Nahaufnahme:Oane geht no

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Franz Gerstbrein mit Trompete. (Foto: oh)

Wenn seine Fanfare auf der Wiesn erklingt, verdient der Musiker Franz Gerstbrein mit. Er freut sich über den Erfolg. Auf dem Oktoberfest trifft man ihn dennoch selten.

Von Harald Freiberger, München

Es ist der Traum vieler Musiker: ein Lied zu komponieren, das zum Hit wird, und dann nie wieder arbeiten zu müssen. Für Franz Gerstbrein ist der Traum wahr geworden, zum Teil zumindest, denn der Trompeter, Komponist und Arrangeur arbeitet immer noch.

Vor 20 Jahren hatte der heute 59-Jährige die Idee, das Lied "Oane geht no" für Blasmusik zu arrangieren. Davon zehrt er heute noch, denn es gehört, zusammen mit "Ein Prosit der Gemütlichkeit", zu den meistgespielten Liedern auf dem Oktoberfest. In den Zelten ertönen die vier kurzen Zeilen oft mehrmals in der Stunde: "Oane geht no, oane geht oiwei, oane geht no, oane geht no nei" (Eine Mass geht noch, eine geht immer, eine geht noch, eine geht noch rein).

Und jedes Mal verdient der Musiker Gerstbrein daran. Dafür sorgt die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte (Gema), die die Rechte von Musikern vertritt. Immer wenn ein Lied in der Öffentlichkeit gespielt wird, muss der Veranstalter dafür Gebühren an die Gema abführen, und die verteilt es weiter an die Schöpfer. Auf dem Oktoberfest läuft es so, dass die Kapellen dem Wiesnwirt ihre Liederliste überlassen, und der gibt sie an die Gema weiter.

Der gebürtige Niederbayer Gerstbrein, der in München lebt, macht nicht viele Worte um seinen Hit. "Er wird schon oft gespielt, das streite ich gar nicht ab", sagt er. Wie oft, weiß er nicht. Er weiß auch nicht, wie viel er dafür jedes Mal bekommt. Er sieht nur die Abrechnung der Gema für das gesamte Jahr, die immer am 1. April kommt, und wie hoch die ist, will er nicht verraten. Nur so viel: "Ich bin nicht gerade sehr reich, aber meine Frau und ich können schon gut leben davon." Er besitze eine Eigentumswohnung in München, "wir können uns das leisten, was wir uns einbilden". Und große Autos brauche er nicht.

Gerstbrein hat nach dem Abitur an der Münchner Musikhochschule Trompete studiert. Er trat und tritt mit seinem Instrument in verschiedenen Kapellen auf, gerade spielte er für ein paar Tage im Hofbräuhaus in der Band vom Obermüller Max. In jungen Jahren trompetete er im Musikkorps der Bayerischen Polizei. Seit 1995 ist er als freier Musiker, Komponist und Arrangeur tätig. "Ich mache jede Art von Musik", sagt er: Kirchenmusik, klassische Musik, Bayerisch-Böhmisch. Zu seinen bekanntesten Kompositionen zählen die Konzert-Polkas "Gedanken-Sprünge" und "Nepomuk". Er komponierte auch die "Papst-Benedikt-Messe", die in Rom uraufgeführt wurde.

Das Lied "Oane geht no" stammt ursprünglich von dem verstorbenen Bandleader Helmut Högl, der es für eine Tanzmusik-Besetzung komponierte. Gerstbrein arrangierte es für Blasmusik-Orchester um. Immer, wenn seine Fassung auf der Wiesn ertönt, bekommt er einen Teil der Gema-Gebühr, den anderen Teil bekommen Högls Erben. "Es ist nur ein Kleinstbetrag, aber es summiert sich halt", sagt Gerstbrein. Und es ist nicht nur das eine Lied, das ihm Gebühren einbringt. "Insgesamt habe ich bei der Gema 900 Titel gemeldet."

Der Titel, der mit Abstand am häufigsten öffentlich gespielt wird, ist aber "Oane geht no". Dabei bekommt Gerstbrein sein Arrangement selbst gar nicht so oft zu Gehör. "Ich bin ja kein Wiesngänger", sagt er. Früher habe er auf dem Oktoberfest auch mal selbst musiziert, das sei aber schon eine Zeit lang her. Grundsätzlich gehe er auch gern aufs Volksfest, zum Beispiel auf das Gäubodenfest in seiner Heimatstadt Straubing. "Da ist der Trubel nicht so groß und die Preise sind noch im Rahmen, was halt auf der Wiesn nicht mehr so ist", meint er.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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