Nahaufnahme:Sein guter Name

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"Wenn ich mir was reinziehen würde, dann nur was, von dem ich weiß, dass es gut ist." John McAfee. (Foto: dpa)

Drogen, Frauen, Software-Millionen - ein Mann, so schillernd, wie er nur sein kann. Warum sich der Virenexperte John McAfee mit dem Chipkonzern Intel anlegt.

Von Helmut Martin-Jung

Wo fängt man nur an bei John McAfee, einem Mann, wie er schillernder kaum sein könnte? Reich geworden mit Software, die Computerviren abwehrt. Die seinen Namen trug, bis der Chip-Gigant Intel sie sich einverleibt hatte. Und die diesen Namen nun wieder bekommen soll, weil Intel den milliardenteuren Versuch mit der Sicherheitsfirma nach nur zwei Jahren beendet. Vielleicht hier: John McAfee, der in Sachen Alkohol und Drogen Ähnliches durchgemacht hat wie die Rolling Stones und der auch so aussieht, hat etwas dagegen, dass aus Intel Security wieder McAfee wird. Denn, sagt er, er habe seinen Namen schon an eine andere Firma gegeben.

Wäre John McAfee nicht John McAfee, man müsste nun die Chancen bewerten, die die streitenden Parteien - hier die Weltfirma Intel, dort der ehemalige Software-Millionär - bei einer gerichtlichen Auseinandersetzung jeweils hätten. Aber John McAfee ist eben John McAfee, und so wird es wohl eher darum gehen, ob der Namensgeber noch etwas Geld dafür bekommt, dass Intel die Firma offenbar mit der Zusicherung veräußert hat, den alten Namen wieder nutzen zu dürfen.

McAfee, geboren 1945 in Großbritannien als Sohn eines US-Soldaten und einer Britin, kam im Alter von zwei Jahren in die USA, studierte Mathematik am Roanoke College, Virginia, und machte 1967 seinen Bachelor. Dass er das schaffte, war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Denn damals hatte er heftig zu trinken begonnen, wie er einem Reporter der Technik-Zeitschrift Wired vor ein paar Jahren erzählte. Genauso wie sein Vater übrigens, der sich umbrachte, als John gerade 15 war.

Das Geld für den Alkohol verdiente er sich, indem er Zeitschriften-Abos verkaufte. Sein Trick: Er redete den Kunden ein, sie hätten ein Abo gewonnen, müssten aber eine kleine Versand- und Bearbeitungsgebühr bezahlen. "Ich erklärte denen also, warum es nicht umsonst ist und sie dafür zahlen müssen." Funktioniert zu haben scheint die Dreistigkeit, mit der er seine Opfer schier endlos zuquatschte: "Ich habe ein Vermögen verdient."

Ein richtiges Vermögen verdiente McAfee dann aber erst Jahre später. Nachdem er Alkohol und Drogen aufgegeben hatte, arbeitete er beim Rüstungshersteller Lockheed. Doch dann das: Zwei Brüder aus Pakistan hatten einen Computervirus geschrieben, den ersten für PCs. Und John McAfee dachte, dass dies womöglich nur der Anfang gewesen sein könnte. Er gründete eine Firma - den ersten professionellen Hersteller von Anti-Viren-Software.

John McAfee kennt sich aus mit Software, noch größer aber ist seine Begabung, für seine Sache zu trommeln. Die ersten Viren waren natürlich ein Thema für die Medien, und McAfee nutzte jede Gelegenheit, um hinauszuposaunen, wie gefährlich das alles sei. Was damals nicht völlig falsch, aber doch auch mächtig übertrieben war. Schon bald fand sich seine Firma im Nasdaq wieder, seine Anteile waren satte 80 Millionen Dollar wert. Dabei hatte McAfee seine Software sogar verschenkt, die Großunternehmen, die sie nutzten, zahlten freiwillig dafür. Er verkaufte die Firma schließlich, verlor aber während der Finanzkrise fast sein ganzes Vermögen.

Freude daran hatte er sowieso schon länger nicht mehr gehabt. Er siedelte um in die Karibik, nach Belize, wollte dort biologische Heilmittel erforschen, umgab sich mit Leibwächtern und jungen Mädchen, geriet unter Mordverdacht. Drogen? Keine mehr, erzählte er Wired. "Wenn ich mir was reinziehen würde, dann nur was, von dem ich weiß, dass es gut ist." Seit 2013 lebt er wieder in den USA, gründete Firmen, bewarb sich als Präsidentschaftskandidat, legte sich mit dem FBI an, das eine Hintertür für iPhones will. John McAfee ist noch nicht fertig.

© SZ vom 09.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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