Luftfahrt:Schneller als die Concorde - und billiger

Boom flying

So soll der Überschalljet aussehen.

(Foto: Boom)
  • Der britische Milliardär Sir Richard Branson investiert in ein neues Überschall-Projekt. Der Amerikaner Blake Scholl will seinen Jet "Boom" in wenigen Jahren in die Luft bringen.
  • Tickets sollen günstiger sein als die des inzwischen eingestellten europäischen Überschalljets Concorde.

Von Jan Schmidbauer

Es ist knapp 30 Jahre her, dass der britische Unternehmer Richard Branson auf dem Atlantik einen Rekord brach: Mit seiner Yacht, der Virgin Atlantic Challenger II, raste er im Rekordtempo über den Ozean. Es war die schnellste Atlantiküberquerung mit einem Schiff in der Geschichte.

Die Jagd nach Geschwindigkeitsrekorden lässt den Airline-Besitzer nicht los. Mit seiner Fluggesellschaft Virgin Atlantic will Branson dabei helfen, wieder einen Überschallflieger in den Himmel zu bringen, der Passagiere in wenigen Stunden über den Atlantik bringt. Das Ziel: von London nach New York in dreieinhalb Stunden.

Branson kooperiert dafür mit einer US-Firma. "Boom" soll der Flieger heißen, an dem der Pilot und ehemalige Amazon-Manager Blake Scholl im US-Bundesstaat Colorado tüftelt. Scholls Prototyp, an dem er mit mehreren Ingenieuren arbeitet, soll günstiger sein als die Projekte der etablierten Flugzeughersteller Boeing und Lockheed Martin, die sich derzeit ebenfalls mit dem Thema beschäftigen. Branson unterschrieb gleich eine Kaufoption über zehn der potentiellen Überschallflieger.

"Das ist nicht Science-Fiction"

Der Überschalljet-Prototyp habe einen entscheidenden Vorteil, sagt Scholl. Der Prototyp arbeite mit bestehenden Technologien und müsse deshalb geringere Hürden bei der Zulassung nehmen. "Das ist nicht Science Fiction", sagt er. "Wir machen das wirklich." Der Prototyp soll Ende nächsten Jahres getestet werden, kommerzielle Flüge könnten in wenigen Jahren abheben. Scholl verspricht, dass der Überschallflug über den Atlantik vergleichsweise günstig sein wird. 5000 Dollar für den Hin- und Rückflug setzt er an - nicht mehr, als heute ein Business-Class-Ticket koste, sagt Scholl.

Der US-Unternehmer betont die vergleichsweise günstigen Kosten nicht ohne Grund. Ausschlaggebend für die Einstellung des kommerziellen Überschalljets Concorde war zwar ein verheerender Absturz in der französischen Hauptstadt Paris, bei dem 113 Menschen ums Leben kamen. Neben den Sicherheitsbedenken gab es aber auch ein anderes Problem: Die Flüge rechneten sich kaum noch. Die Nachfrage nach den 20 000 D-Mark teuren Tickets ließ nach, die Treibstoffkosten schnellten in die Höhe. Im Jahr 2003 landete die letzte Maschine dieses europäischen Prestigeprojekts, das heute nur noch in Museen zu besichtigen ist.

Der "Boom"-Jet soll wesentlich kleiner ausfallen als die Concorde. Mehr als 40 Sitzplätze wird es wohl nicht geben. Fliegen soll der Jet in über 18 000 Metern Höhe. Die Geschwindigkeit: Mach 2.2, mehr als die zweifache Schallgeschwindigkeit und damit sogar etwas schneller als die Concorde.

Doch kein Ende des Traums

Auch bei Airbus tüftelt man an einem neuen Überschall-Jet. Der europäische Luft-und Raumfahrtkonzern hat sich 2014 mit der Aerion Corporation auf eine weitreichende Zusammenarbeit geeinigt. Aerion und Airbus wollen gemeinsam einen Überschall-Geschäftsreisejet entwickeln, der schneller als der Schall fliegen kann und circa acht bis zwölf Sitzplätze bieten soll. AS2 heißt das Projekt. "Wir sehen klare und erreichbare technische Lösungen, ein Überschallflugzeug zu entwerfen, und einen realistischen Zeitplan für den Bau und Flüge", sagte vor Kurzem Ken McKenzie, Strategiechef der Airbus Group in den USA. Wenn alles nach Plan laufe, sollen im Jahr 2023 die ersten Passagiere befördert werden.

Bis dahin sind aber noch viele technische Hürden zu nehmen. Die Entwicklung von geeigneten Motoren könnte schwierig werden. Außerdem müssen wohl noch fortschrittlichere Materialien entwickelt werden, die ein solches Flugzeug leichter machen und damit die Flugkosten senken.

Noch immer sind es also ähnliche Herausforderungen, vor denen damals auch die Airlines beim Betrieb der Concorde standen. "Dies ist das Ende einer fantastischen Ära in der Welt-Luftfahrt", sagte der damalige British-Airways Chef Rod Eddington, als es mit der Concorde zu Ende ging. Vielleicht ist der Traum vom Fliegen in Überschallgeschwindigkeit aber doch noch nicht zu Ende.

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