Nahaufnahme:Schon immer Berater

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Der Schotte Kevin Sneader ist neuer Weltchef von McKinsey. Der 51-Jährige ist schon seit 1989 bei der Firma.

Von Caspar Busse

Sein Onkel war Juwelier in Glasgow, so stand Kevin Sneader schon während der Schulzeit samstags im familieneigenen Schmuckgeschäft und verdiente sich ein wenig Geld. Während seiner Studienzeit war er dann Mitglied der Studentengewerkschaft und musste regelmäßig die Bibliothek aufräumen. Eines Tages fiel ihm dabei, so erzählte es Sneader jetzt in einem Interview auf der Internetseite von McKinsey, eine Bewerbungsbroschüre der Unternehmensberatung in die Hände. Er schickte seine Lebenslauf und wurde schließlich im Londoner McKinsey-Büro eingestellt.

Jetzt ist Sneader, 51, ganz oben angekommen. Am Wochenende wurde der gebürtige Schotte, der Fan des Fußballklubs Celtic Glasgow ist, zum neuen weltweiten Chef von McKinsey gewählt. Wenn er sein Amt im Juli antritt, ist er erst der zwölfte Chef der internationalen Unternehmensberatung, seit die Firma im Jahr 1926 von James Oscar McKinsey, einem Bauernsohn aus Missouri, gegründet wurde. Heute ist McKinsey die mit Abstand größte Strategieberatung der Welt, die Berater sitzen bei sehr vielen Unternehmen, alleine 27 der 30 deutschen Dax-Firmen nehmen die Dienste in Anspruch. Dazu kommt ein sehr dichtes internationales Netzwerk, sind doch inzwischen viele ehemalige McKinsey-Berater an die Spitze von Unternehmen gerückt. Mehr als 35o von ihnen führen heute Unternehmen mit mindestens einer Milliarde Dollar Umsatz (darunter etwa Allianz oder Deutsche Post), viele haben auch wichtige politische Ämter. McKinsey mit weltweit 27 Büros ist heute eine Macht, aber das Image ist nicht das beste. Die Berater gelten auch oft als arrogant, teuer und kühl, als solche, die nur Kostensenkungen im Blick haben.

"Ich fühle mich geehrt, das Vertrauen meiner Partner und Kollegen gewonnen zu haben und freue mich darauf", sagt Sneader. Viele hatten aber gehofft, dass erstmals eine Frau zum Zuge kommt und hatten auf die Amerikanerin Vivian Hunt gesetzt. Doch die Wahl des Mc-Kinsey-Chefs ist ungewöhnlich: Es gibt weltweit 2000 Partner, davon sind etwa 560 sogenannte Senior-Partner, die wählen dürfen und gewählt werden können. In einem ersten Schritt ist jeder frei wählbar, dann wird die Wahl auf die zehn Bestplatzierten eingeschränkt. Im dritten Wahlgang treten die beiden mit den meisten Stimmen gegeneinander an, Sneader machte das Rennen.

Auf den ersten Blick ist er das ziemliche Gegenteil zu seinem Vorgänger Dominic Barton, der nach neun Jahren nicht mehr antreten durfte. Der Kanadier, der jeden Tag mit mindestens zwei CEOs spricht, ist hochgewachsen, gut aussehend und gibt sich unkonventionell. Er wuchs mit seinen Eltern, die Missionare waren, in Uganda auf, hat auf einem Fischerboot und in der Holzindustrie gearbeitet und ist erst im dritten Anlauf McKinsey-Partner geworden. "Ich muss mit Überzeugung für meine Ideen begeistern, nicht mit Macht", sagte Barton mal. Er wollte am Image von McKinsey arbeiten, die Firma sollte "ganz allgemein attraktiv sein für alle Talente sein, für Schwule und Lesben zum Beispiel, für alternative Lebensstile, auch für Kandidaten ohne traditionellen Hintergrund", so Barton.

Sneader, kurze Haare, randlose Brille, dunkler Anzug, ist dagegen recht traditionell. Geboren in Kanada, aufgewachsen in Glasgow und britischer Staatsbürger, arbeitet seit 1989 für die Firma, machte zielstrebig Karriere und war zuletzt Asien-Chef. Er lebt mit seiner Frau und den beiden Töchtern in Hongkong. Sein Vater war an der Universität, seine Mutter Kindergärtnerin, im Sommer fuhren sie mit dem Wohnmobil nach Südengland. Jetzt werde er "zunächst einmal zuhören und lernen" - und jeden Morgen Sport machen, normalerweise von 5 Uhr 30 an.

© SZ vom 27.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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