Nahaufnahme:In Bewegung bleiben

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"50 Prozent des Umsatzes im Onlinehandel kommen über Handys. Da mitzumachen ist keine Option, sondern ein Muss." Tom Hogan. (Foto: oh)

Der IT-Veteran Tom Hogan hilft jetzt Firmen, Apps zu programmieren - für ihn "keine Option, sondern ein Muss".

Von Helmut Martin-Jung

Eigentlich ist es nicht mehr seine Welt. Als Tom Hogan Anfang der 1980er-Jahre seinen ersten Job antritt bei "Big Blue" IBM, erlebt der PC seinen ungeheuerlichen Aufstieg und bringt zwischenzeitlich auch den Giganten IBM ins Wanken. Bei anderen Größen des PC-Zeitalters hat er auch gearbeitet, bei HP etwa, wo er es bis zum Leiter von Verkauf und Marketing brachte. Heute verdrängen mobile Geräte, Tablets und - vor allem - Smartphones den PC. "Der Markt ist in Bewegung", sagt Hogan. Und er? Hat sich mitbewegt.

Seit 14 Monaten ist Hogan, geboren 1959, Chef von Kony, einer Firma, die Apps für Firmen programmiert. Im vergangenen Jahr wuchs die Zahl der Kunden um 50 Prozent, der Umsatz ebenso, er liegt mittlerweile bei 100 Millionen Dollar. Auch mit deutschen Firmen wie etwa der Lufthansa arbeitet Kony zusammen, nun will Hogan die Vertriebsaktivitäten in Deutschland verstärken. "Die Firmen kommen zu uns und sagen: 'Wir wollen nicht ge-ubert werden.'" Uber, das ist der über Apps organisierte Fahrdienst, den die Taxi-Verbände fürchten wie der Teufel das Weihwasser. Und es ist auch die Blaupause für andere Start-ups, die mit ihrer neuen Art, Dienstleistungen zu organisieren, ganze Geschäftszweige grundlegend verändern.

"Das neue Konsumverhalten treibt die Welt an", sagt Hogan, "zwei Milliarden Menschen haben ein Smartphone, 50 Prozent des Umsatzes im Onlinehandel kommen bereits über Handys." Mobilgeräte seien nicht mehr nur Teil des Ökosystems. "Da mitzumachen ist keine Option, sondern es ist ein Muss, sich dieser Entwicklung zu stellen."

Einer Entwicklung, die rasend schnell verläuft: "Normalerweise dauert ein Wandel immer doppelt so lange, wie die Analysten vorhersagen", sagt Hogan, "aber bei Mobile wird das vielleicht zum ersten Mal anders." Und ein Viertel aller führenden Unternehmen von heute würden in den nächsten paar Jahren vom Thron gestoßen.

Das kommt vor allem daher, so glaubt er, dass die junge Generation ihr Leben voll und ganz mit den mobilen Geräten organisiere: "Die nutzen nicht einmal mehr E-Mail", sagt er, "und sie sind sehr ungeduldig." Seine Kinder, alle schon erwachsen und in ihren 20ern, fragten sich: "Warum muss ich eigentlich beim Arzt noch Formulare auf Papier ausfüllen?"

Aber wie sollen sich Firmen verhalten gegenüber diesen neuen Herausforderungen? "Nicht reaktiv handeln", rät Hogan, "sondern digitale Mobilprojekte zu den wichtigsten für die Firma machen." Doch viele, die das versuchten, würden an der Komplexität scheitern, die das mit sich bringt. Denn soll eine mobile App auf möglichst allen Geräten und in verschiedenen Ländern gut laufen, braucht es viel Spezialwissen: "Wir garantieren, dass unsere Apps überall laufen." In spätestens 30 Tagen lege Kony auch nach, wenn Updates erforderlich werden, zum Beispiel, weil es ein größeres Update bei einem Handy-Betriebssystem gegeben hat.

Seiner Erfahrung nach stellen sich bisher nur etwa 15 bis 30 Prozent des Marktes den Herausforderungen, die mit dem Siegeszug der mobilen Geräte einhergehen. "Bei kleineren Firmen, Familienbetrieben zumal, sei oft das Problem, dass das Geld für Investitionen in neue Bereiche knapp sei: "Es ist nicht leicht und auch nicht umsonst", predigt Hogan, "aber es kostet auch nicht die Welt." Auch für 50 000 Dollar lasse sich eine gute kleinere App programmieren, die das Geschäft einer Firma verändern könne. Größere Firmen müssten schon etwas mehr ausgeben, der Durchschnitt liegt bei etwa 200 000 Dollar.

Und was zeichnet eine gute App aus? "Es ist wie im Kino: Die ersten 30 Sekunden entscheiden, ob ich in den Film reingezogen werde."

© SZ vom 22.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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