Nahaufnahme:Amerikanischer Milliardär will die erste private Mondmission starten

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"Für mich geht es ums Träumen. Wenn du etwas erträumen kannst, kannst du es auch schaffen." Naveem Jain (Foto: oh)

Naveen Jain hat nun die Genehmigung dafür bekommen. Was er langfristig auf dem Mond vorhat? Rohstoffe abbauen.

Von Kathrin Werner

Im Englischen gibt es eine Redewendung: The sky is the limit. Gemeint ist, dass alles möglich ist. Wörtlich übersetzt heißt der Satz: Der Himmel ist die Grenze. Damit kann Naveen Jain nichts anfangen. "Wo ist das überhaupt, der Himmel?", fragt er. Niemand, der sich mit Astronomie auskenne, glaube überhaupt an den Himmel, der irgendwo zwischen Erde und Mond oder Mond und Mars liegt. "Der Himmel ist unsere Fantasie", sagt er. "Manchmal kann uns unsere Fantasie begrenzen." Seine scheint grenzenlos. Der 56-Jährige will als Erster eine private Mondmission losschicken. Bislang sind nur Staaten zum Mond geflogen mit ihren großen Raumfahrtbehörden wie der amerikanischen Nasa.

Jain, geboren in Indien und reich geworden in den USA, will das ändern. Schon nächstes Jahr soll sein Unternehmen Moon Express zum Mond fliegen. Jetzt hat er von der US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration, die seit 1967 laut internationalem Weltraumvertrag dafür zuständig ist, als erster Privatmann eine Genehmigung für einen Flug aus der Erdumlaufbahn und eine Landeerlaubnis für den Mond bekommen. Für Jain ist die Genehmigung ein Durchbruch.

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Das Mondfahrzeug soll in etwa so groß sein wie eine Maschine

Jain und sein Team wollen sich an dem Weltall-Wettbewerb Google Lunar X-Prize beteiligen. Um den von Google gesponserten Hauptpreis zu gewinnen, muss das Unternehmen als Erstes eine Sonde sicher auf dem Mond landen und mit einem Gefährt mindestens 500 Meter auf der Oberfläche des Erdtrabanten zurücklegen. Von der Landung und von der Strecke muss es zwei mindestens acht Minuten lange HD-Videos auf die Erde schicken. Das ist ganz schön schwer. Auf den Gewinner warten dafür 20 Millionen Dollar, es gibt mehrere Zusatzpreise. 15 weitere Teams sind im Rennen, eines davon aus Deutschland. Sie alle glauben nicht, dass der Himmel eine Grenze ist.

Als Jain ein Kind war, sah es nicht so aus, als würde er mal die erste private Mondmission finanzieren. Seine Familie war arm. "Manchmal hatten wir noch nicht einmal genug zu essen", erzählt er. Aber seine Mutter legte Wert auf Bildung. Jain studierte Ingenieurwissenschaften und Betriebswirtschaft und zog in die USA, wo er für verschiedene Technologie-Firmen arbeitete, bis er 1989 bei Microsoft anfing. Er blieb dort fast acht Jahre, machte Karriere und erlebte, wie man an der Börse schnell viel Geld verdienen konnte. Danach machte er sich mit der Firma Infospace selbständig, die unter anderem ein Telefonbuch und E-Mail-Adress-Verzeichnis im Internet aufbauen wollte. Vor dem Platzen der Dotcom-Blase 2001 war Infospace mehr als 30 Milliarden Dollar wert. Danach verfiel der Aktienkurs. Jain hatte aber da zum Teil bereits Aktien verkauft und zählte zu den reichsten Amerikanern. Heute ist sein genaues Vermögen nicht bekannt, er bezeichnet sich aber selbst als Milliardär.

"Für mich geht es ums Träumen"

2010 hat er gemeinsam mit zwei anerkannten Weltraum-Experten Moon Express gegründet, die Finanzierung stemmt er privat. Das kleine Unternehmen arbeitet in Cape Canaveral in Florida an dem Mondfahrzeug, es soll in etwa so groß werden wie eine Waschmaschine und über den Mond hüpfen wie ein Hase. Ins All schießen will er es mit der Rakete, die allerdings noch nie geflogen ist und für die bislang die Genehmigungen fehlen.

Neben dem Preisgeld von Google erwartet Jain grenzenlose Geschäftsmöglichkeiten auf dem Himmelskörper. Langfristig will er auf dem Mond Rohstoffe abbauen, zum Beispiel das auf der Erde seltene Helium-3. Ob seine Mission klappt, steht in den Sternen. Aber Jain lässt sich davon nicht aufhalten. "Für mich geht es ums Träumen", sagt der Unternehmer. "Wenn du etwas erträumen kannst, kannst du es auch schaffen."

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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