Nahaufnahme:Jenseits der Klatschspalten

Nahaufnahme: "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gerne Unternehmerin bin und es mir Spaß macht, Dinge zu bewegen und voranzubringen." Susanne Porsche

"Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich gerne Unternehmerin bin und es mir Spaß macht, Dinge zu bewegen und voranzubringen." Susanne Porsche

(Foto: Foto: Catherina Hess)

Susanne Porsche interessiert sich für Innovationen in der Finanzbranche.

Von Heinz-Roger Dohms

Wer sich über Leben und Wirken der Münchner Filmproduzentin Susanne Porsche auf dem Laufenden halten will, der schien mit den bunten Blättern bislang eigentlich immer ganz gut bedient. "Die Porsches fahren jetzt getrennte Wege", hatte 2008 zum Beispiel die Bild am Sonntag zu berichten, nachdem sich die heute 64-Jährige von Wolfgang Porsche hatte scheiden lassen, dem Oberhaupt der gleichnamigen Autodynastie: "Eine rasante, aber glückliche Trennung. Beide sind neu verliebt." Was man in den Klatschspalten hingegen eher nicht erfährt: Jenseits ihrer Profession und ihrer unbestrittenen Rolle in der Münchener Society ist Susanne Porsche seit Jahren auch in der deutschen Start-up-Branche aktiv. So leitet sie zum Beispiel ein Gründerinnen-Programm der Hypo-Vereinsbank. Darüber ist hinaus ist sie zuletzt auch vermehrt als Investorin in Erscheinung getreten, meist bei kleineren deutschen Start-up-Firmen wie Restube, Pflegebox oder Secucloud. Insofern verwundert nicht, dass die jüngste Story über Susanne Porsche nicht von der Bunten oder der Bams aufgetan wurde - sondern von einer eher unbekannten Nerd-Publikation namens T3N. Wem der Name nichts sagt: T3N ist laut Selbstbeschreibung das Magazin für "digitale Pioniere". Und zu denen darf sich nun auch Frau Porsche zählen. Die hat nämlich klammheimlich und offenbar schon vor längerer Zeit einen knapp 1,5-prozentigen Anteil am gehypten Berliner Technologie-Start-up Finleap erworben.

Bei Finleap handelt es sich um eines jener jungen Finanzunternehmen, die mithilfe neuer Technologien die Banken- und Versicherungswirtschaft aufmischen. Wobei: Genau genommen ist Finleap gar kein Fintech, sondern ein Fintech-Inkubator, sprich: eine Firma, die andere Firmen sozusagen gebiert und dann großzieht. Nicht weniger als elf Start-ups hat Finleap auf diese Weise seit 2014 gegründet. Ein Beispiel ist die Solaris-Bank, die vergangenes Jahr als eines der ersten Fintechs eine Volllizenz der Finanzaufsicht Bafin erhielt. Eine andere, dank TV-Werbung schon einigermaßen bekannte Finleap-Tochter ist Clark - ein Online-Makler, der klassischen Versicherungsvermittlerin via Internet Konkurrenz machen will. Interessant: Bei Clark hat Susanne Porsche nicht nur indirekt via Finleap, sondern darüber hinaus sogar direkt investiert.

Darüber hinaus engagierte sie sich bei einem weiteren Finleap-Unternehmen namens Pairfinance. Dass die Investments bislang geheim blieben, liegt daran, dass Porsche sie über eine Gesellschaft namens Fintech UG tätigte. Die wiederum gehört zu 80 Prozent zwei weiteren Anlagevehikeln, die ihr zuzurechnen sind, nämlich die SP Beteiligungsgesellschaft mbH und die FAP Beteiligungsgesellschaft GmbH. Wenn man bedenkt, dass die gebürtige Frankfurterin zu den Frühinvestoren zählte, dürfte sie ihren Einsatz deutlich vermehrt haben. Jedenfalls bezifferte ein Fachmagazin die Bewertung von Finleap im vergangenen Jahr auf 121 Millionen Euro. Daran gemessen wäre Porsches Anteil bereits mehr als 1,5 Millionen Euro wert. Finleap-Chef Ramin Niroumand bezeichnete seine prominente Gesellschafterin gestern als "Partnerin der ersten Stunde". Demnächst werde sie das Unternehmen sogar als Beraterin unterstützen. Susanne Porsche, die momentan in den USA weilt, war zwar nicht zu sprechen, schickte aber immerhin per Mail ein Statement: "In FinLeap habe ich investiert, weil mich das Thema Fintech als spannendes Wachstumsfeld interessiert." Zudem hätten sie "die Kompetenzen des Managementteams" überzeugt. Klingt so, als bliebe Finleap nicht ihr letztes Engagement in der Finanzbranche.

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