nutzer ärgert. Die Finsix-Forscher sind auf einen physikalischen Trick gekommen, einfach gesagt: Die Leistungshalbleiter arbeiten mit sehr hohen Schaltfrequenzen, so dass gar nicht erst so viel Hitze entsteht. Finsix hat bereits Patente angemeldet. Künftig sollen zudem statt Silizium-Chips neuartige aus Galliumnitrid eingesetzt werden, die kleiner und effizienter sind. Das Know-how kommt vom deutschen Chipkonzern Infineon, mit dem die Gründer eng zusammenarbeiten.

Vor knapp zwei Jahren entschieden sich Green und Sagnieri, die beiden anderen Gründer sind ausgeschieden, zum Umzug von der Ost- an die Westküste - nicht nur wegen des besseren Wetters. "Das Öko-System hier im Silicon Valley ist einfach sehr gut," sagt Green. Die Jungunternehmerin erzählt, dass es in den Hallen nebenan andere Start-up-Unternehmen gibt, um die Ecke hat Facebook einen großen Standort. Man tauscht sich aus. Die ersten Ladegeräte können bereits bestellt werden, für 89 Dollar pro Stück. Es gebe eine lange Warteliste, sagt Sagnieri. Im September wird einer der Finsix-Leute zur Internationalen Funk-Ausstellung (IFA) nach Berlin fahren, um für das Produkt zu trommeln.

Vanessa Green ist überzeugt, dass Finsix bald den Durchbruch schafft, sie verbreitet den typischen amerikanischen Optimismus. "Vanessa weiß, was sie will, sie ist sehr hartnäckig", erzählt einer, der mit ihr verhandelt hat.

© SZ vom 25.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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